
Mitfiebern, das tut Franz „Bulle“ Roth immer noch – und zwar heute, mit 70 Jahren, noch genauso wie zu seinen aktiven Zeiten. Der FC Bayern, der Verein, in dem der gebürtige Allgäuer zwölf Jahre lang (1966-1978) gespielt hat, ist für ihn eine Herzensangelegenheit: Heimspiele in der Allianz Arena besucht er regelmäßig, über das Geschehen im Klub ist er bestens informiert. Das Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen war für Franz Roth nun nochmal ein ganz besonderes Spiel. Kurz vor seinem 70. Geburtstag beobachtete der ehemalige Mittelfeldspieler als stolzer Opa von der Tribüne aus, wie seine Enkelin als Einlaufkind das Feld betreten durfte. Ein weitere von unzähligen schönen Bayern-Momenten, auf die „Bulle“ Roth zu seinem Jubeltag zurückblicken kann.
Es passte bestens, dass der Mann, der mit den Bayern vier Mal die Meisterschaft, drei Mal den DFB-Pokal, drei Mal den Europapokal der Landesmeister und jeweils einmal den Europapokal der Pokalsieger sowie den Weltpokal gewonnen hat, eine knappe Woche vor seinem runden Geburtstag auch der FC Bayern Erlebniswelt mal wieder einen Besuch abstattete. „Bulle“ Roth ist ein ehemaliger Fußballer, der besonders viele Anekdoten zu erzählen hat. Er genießt es, in der Vereinsgeschichte zu stöbern, in Erinnerungen zu schwelgen, sich seine größten Erfolge und wichtigsten Spiele noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Es macht den Sohn eines Landwirts einfach stolz, nach wie vor Teil dieser Bayern-Familie zu sein.
Aus „Muh“ wurde „Bulle“
„Ich habe ihn nie schlecht gelaunt erlebt oder mürrisch. Egal, was auch immer passierte – diese Lebensfreude war und ist herrlich“, sagt der heutige Markenbotschafter des FC Bayern, Paul Breitner, über seinen alten Weggefährten. Roth war schon immer beliebt bei seinen Mannschaftskollegen – wenn auch sie Respekt vor ihm hatten. Uli Hoeneß etwa hat einmal gesagt: „„Ich habe mir früher im Training immer Schienbeinschützer angezogen, weil ich wusste: Wenn ,Bulle’ sauer auf mich ist, dann fegt der mich auf die Aschenbahn. Das Training war für mich Überlebenskampf.“ Seinen Spitznamen „Bulle“ trug Franz Roth übrigens seit seinen Anfangstagen in München. „Da ist einer, der hat Kraft wie Muh“, hatte der jugoslawische Bayern-Trainer Zlatko „Tschik“ Čajkovski damals gesagt. „Bei uns heißt das Tier Bulle und nicht Muh“, korrigierte Ur-Bayer Sepp Maier. Der Name, unter dem Roth bis heute in der ganzen Welt bekannt ist, war geboren.
„Bei Bayern wusste ich, es ist alles in Ordnung“
Die Geschichte „seines“ Klubs hat Roth nicht nur in 322 Bundesligaspielen mit 72 Toren geprägt, sondern auch mit Anekdoten, die bis heute nicht vergessen sind. Von Roths Schussstärke etwa sind zwei Geschichten überliefert. Zum einen jene von einem Spiel bei Rapid Wien, als er ein Loch ins Tornetz schoss. Zum anderen jene aus dem Grünwalder Stadion, wo Roth mit einem strammen Schuss dafür sorgte, dass die Stadionuhr gehörig wackelte. Bis heute muss er schmunzeln, wenn er als Zuschauer im Grünwalder Stadion ist.
Angebote aus dem Ausland – unter anderem vom AC Mailand oder den Grasshoppers Zürich – hat Roth stets abgelehnt. „Hier bei Bayern“, sagte er mal, „wusste ich, es ist alles in Ordnung.“ Ein schöner Satz, der bis heute gilt: Zwischen dem FC Bayern und Franz „Bulle“ Roth passt es einfach. In diesem Sinne: Alles Gute zum 70. Geburtstag!