Wir spielten vor 80.000 Zuschauern auf einem Teppich, das war eine Schau.
Mit diesen Worten fasste Franz Beckenbauer Jahre später seine Erinnerungen an das Spiel der Spiele der Bundesligasaison 1971/72 in einem Satz zusammen. 28. Juni 1972 – 34. Spieltag der Bundesliga: Der FC Bayern - Tabellenführer mit einem Punkt Vorsprung – empfing den Tabellenzweiten FC Schalke 04. Knapp zwei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele kam es zum ersten Spiel des FC Bayern – in diesem Falle sogar zu einem echten ´Endspiel´ - im neuen Münchner Olympiastadion.
Nur mit einer Sondergenehmigung des DFB war der Stadionwechsel während der Saison möglich geworden. In den vorhergehenden 16 Heimspielen im Stadion an der Grünwalder Straße – damaliges Fassungsvermögen 40.000 Zuschauer – konnte man im Schnitt knappe 25.000 Besucher verzeichnen. Das 17. Heimspiel mit besagter Rekordkulisse im neuen Stadion schraubte diesen um über 3.000 Besucher auf fast 28.000 in die Höhe. Bis dahin neuer Rekord in der Vereinsgeschichte des FC Bayern. Zudem stieß man an diesem Tage mit einer Rekordeinnahme von 1,2 Mio DM in neue Dimensionen und Zeiten vor.
Auch die Spieler um Beckenbauer unten auf dem ´grünen Teppich´ – neben ihm liefen sieben weitere Nationalspieler auf - ließen sich an diesem Mittwochabend unter den hell strahlenden Flutlichtern von der Aufbruchsstimmung anstecken. Mit 5:1 (2:0) wurde der Vizemeister geschlagen.
Der FC Bayern war laut Schlagzeile im Kicker-Sportmagazin der „ Meister nach Maß“. Mit dem dritten Meistertitel war man zudem wieder für den Europapokal der Landesmeister, dem Vorläufer der Champions League, qualifiziert. „Gerade jetzt, wo das Olympiastadion mit doppelter Zuschauerkapazität als das Grünwalder Stadion zur Verfügung steht, war es für das Starensemble um Franz Beckenbauer lebenswichtig, im großen Fußball dabei zu sein,“ verlautbarte Helmut Dirschner vom Kicker. Man sprach von Hunderttausenden und Millionen Mark, die dem Münchner Fußball in den Zeiten vor dem Olympiastadion durch die Lappen gegangen waren.
Das Durchschnittsalter der Meistermannschaft lag damals bei 24 Jahren. „Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn diese gesunde Mischung nicht noch drei, vier Jahre eine Gewähr für den Verbleib in Deutschlands und Europas Spitzenklasse garantieren sollte,“ so Dirschner. Wie wir heute wissen, ging es nicht mit dem Teufel zu.
Auch wenn der weitsichtige Präsident Neudecker bereits damals kritisierte „Ein Manko wird es immer bleiben, dass das Olympiastadion nicht ganz überdacht ist, dass es – sagen wir es frei heraus – nur für die Zeit der Olympischen Spiele gebaut worden ist, dass auf seine spätere Funktion keine Rücksicht genommen wurde“, erwies sich die neue Heimstatt des FC Bayern als ein Segen für den Klub. In den kommenden 33 Jahren sollte der Verein insgesamt 793 Spiele hier austragen, wovon 579 gewonnen wurden, 135 unentschieden endeten und lediglich 79 verloren gingen. Insgesamt 31.318.820 Zuschauer – Durchschnitt pro Spiel 39.494 - waren Zeuge dieser Spiele des FC Bayern im Olympiastadion.
Genau 41 Jahre nach dem ersten Spiel des FC Bayern im Olympiastadion gebührt unserem Modell des Stadions in der FC Bayern Erlebniswelt die Ehre, das Exponat der Woche zu sein.