„Es ist wichtig, dass wir uns an unsere Wurzeln erinnern“, sagte der ehemalige Bayern-Präsident Fritz Scherer, als er am vergangenen Dienstag vor dem Kino am Sendlinger Tor in München stand. Viel Prominenz aus Bayern-Kreisen war gekommen, unter anderem Kurt Landauers Neffe Uri Siegel, um bei der Premiere des Films „Landauer“ dabei zu sein. Im Rahmen des Filmfestspiels München wurde der von Zeitsprung Pictures im Auftrag von BR, ARD Degeto und WDR produzierte Spielfilm über den jüdischen Bayern-Präsidenten zum ersten Mal gezeigt. In Kürze wird er in der ARD gesendet (Sendetermin wird noch bekanntgeben).
Von einem „extrem wichtigen Film“, sprach Regisseur Hans Steinbichler, „weil er zeigt, dass ein bayerischer Jude etwas komplett Normales ist.“ Das Leben des Ehrenpräsidenten Landauer war in der Tat faszinierend. Vier Mal (1913 - 1914, 1919 - 1921, 1922 - 1933 und 1947 – 1951) war der gebürtige Planegger Präsident des FC Bayern. Unter ihm gewannen die Roten 1932 ihre erste Deutsche Meisterschaft. Kein Wunder, dass ausgerechnet sein Leben verfilmt wurde.
„Ein Film gegen das Vergessen“
Landauer – im Film großartig gespielt von Josef Bierbichler - gilt als Paradebeispiel für die Klub-Politik. Am 22. März 1933, ein knappes Jahr nach dem erstmaligen Gewinn der Deutschen Meisterschaft, war er als Präsident des FC Bayern „aus freien Stücken“ zurückgetreten. Ganz so freiwillig, wie es aus den historischen Dokumenten hervorgeht, war sein Abgang jedoch nicht. Landauer wollte den Nationalsozialisten zuvorkommen, die den FC Bayern später als „Judenclub“ verhöhnten. Ab 1. April 1933 durften im deutschen Sport an führenden Positionen keine Juden mehr stehen. Er emigrierte nach mehrwöchiger Haft im KZ Dachau 1939 in die Schweiz, kehrte aber 1947 zurück zu seiner großen Liebe, dem FC Bayern. Noch einmal als Präsident und später als Privatinvestor brachte er seinen Klub zurück auf die Erfolgsspur.
Die FC Bayern Erlebniswelt war von Beginn an vom Filmprojekt „Landauer“ überzeugt und unterstütze durch zahlreiche Rechercheergebnisse der vergangenen Jahre. Viele Requisiten, unter anderem die Trikots und Bälle, die beim Dreh verwendet wurden, konnten Besucher bereits im Rahmen des „Holocaust-Erinnerungstages“ im Vereinsmuseums bewundert. Als Inspiration für diverse im Film verwendete Stücke galten Exponate aus der Erlebniswelt.
„Es ist ein Film gegen das Vergessen, man darf auch die dunkle Vergangenheit nicht auslassen“, sagte Schauspieler Herbert Knaup (spielt Ex-Vizepräsident Sigfried Hermann) bei der Premiere. Ein tolles Projekt, das zurecht in den Medien von allen Seiten gelobt wurde. Ein paar Eindrücke von der Premiere gibt es hier.
