
Walther Bensemann (1873 – 1934) ist ein Name, der im deutschen Fußball und insbesondere beim FC Bayern für wichtige Pionierarbeit steht. Das Interesse am Gedenkabend rund um diesen einflussreichen Mann war daher sehr groß: Knapp 100 Gäste haben sich am Donnerstagabend in der FC Bayern Erlebniswelt eingefunden, um im Rahmen des Programms „Zurück zu den Wurzeln – Das Leben und Wirken von Walther Bensemann“ die unterschiedlichsten Facetten des Fußballpioniers kennenzulernen.
„Ohne Walther Bensemann hätte es womöglich weder den FC Bayern noch das kicker-sportmagazin gegeben. Er war ein Lebemann, aber auch ein genialer Netzwerker der frühen europäischen Fußballbewegung“, sagte Bensemann-Biograph Bernd Beyer während seines Vortrages. Unter anderem gemeinsam mit Jörg Jakob (Chefredakteur des kicker-sportmagazin) und Klaus Laroche (Vorstandsvorsitzender des MTV München) nahm Beyer im zweiten Teil der Veranstaltung auch an der tiefgründigen Gesprächsrunde teil. „Historische Themen dürfen nicht in den Hintergrund geraten, im Gegenteil: Es ist unsere Pflicht, auch an die kritischen Zeiten zu erinnern“, merkte Jörg Jakob an. Auch Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern) und Prof. Dr. Dieter Mayer (1. Vizepräsident des FC Bayern München eV) fanden in ihren Grußworten einen mahnenden und bewegenden Tonfall. So sprach Mayer: „Wir vom FC Bayern sehen es als unabdingbar an, regelmäßig Zeichen gegen Rassismus und jegliche Art der Diskriminierung im Fußball zu setzen. Die Erinnerung an Walther Bensemann steht exemplarisch dafür.“
Bensemanns Idee stützte sich auf friedensstiftende Kraft des Fußballs
Der Themenschwerpunkt des Abends, der von Marc Hindelang moderiert wurde, war Bensemanns gleichzeitig beeindruckende wie tragische Biographie. Der begeisterte Sportler steht zum einen für die Frühzeit der deutschen Fußballbewegung, zum anderen erinnert er mit seiner Vita aber auch mahnend an die schrecklichen Gräueltaten zur Zeit des Regimes im Nationalsozialismus. Bereits im Alter von 14 Jahren gründete er als Schüler in Schweizerischen Montreux seinen ersten Fußballverein. In den Jahren während seines Studiums folgten weitere Vereine in zahlreichen süddeutschen Städten. Seine Idee stützte sich auf die liberale, weltoffene, friedensstiftende Kraft des Fußballs. So initiierte und finanzierte er um die Jahrhundertwende erste internationale Begegnungen mit Mannschaften aus den Ländern der damaligen Erzfeinde Frankreich und England. Dieses Engagement sahen die zumeist konservativ denkenden deutschen Verbandsfunktionäre bereits während der Zeit der Weimarer Republik sehr kritisch.
Nachdem der Visionär Bensemann zunächst 1897 die Fußballabteilung des MTV München mit aus der Taufe hob, aus dem drei Jahre später der FC Bayern München hervorging, und im Jahr 1920 die Sportzeitschrift „Der Kicker“, den Vorläufer des heutigen „kicker-sportmagazin“, gründete, begann seine Leidenszeit. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Bensemann wegen seiner jüdischen Wurzeln enteignet und starb als gebrochener Mann im November 1934 im Alter von 61 Jahren mittelos im Exil in der Schweiz. „Das ist ein Schicksal, das nicht vergessen werden darf“, so Klaus Laroche, der Vertreter des FC Bayern-Muttervereins.
Der FC Bayern unterstützt die Initiative „!Nie wieder“ seit Jahren
Der FC Bayern unterstützt die Initiative „!Nie wieder“ zum „Erinnerungstag gegen das Verbrechen im Nationalsozialismus sowie gegen aktuellen Rassismus und jegliche Art der Diskriminierung im Deutschen Fußball“ seit Jahren. Nach der Sonderausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden“ sowie der Konzeption der Wanderausstellung „verehrt – verfolgt – vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München“ war die Gedenkveranstaltung rund um Walther Bensemann ein nächster wichtiger Mosaikstein der Erinnerungskultur.