Bundesliga-Pause – WM-Zeit: Auch die Exponate der Woche der FC Bayern Erlebniswelt drehen sich in den kommenden Wochen um das Großereignis in Brasilien. Besondere Geschichten um besondere Nationalspieler aus den Reihen des FC Bayern werden erzählt. Teil I: Hans Bauer (* 28. Juli 1927).
Die Geschichte des FC Bayern München zählt viele Weltmeister, aber es gibt doch immer nur einen, der der erste sein kann. In diesem Fall: Johann „Hans“ Richard Bauer.
Der Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer war stolz, als er beim Empfang der Weltmeisterelf 1954 auf dem Rathausbalkon auch einen Spieler ehren durfte, der in München aktiv war. Beim umjubelten Auftritt stand neben Fritz Walter, Helmut Rahn und Toni Turek daher in Bauer ein Mann im Fokus, der im Finale gar nicht gespielt hat. Die Masse nahm die Vorlage des Stadtoberhaupts begeistert auf – und tobte. Denn so richtig erfolgsverwöhnt war das Fußball-Publikum der bayerischen Landeshauptstadt damals noch nicht.
Tatsächlich war Bauer der einzige Spieler des FC Bayern, der beim „Wunder von Bern“ dabei war. Wie der TSV 1860 dümpelten die Bayern in den Jahren um den ersten deutschen WM-Titel im Mittefeld der Oberliga Süd herum. Nur der linke Verteidiger aus Sendling, der Abgeklärte und stets Souveräne, fiel Nationaltrainer Sepp Herberger auf. Er holt ihn bereits 1951 in die Nationalelf – und setzt ihn beim Turnier in der Schweiz bei der 3:8 Niederlage gegen Ungarn und beim 7:2 Sieg im Entscheidungsspiel um die Qualifikation für das Viertelfinale gegen die Türkei ein. Ein historisches Ereignis, das auch in der FC Bayern Erlebniswelt nicht fehlen darf: Die Teilnehmermedaille ist unser Exponat der Woche.
In München galt er als „Sunnyboy“
Bauer war kein Stammspieler, er stand im Schatten der großen Figuren, aber er war stets einer, auf den man sich verlassen konnte. In seiner Heimat galt er schon lange als Sonnyboy - gutaussehend, elegant und immer bestens gelaunt. Dass der Ruhm nach dem sensationellen Titelgewinn nicht allen Spieler zuteil wurde, wusste er gut zu verschmerzen. Ein Beispiel: Die Motorroller eines privaten Sponsors gab es nur für die elf Spieler des Finales und ihren Trainer. Außerdem erhielt jeder Teilnehmer einen Fernseher, die Finalelf jedoch ein hochwertigeres Modell, das inklusive einer Schrankwand geliefert wurde. Bauer war das egal. Er kaufte sich auf eigene Kosten einen Fiat Topolino und stellte seinen geschenkten Fernseher auf einen kleinen Tisch.
Zumindest beruflich half der WM-Titel Bauer weiter – nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Shell bot dem gelernten Kaufmann eine Pachttankstelle bei Pasing an, die er einige Jahre leitet. Der Tagesablauf: Von morgens bis spätnachmittags arbeiten in Pasing, dann ab ins Training. Viel Aufwand – aber es hat sich gelohnt.
Nach dem Wiederaufstieg war Bauer eine der prägenden Figuren des ersten DFB-Pokalsieges der Bayern. Als Kapitän nahm er 1957 die Trophäe nach dem 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf in Augsburg entgegen. Für Bauer, der 1959 seine Karriere beendete, der größte Erfolg mit dem Klub – wieder einer für die Geschichtsbücher.
