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Die Karte vom Bruderduell

Als die beiden Torschützen Kirschner und Ehrensberger im Heimstettener Sportpark ihre Ehrenrunde gedreht hatten, realisierten auch sie es so langsam. Die Sensation, die sich gerade eben ereignet hatte, würde in weniger als einem Monat zur nächsten Sensation führen. Weil die „kleinen“ Bayern an diesem 19. Dezember 1976 in der dritten Runde des DFB-Pokals den großen VfB Stuttgart besiegt hatten, stand im Achtelfinale ein weiteres großes Duell an. Wie sich kurz später herausstellte, ein sehr großes. Es sollte Anfang 1977 im Pokal-Achtelfinale ausgerechnet gegen die eigenen Profis gehen.

Am 8. Januar 1977 – ja, damals spielte man so früh im Jahr Fußball – war es so weit. Profi-Trainer Dettmar Cramer freute sich auf „ein brennend interessantes Spiel“ vor 6.500 Zuschauer in der eisigen Kälte des Olympiastadions. Eine klare Angelegenheit würde es werden, dachte man sich beim Blick auf die Aufstellung. Auf der einen Seite Franz Beckenbauer, Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Gerd Müller und Co. Auf der anderen Seite neben Klaus Augenthaler Namen wie Summerer, Kirschner und Schenk. Aber trotzdem kam nichts so wie erwartet.

„Bruderkampf auf Messers Schneide“

Vom „Bruderkampf auf Messers Schneide“ berichtete die „Bild“-Zeitung am nächsten Tag und kürte die Amateure der Bayern zum „moralischen Sieger“. Die Süddeutsche Zeitung stellte ebenso fest, dass zum Sieg der „letzten Mohikaner nicht viel gefehlt“ habe. Ohne Gerd Müller, da war sich die Münchner Journalie einig, hätte das Profi-Team ein Problem gehabt. Die „Bild“ legte sich sogar fest: „Die Sensation wäre ohne ihn perfekt gewesen und die Amateure wären anstelle der Profis ins Viertelfinale eingezogen.“

Schon in den Anfangsminuten hatten die Amateure gezeigt, dass sie sich nicht so einfach geschlagen geben würden. Die Profi-Abwehr wackelte, „aus David wurde Goliath“, hieß es in einem Zeitungsartikel am Tag darauf. In der 13. Minute gingen die „Kleinen“ durch Ex-Jugendnationalspieler Willi Reisinger sogar in Führung. Dann allerdings kam Gerd Müller - der trotz Rückenbeschwerden spielte und nachher sagte, „heilfroh“ darüber gewesen zu sein.

In nur neun Minuten traf der „Bomber“ jeweils in Zusammenarbeit mit Hoeneß drei Mal, ehe auf der Gegenseite erneut VfB-Bezwinger Kirschner vollendet. Das 4:2 durch Profi Rainer Künkel beantwortet  Amateur Önal mit dem Anschluss. Dann aber schlug erneut Müller zu. Endstand 5:3.

„Wer will da was sagen?“

Amateur-Trainer Werner Kern, der sich vor dem Spiel sicher gewesen war, „nicht den Hauch einer Chance“ zu haben, war mächtig stolz auf seine Jungs. Präsident Wilhelm Neudecker lobte: „Da sieht man wieder, was im eigenen Nachwuchs steckt.“ Die beste Zusammenfassung lieferte allerdings Verteidiger Peter Gruber: „3:5 auswärts gegen die Bayern. Wer will das was sagen?“

Gegen diese starke Leistung konnte tatsächlich niemand etwas sagen. Und so widmet die FC Bayern Erlebniswelt zum 38. Jubiläum des Sieges gegen Stuttgart an diesem Freitag den Amateuren ihr Exponat der Woche: Die Eintrittskarte zu diesem historischen Spiel vom 8. Januar 1977.

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