Mittwoch, 27. Februar 2019, FC Bayern Erlebniswelt – oder doch Dienstag, 27. Februar 1900, Café Gisela? Das Bild von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß sah täuschend echt aus. Inmitten der neuen Sonderausstellung „Zwischen Atelier und Fußballplatz“ hatten der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG sowie der Präsident des FC Bayern München eV an jener nachgebauten Tafel Platz genommen, an der vor 119 Jahren im Herzen Münchens der FC Bayern gegründet wurde. Die Bierkrüge ließen sich leider nicht anheben – dabei hätten die beiden Herren sicher gerne mit den bei der Eröffnung anwesenden Gästen angestoßen. Auf den Geburtstag des FC Bayern und die gelungene Sonderausstellung, auf der sich die Besucher der FC Bayern Erlebniswelt ab sofort auf die Spuren der Bayern der ersten Stunde begeben können.
„Ohne die kreativen Köpfe der Gründerväter würde es unseren Verein nicht geben. Und man muss sagen: Aus dem Baby, das vor 119 Jahren geboren wurde, ist ein prächtiger Bursche geworden“, sagte Karl-Heinz Rummenigge beim Talk im Vereinsmuseum. Auch Uli Hoeneß war von der Zeitreise und dem Vermächtnis seiner Vorgänger – vorgetragen beim Rundgang mit Petra Leufstedt (Leiterin der FC Bayern Erlebniswelt) – sichtlich beeindruckt: „Unsere Historie ist sehr erzählenswert, das sehen auch die jungen Fans in der Südkurve so. In dieser Ausstellung sieht man mal wieder, dass der FC Bayern Teil der Münchner Stadtgeschichte ist.“ Der Dank an die Gründungsväter war beiden anzusehen, als sie am Eingang zur Ausstellung die Kerzen auf der großen Geburtstagstorte mit der „119“ auspusteten.
Bis zum 6. Januar 2020 wartet eine Zeitreise der besonderen Art
Die heutigen Vereinsgrößen waren unter den ersten Gästen der Ausstellung und sprachen auf der Bühne vorab mit Flori Schuster über die Bedeutung der Historie für die Fortführung eines Unternehmen. Der Enkel des Sport-Karrikaturisten Sepp Mauder und Geschäftsführer des Traditionshauses Sport Schuster hob hervor: „Kreative Ideen und Werte waren meinem Großvater sehr wichtig und wir geben diese Tugenden auch an die Mitarbeiter in unserem Haus weiter.“
Ziel und zentraler Bestandteil der Ausstellung ist es, den engen Zusammenhang zwischen Kunst und Fußball – zwischen dem FC Bayern und der Akademie der Bildenden Künste – aufzudecken. Matthias Wähner, Professor eben dieser Kunstakademie, sieht noch immer eine Verbindung zwischen dem Sport und der Kunst, denn der allesumfassende Breitensport Fußball ist gerade heutzutage ebenso wie die Kunst ein wichtiger Teil der Gesellschaft. „Als Student habe ich auch Spiele gegen Professoren organisiert. Wir haben meistens gewonnen“, sagte er mit einem Lachen.
Unter den 17 Gründern des Vereins, waren einige als Maler, Bildhauer oder Fotograf Teil des damals weltberühmten Schwabinger Kunst- und Kulturlebens. Rummenigge und Hoeneß betrachteten die Werke von Benno Elkan, Paul Francke, Wilhelm Focke, Otto Ludwig Naegele sowie Gründungs-Initiator und Fotograf Franz John ausgiebig. Die Büste von Karl Valentin, Skizzen, Zeichnungen und Fotos sowie die bekannte Grafik „Die Rothosen“ von Sepp Mauder, der kurz nach Gründung zum Verein stieß, sind Ausdruck des künstlerischen Werdegang der Gründer. Bis zum 6. Januar 2020 sind alle Besucher des Vereinsmuseums auf die Zeitreise der besonderen Art eingeladen.
Ein Künstler-Club – und zwar nicht nur auf dem Rasen
Ob auf dem historischen Stadtplan der Straßen von damals, an den Installationen und Kinder-Mitmach-Stationen, am Gründungsortes „Café Gisela“ oder im Animationsfilm der Anfangsjahre: Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der ersten Bayern sind zentraler Bestandteil der Sonderausstellung. Der FC Bayern war und ist ein Künstler-Club - und zwar nicht nur auf dem Rasen.