Natürlich, sie sind ein bisschen älter geworden, aber der Stolz und die Freude stand beim großen Wiedersehen allen ins Gesicht geschrieben – fast wie 50 Jahre zuvor, als sie das erste Double der Vereinsgeschichte gewannen. Eine gut gelaunte Truppe lachte in die Kamera, die Stimmung war prächtig. Bei der Ehrung jener Bayern-Mannschaft, die 1969 mit Meisterschale und DFB-Pokal triumphierten, konnte man den damaligen Teamgeist noch einmal spüren.
Im Vorfeld der Bundesliga-Partie gegen Hannover 96 hatten sich die Helden der Vergangenheit zu einem Essen im Foyer und in der FC Bayern Erlebniswelt versammelt, bevor sie für ihre Verdienste um den Klub am Rasenrand geehrt wurden. Es passte bestens, dass ausgerechnet die Hannoveraner gastierten, denn – so erinnerte sich der Double-Kapitän Werner Olk: „Die Schale wurde uns damals auch nach einem Spiel gegen Hannover überreicht.“ Die Pokalübergabe erfolgte eine Woche vor dem historischen Triumph im DFB-Pokal gegen Schalke 04, der den „Doppelerfolg“ – so schrieben es die Zeitungen – perfekt machte.
Rummenigge und Hoeneß gratulieren persönlich
„Heute ist ein wunderbarer Tag. Ich bin glücklich, dass so viele von euch gekommen sind. Ihr habt die Basis gelegt für das, was der FC Bayern heute darstellt“, sagte Karl-Heinz Rummenigge bei der Feierstunde im Vereinsmuseum. Der Vorstandsvorsitzende hatte es sich wie Uli Hoeneß nicht nehmen lassen, den Jubilaren persönlich zu gratulieren. Der Präsident lobte die eingeschworene Mannschaft als Musterbeispiel für „das, was den FC Bayern ausmacht. Dieser Tag ist ein Zeichen dafür, dass man in unserem Klub zusammensteht und nicht vergisst, was war.“ Hoeneß kam 1970, ein Jahr nach dem ersten Double, zum Profi-Team – und sagte mit Blick auf seinen langjährigen Weggefährten Rummenigge: „Wir zwei haben versucht, an eure tollen Erfolge anzuknüpfen.“
Daran, dass die Gegebenheiten vor 50 Jahren anders waren als heute, erinnerten sich die Protagonisten bestens. In der gesamten Bundesliga-Saison setzte Trainer Branko Zebec gerade mal 13 Spieler ein – ein Rekord bis heute. Acht von ihnen bestritten gar alle 34 Partien. Und trotzdem waren die Bayern vom ersten bis zum letzten Spieltag Tabellenführer und am Ende mit acht Punkten Vorsprung vor Alemannia Aachen Deutscher Meister.
Zebec hatte eine starke Stammelf – und Müllers Tore
„Wir alle wollen auch Danke sagen. Wir hatten eine unheimliche Euphorie im Team“, sagte Werner Olk, der sich wie seine ehemaligen Teamkollegen Franz Beckenbauer, Dieter Brenninger, Peter Kupferschmidt, Rainer Ohlhauser, Hans-Georg „Katsche“ Schwarzenbeck und Helmut Schmidt bei emotionalen Bildern aus der Bundesliga- und Pokalsaison noch einmal zurückversetzen ließ. Durch das 2:1 gegen Schalke 04 im Pokalfinale wurden die Bayern nicht nur zu Double-Siegern, sondern lösten gleichzeitig den 1. FC Nürnberg als Rekord-Pokalsieger ab. Auch dieser Erfolg gelang mit einer Stammelf – zehn Spieler kamen in allen sechs Partien zum Einsatz – und mit Toren von Gerd Müller. Sieben der acht Pokaltreffer gingen auf das Konto des „Bombers“, den die Weggefährten aus der Ferne grüßten. Olk sagte: „Gerdchen hat uns den Erfolg gebracht.“ Zudem gedachte er den bereits verstorbenen Gustav Jung und Trainer Branko Zebec.
Die Fragen „Wisst ihr noch…?“ und „Erinnerst Du Dich…?“ wurden an diesem Nachmittag häufig gestellt. Unter den damals Aktiven genau wie unter den Verantwortlichen Walter Fembeck und Willi O. Hoffmann sowie Nachkommen der verstorbenen Funktionäre. Markus Neudecker, Enkel des damaligen Präsidenten Wilhelm Neudecker, war genauso zugegen wie Margot Weiß, die das Andenken ihres Ehemannes Rudi, dem damaligen Jugendtrainer, pflegt. Alle gemeinsam blickten noch einmal mit Stolz auf die beiden Pokale, die sie dann kurz vor Anpfiff den 75.000 Zuschauen der Allianz Arena präsentierten. „Wir wissen euren Erfolg auch 50 Jahre später noch sehr zu schätzen. Ich bin stolz, euch heute hier begleiten zu dürfen“, sagte Rummenigge. Bisher folgten zehn weitere Double-Jahre.