Als der FC Bayern am 15. September 2012 gegen den FSV Mainz 05 sein zweites Heimspiel dieser Bundesligasaison bestritten hat, konnten dies 71.000 Zuschauer in einer der modernsten Arenen der Welt verfolgen. Und auch auf den Tag genau 105 Jahre zuvor, als der FC Wacker München im Einweihungsspiel des neuen Bayernplatzes an der äußeren Leopoldstraße mit 8:1 bezwungen werden konnte, war der FC Bayern seiner Zeit bereits voraus.
Durch die Fusion mit dem Münchner Sportclub (MSC) im Jahr 1906 bekam man Zugang zu einer der größten und modernsten Sportanlagen Deutschlands. Diese befand sich östlich der Leopoldstraße auf Höhe des Parzivalplatzes. Eigentümer des weiträumigen Grundstückes war die Stadt, die dieses damals zu günstigen Konditionen an den MSC verpachtete. Neben einem Klubhaus, mehreren Tennis-, Hockey- und Leichtathletikplätzen wurde dort im September 1907 auch die erste Stadiontribüne Münchens eingeweiht, die damals 200 Zuschauern Platz bot. Im Inneren beherbergte sie sogar Garderoben- und Waschräume. Verweisend auf das Gesamtbild des neuen, in Holzbauweise entstandenen Tribünenkonstrukts, wurde dieses im Volksmund als ´Schuhschachtel´ bezeichnet. In der Folgezeit sollte zusätzlich gar eine Flutlichtanlage installiert werden, „mittels der man bei guter Sicht trainieren konnte“, wie sich der damalige Präsident Kurt Landauer sich Jahre später erinnerte. Insgesamt fasste der neue Fußballplatz damals maximal etwa 1000 Zuschauer, was für die Gründungsjahre bis 1907 auch ausreichend war. Fanden doch bis dahin in München fast ausschließlich Spiele mit dreistelligen Besucherzahlen statt.
Dies sollte sich in den kommenden Zeiten bis zum 1. Weltkrieg jedoch schlagartig ändern. Nicht einmal ein Jahr nach der Einweihung, im April 1908, hatte der FC Bayern mit den ´Pirates´ erstmals eine Englische Mannschaft nach München verpflichtet. Dicht gedrängt standen seinerzeit bereits 2000 zahlende Zuschauer um den Platz an der Leopoldstraße, um erstmals Fußballer aus dem Mutterland des Spieles leibhaftig zu erleben. Als im April 1911 der seinerzeitige Deutsche Meister Karlsruher Fußballverein an der Leopoldstaße zu Gast war – es ging für den FC Bayern erstmals um die Süddeutsche Meisterschaft - strömten über 5000 Zuschauer in die Sportanlage des MSC. Nur durch die zuvor, zusätzlich geschaffenen Stehränge rund um den kompletten Platz mittels Bodenaufschüttungen und zusätzlichen Stufenbauten aus Holz war es mittlerweile möglich, solchen – für damalige Verhältnisse – Massen Platz zu bieten. Der absolute Zuschauerrekord im Stadion an der Leopoldstraße wurde aber erst nach dem 1. Weltkrieg erzielt. Die Angaben diverser Quellen zum Derby gegen den Turnverein von 1860 im Oktober 1920 schwanken zwischen 6000 und 8000 Besucher.
Letztmalig lief die 1. Mannschaft des FC Bayern in ihrem ersten Stadion der Vereinsgeschichte am 11. Mai 1924 zum Freundschaftsspiel gegen den FV Neuhausen auf. Fortan sollte das Heinrich-Zisch-Stadion, heute besser bekannt als Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße, bis 1972 Schauplatz für die Heimspiele des FC Bayern sein. Vier weitere Jahre nutzten Jugend- und Reservemannschaften das Stadion an der Leopoldstraße noch für Ihre Heimspiele. Im Oktober 1928 wurde der Nutzungsvertrag mit dem MSC aus Kostengründen gekündigt. Die erste Münchner Stadiontribüne eines Fußballplatzes stand noch bis in die 1960er, ehe sie einer Erweiterung der Leopoldstraße weichen musste.
Neben dem Städtischen Stadion an der Grünwalderstraße, dem Olympiastadion und der Allianz Arena gehört das Stadion an der Leopoldstraße zu den vier Stadien, in denen der FC Bayern die meisten seiner Heimspiele in der mittlerweile 112jährigen Vereinsgeschichte ausgetragen hat. In der FC Bayern Erlebniswelt können sie, neben zahlreichen weiteren herausragenden Exponaten, die Modelle dieser vier Spielstätten des FC Bayern besichtigen.



