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Zum Erinnerungstag: Auf den Spuren von Kurt Landauer

Es war still, sehr still, so wie es bisher nur selten bei einer Veranstaltung in der Allianz Arena vorgekommen war – fast über die gesamten 90 Minuten. Ein Blick in das Auditorium genügte, um zu wissen: Die gelesenen Passagen aus dem bis vor kurzem unbekannten Briefwechsel zwischen Kurt Landauer, dem jüdischen Ehrenpräsidenten des FC Bayern, und seiner späteren Ehefrau Maria Baumann zogen die Gäste in ihren Bann.

Die Uraufführung der Lesung von 34 Briefen aus den Jahren 1944 bis 1948 hat bereits im November vergangenen Jahres in den Münchner Kammerspielen stattgefunden. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum, den Münchner Kammerspielen sowie dem Literaturhaus wurde diese nun zum zweiten Mal dargeboten. Und sie verbreitete zum Erinnerungstag im deutschen Fußball die Botschaft, die man nicht oft genug hervorheben kann: Nie wieder!

Prof. Dr. Dieter Mayer und Uri Siegel erinnern

„Als Fußballverein begeistern wir unsere Fans, aber haben auch eine gesellschaftliche Verantwortung, die wir auch im Rahmen des Erinnerungstages sehr gerne wahrnehmen“, sagte Prof. Dr. Dieter Mayer. Der 1. Vizepräsident des FC Bayern München war wie Landauers Neffe Uri Siegel unter den Gästen der Veranstaltung. Er ist – wie der gesamte Verein – ein großer Unterstützer der Initiative „!Nie wieder“, die sich gegen das Vergessen der Verbrechen im Nationalsozialismus sowie gegen aktuellen Rassismus und jegliche Art der Diskriminierung einsetzt.  Der FC Bayern hat schon in den vergangenen Jahren – unter anderem mit interessanten Projekten, Sonderveranstaltungen und der Wanderausstellung „verehrt – verfolgt – vergessen“ – wichtige Beiträge rund um den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ geleistet. Die Matinée war nun ein weiterer Mosaikstein der aktiven Erinnerungsarbeit.

Dr. Rachel Salamander, die die Lesung konzipierte und moderierte, sowie die Ensemble-Mitglieder der Kammerspiele, Maja Beckmann und Stefan Merki, boten unbekannte Einsichten in die Familiengeschichte Landauers aus der Vorkriegszeit, auf seine Zeit der Emigration in der Schweiz und auf die Nachkriegsjahre in München. Kannte man bisher aus Texten von oder über ihn lediglich den starken, dominanten, fordernden, bisweilen sogar dickköpfigen FC Bayern-Präsidenten Landauer, so offenbaren die Inhalte der Briefe andere Seiten dieses faszinierenden Mannes. Zu Tage tritt der sensible, während der Leidensperiode phasenweise sogar gebrochene Kurt Landauer. Gänzlich unbekannt war zudem die Lebensgeschichte Maria Baumanns, die seit 1927 mit Landauer verbunden war. Trotz der drohenden Gefahr der Denunziation nach den Nürnberger Rassengesetzen sorgte sie als Nicht-Jüdin auch nach Landauers Emigration für dessen Brüder – bis zu deren Deportation.

Großes Interesse an diesem aufschlussreichen Lebensbericht

Das Interesse an der Lesung war groß, zumal Landauers Vita gleichermaßen für den Erfolg des FC Bayern sowie die Erinnerung an das schwere Kapitel der deutschen Geschichte steht. „Mein Onkel war ein Macher, der für den FC Bayern gelebt hat, aber er hatte vor allem einen Grund nach München zurückzukommen: Seine spätere Ehefrau, die geliebte Maria, “ sagte Siegel. Die Werte, die der heutige Ehrenpräsident schon damals verkörperte, prägen den Verein bis heute. Dass sein Erbe weiterlebt, ist ein Zeichen im Sinne der Erinnerungskultur. Auch die Gäste verließen die FC Bayern Erlebniswelt unter dem Eindruck, dass man die Botschaft „!Nie wieder“ nicht oft genug mit auf den Weg geben kann.

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