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„Wir wollen zum Titel-Anwärter in der Champions League werden“

Melanie Leupolz hat ihren Vertrag beim FC Bayern München bis Sommer 2020 verlängert. Im Interview spricht die 24-jährige Olympiasiegerin und Europameisterin über ihre Rolle als Spielführerin, die Lage in der Frauen-Bundesliga und die Aussichten der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich. 

Melanie, was hat dich überzeugt, deinen Vertrag beim FC Bayern erneut zu verlängern?
„Wir haben in der Mannschaft großes Potenzial und einen guten Plan, wie wir die nächsten Jahre vorankommen wollen und wieder Titel gewinnen können. In Europa wollen wir zu den absoluten Top-Mannschaften aufschließen, um auch Titel-Anwärter in der Champions League zu werden. Mir ist bewusst, dass dazu in den nächsten ein oder zwei Jahren noch Glück gehört. Aber ich bin überzeugt, dass der FC Bayern diesen Sprung mittelfristig schafft und ich möchte Teil dieses Prozesses sein.“

Welche Ziele hast du mit dem Team in dieser Saison – und nun auch darüber hinaus?
„Zunächst wollen wir uns gut auf 2019 vorbereiten. Wir sind aktuell nur noch drei Punkte hinter Wolfsburg. Im ersten Spiel nach der Winterpause, in dem wir auf den VfL treffen, ist es immer schwierig zu wissen, wo welche Mannschaft steht. Das kann für uns aber auch die Chance sein, Punkte mitzunehmen. Wir haben nicht viel zu verlieren, wollen unbedingt punkten und das Meisterschaftsrennen bis zum Ende der Saison offenhalten. Im Pokal und in der Champions League haben wir zusätzlich die große Chance, das Jahr zu einem großen Erfolg für uns zu machen. Wenn wir in der Champions League weit kommen, setzen wir damit international ein großes Zeichen und läuten eben jenen Prozess ein, den ich zuvor beschrieben habe.“

Wie ist es für dich, die Mannschaft seit dieser Saison als Kapitänin anzuführen?
„Auf dem Platz selbst hat sich nicht viel verändert, da ich auf meiner Sechser-Position schon immer versucht habe, Verantwortung zu übernehmen. Ob ich jetzt die Binde am Arm habe oder nicht, ist dann letztendlich egal. Ich habe mich gefreut, dass die Mannschaft mich gewählt hat – natürlich zusammen mit den Stellvertreterinnen. Neben dem Platz sind Aufgaben hinzugekommen. Aber letzte Saison war ich bereits im Mannschaftsrat und in den Jugendnationalmannschaften auch öfter Kapitänin, daher ist das alles nichts Neues. Ich freue mich einfach, den Rückhalt und die Bestätigung der Mannschaft zu bekommen und führe das Amt wirklich gerne aus.“

Auch in Wolfsburg haben deutsche und internationale Nationalspielerinnen verlängert. Bleibt die Bundesliga stark oder sind andere Länder auf der Überholspur?
„Andere Länder, speziell England, haben in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung hingelegt. Frankreich hat mit Lyon etliche Male die Champions League gewonnen und ist somit eine absolute Macht in Europa, auch wenn die restliche Liga dort nicht so stark ist. Die spanische Liga braucht vielleicht noch etwas Zeit, aber auch dort investieren die großen Vereine sehr viel. Ich glaube, dass das der Weg zum Erfolg ist, wenn Frauenteams den Rückhalt starker und bekannter Männermannschaften haben. Nur so wird es auf Dauer möglich sein, Titel zu gewinnen. Trotzdem ist die deutsche Liga mit ihren vielen Nationalspielerinnen sehr gut. Die zuletzt zahlreichen hohen Ergebnisse unterstreichen zwar nicht unbedingt die Attraktivität der Bundesliga, aber nach wie vor gibt es hierzulande viele Top-Teams mit vielen herausragenden Spielerinnen.“

Wo gibt es hierzulande Handlungsbedarf?
„Ich glaube, dass die Strukturen im Frauenfußball in Deutschland noch professioneller werden müssen. Lizenzvereine müssen ihre Frauenmannschaften wirklich unterstützen und konkurrenzfähig machen. Wir brauchen mehr Zuschauer in den Stadien, wofür es gute Konzepte braucht, und der Frauenfußball muss insgesamt noch besser und professioneller vermarktet werden.“

Ist es ein Vorteil für dich, beim FC Bayern mit mehreren deutschen Nationalspielerinnen zusammenzuspielen?
„In München haben wir viele gute Spielerinnen und dadurch tagtäglich ein hohes Trainingsniveau. Der Konkurrenzkampf ist in der Mannschaft entsprechend hoch. Das heißt, dass jeder immer die beste Leistung abrufen muss und sich dadurch letztendlich auch gut weiterentwickeln und auf Top-Spiele in Liga, Pokal und Champions League vorbereiten kann.“

Wie siehst du der Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich entgegen und was ist für Deutschland drin?
„Unsere Gruppe ist tatsächlich recht stark – vor allem Spanien, gegen das wir erst kürzlich 0:0 gespielt haben. Wir müssen jedoch keinesfalls mit Angst anreisen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Gruppenphase meistern. Martina Voss-Tecklenburg hat ja bereits angekündigt, dass nächstes Jahr nicht unbedingt der Titel im Fokus steht. Vielmehr ist das Ziel, über die nächsten Jahre wieder etwas aufzubauen. Ich finde diesen Prozess sehr spannend, denn in Zukunft ist mit all den deutschen Talenten im Frauenfußball wirklich wieder viel möglich. Ich freue mich darauf. Und falls 2019 schon relativ erfolgreich wird – umso besser.“