Montag, 1. Juli 2013: „So sprachlos habe ich meine Klasse noch nie erlebt“, so die Worte der sichtlich gerührten Klassenleiterin Tanja Beattie. Da standen sie nun, vor der Vitrine in der FC Bayern Erlebniswelt, die 18 Schülerinnen und Schüler der Steinhöringer Grundschulklasse 2b. Mit weit offenem Munde, unfähig auch nur ein Wort heraus zu bringen. Nein, die Zweitklässler befanden sich nicht vor der Triple-Vitrine mit dem Champions-League-Pokal, der Meisterschale und dem DFB-Pokal. Sie bestaunten vielmehr einen Pokal, den sie bei ihrem Besuch dort im Fußballmuseum nie erwartet hätten. Sie standen inmitten vor der Vitrine mit IHREM Pokal: Dem Champions-League- Pokal 2012. Oder, besser gesagt: Dem Champions-League-Trost-Pokal 2012.
Montag, 21. Mai 2012: Die damalige Grundschulklasse 1b aus Steinhöring startet wie üblich mit dem Morgenkreis in den Schultag. Natürlich war auch in diesem Kreise an diesem Tag nur von einem Wochenendereignis die Rede: Dem verloren gegangene ´Finale Dahoam´ des FC Bayern.
„Wie konnte das passieren?“ fragte der eine in die Runde. Die Nächste meinte: „Bayern war viel besser als die Anderen!“ Fast etwas trotzig stelle der Dritte fest: „Die haben so gut gespielt. Für mich ist der FC Bayern der Sieger!“ Schnell war die Idee geboren, den Bayern-Spielern genau das zu schreiben, um sie wieder ein bisschen aufzubauen. Einer der Schüler – er war gerade am Wochenende Torschützenkönig bei einem Fußballturnier geworden und mit einem Pokal ausgezeichnet worden – wollte sogar diesen, seinen Pokal, der FC Bayern-Mannschaft zum Trost zukommen lassen. Spätestens jetzt war klar: Wir, die ABC-Schützen, basteln den verhinderten Torschützen des FC Bayern einen eigenen Champions-League-Pokal!
Tatsächlich mussten bei Bayern alle schmunzeln
Gesagt, getan. Bereits einige Tage später wurde der selbst kreierte Champions-League-Trost-Pokal sowie 18 individuell gestaltete Trostschreiben und -zeichnungen auf den Postweg von Steinhöring nach München an die Säbener Straße geschickt. Beiliegend ein erklärendes Schreiben von Frau Beattie, das mit folgendem Satz schloss: „Ich hoffe, wir können Ihnen allen mit unserem Paket eine kleine Freude machen oder zumindest ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.“
Nun, ob der Pokal in den Tagen nach dem verloren gegangenen Finale tatsächlich bis in die Hände von Kapitän Philipp Lahm und seiner damals unglücklichen Mitstreiter gelangte, lässt sich heute nur noch schwer recherchieren. Sicher ist allerdings, dass er über ein Jahr später, fast zeitgleich mit dem echten Champions-League-Pokal in der FC Bayern Erlebniswelt eingetroffen ist. Und spätestens als das Erlebniswelt-Team sich die beiliegenden, rührig verfassten Trostschreiben der damaligen Erstklässler näher betrachtete, stand fest: Wenn es jemand verdient hatte, den echten Champions-League-Pokal zu sehen, dann waren es diese 18 Schüler und ihre Lehrerin aus Steinhöring.
Ein Bus voller glücklicher Kinder
Montag, 1. Juli 2013: Da standen Sie nun vor der Vitrine und sahen den Pokal. IHREN Pokal, den Sie nie und nimmer in der FC Bayern Erlebniswelt vermutet hätten. An den Innenseiten der Vitrine angebracht, konnten sie ihre zahlreichen Trostbriefe bewundern.
Nachdem die Schüler wieder etwas ´zu sich gekommen´ waren, ging es ein paar Meter weiter. Zur Triple-Vitrine. Hier konnten die Champions-League-Trost-Pokal-Bastler von 2012 nun auch den echten Champions-League-Pokal von 2013 bestaunen. Wie im Fluge verging die Zeit, aber "wir sind mit einem Bus voller glücklicher Kinder nach Hause gekommen!“ schrieb Frau Beattie tags darauf dem Erlebniswelt-Team.
Zukünftig wird das von den Steinhöringer Grundschülern gebastelte Exponat in der Fankoje der FC Bayern Erlebniswelt seinen festen Platz finden. Diese Woche jedoch wird ihm erst mal eine besondere Ehre zuteil: Der Champions-League-Trost-Pokal von 2012 ist unser Exponat der Woche.
