
Es gibt mehrere tausend Exponate im FC Bayern Museum bzw. im Archiv des deutschen Rekordmeisters, jedes einzelne erzählt seine eigene Geschichte. Einige sind besonders kurios - Vorhang auf!
Einen echten Platz gibt es für dieses Trumm nicht, aber das ist nicht schlimm. Denn so, wie es da steht, zieht es in diesen Räumlichkeiten, in denen alles fein säuberlich sortiert ist, die Blicke direkt auf sich. Was macht dieser wuchtige Stuhl da? Und wie passt er in die Geschichte eines Fußballklubs? Sagen wir mal so: Hinter jedem der inzwischen mehr als 5.000 Exponate im Archiv des FC Bayern Museums steckt eine Geschichte. Die meisten liegen auf der Hand – aber einige eben auch nicht.
Öffnet man die großen Containerschränke, findet man nichts als beste Ordnung. In einem Gang Schuhe, einsortiert nach Träger und Tragedatum. In vielen anderen Clubnachrichten, Bayern-Magazine und Dokumente, alles chronologisch. Die Trikots hängen ganz hinten, viele in Rot, aber auch diverse getauschte Jerseys, eine bunte Farbpalette. Dazu Fotoalben, Eintrittskarten, Wimpel, Poster, Pokale – und hier und da eben echte Raritäten. Wie unter anderem: der Ruhesitz von Sepp Maier.
31 Jahre ist dieses Exponat inzwischen alt, und seit der Sonderausstellung „Torwart, Tüftler, Tausendsassa“, die zu Ehren der Klublegende im Jahr 2014 konzipiert wurde, im Besitz des FC Bayern. Maier hat den Stuhl, den er einst zu seinem Karriereende geschenkt bekam, seinem Herzensklub überlassen, zuhause hat er seitdem wieder etwas mehr Platz. Und irgendwie ist das kuriose Möbelstück – geschreinert, in bläulich-grün gestrichen und ansonsten in den Farben des FC Bayern gehalten – ja auch ein echtes Dokument der Vereinsgeschichte. Das einzige Manko: Gemütlich ist es wahrlich nicht.

Faltkunst in Perfektion: Der FC Bayern auf dem Laufsteg
Das gilt auch für ein Exponat, das wahrscheinlich nicht mal ein Hundertstel so viel wiegt wie der Ruhesitz, aber nicht minder kurios ist: Ein original getragenes Origami-Kleid ist im Archiv zu finden, es stammt von der Meisterfeier 2018 und sah damals – am Körper einer Hostess – beeindruckend aus. Die Gäste auf dem Nockherberg staunten nicht schlecht, als die Schale von dem in Papier gehüllten Model präsentiert wurde. Dabei kannten sie die Geschichte dahinter noch nicht.
Der Dress ist ein Unikat, eigens kreiert von Jule Waibel. Die deutsche Designerin, Schwester von Rapper Cro, kann aus simplen Materialien unglaubliche Dinge herstellen, die Welt im wahrsten Sinne des Wortes in Falten legen. Vom Geldbeutel bis zur Kunstinstallation, aus Seide wie aus jedem anderen Material: Grenzen ihrer Kunst scheint sie nicht zu kennen. Die beiden japanischen Worte oru (falten) und kami (Papier) hat sie in diesem Mini-Kleid in Perfektion umgesetzt. Ein eindeutiger Beweis dafür, dass der FC Bayern auch auf dem Laufsteg eine gute Figur macht.
Triple-Trainer Heynckes bekam Sand aus Jordanien
Überhaupt gibt es rund um den Rekordmeister nichts, was es nicht gibt, und zwar überall auf der Welt. Sechs vergleichsweise kleine Exponate erreichten den Verein einst aus Jordanien – und bewiesen wie das Papierkleid besondere Liebe zum Detail. 13cm x 20cm x 5cm messen die Glasbehälter, die ein Fan aus Zarqa anlässlich des Triple-Sieges 2013 in die Post steckte. Gewidmet sind sie Mario Gomez, Philipp Lahm, Franck Ribéry, Thomas Müller, Trainer Jupp Heynckes sowie den „FC Bayern München Fans-Mia San Mia“ – und gefüllt: mit Wüstensand.
Die Kunst der Sandflaschen hat in Wüstenstaaten Tradition, sie besteht seit knapp 100 Jahren und wurde seitdem perfektioniert. Man kann kaum glauben, dass der bunte Sand händisch in die Flaschen gekommen ist, die filigrane Schrift in Kleinstarbeit entstand. Die einzigen Utensilien, die der Schenker benutzt hat: Ein gebogener Stab und ein Trichter mit einer langen Tülle. Und natürlich: eine ruhige Hand.
Die Bayern auf den Briefen der Republik
Schon etwas älter – und noch kleiner – ist das Papier, das einst auf diversen in Deutschland frankierten Briefen klebte. Ja, im Meisterjahr 1997 hat es tatsächlich Sonderpostwertzeichen vom FC Bayern gegeben, um genau zu sein: sogar 100 Millionen Mal. Eine zwölfseitige, in Leder gebundene Ausgabe des Ersttagsbriefes ist als Exponat im FC Bayern Archiv vorhanden, handsigniert von Dr. Wolfgang Bötsch, damals Bundesminister für Post und Telekommunikation.
Das Motiv zeigt die Meistermannschaft, und obwohl die jährlichen Abbildungen des Fußball-Champion damals bewusst so gewählt wurden, dass keine Personen zu erkennen waren, weist die Bayern-Marke (Wert: 1,10 D-Mark) eine Besonderheit auf. Weil die Spieler von hinten abgebildet sind, kann man zumindest anhand der Rückennummern darauf schließen, wer es auf Briefe und Postkarten der Republik geschafft hat. Es sind die Nummern 12, 7, 2, 6, 8, 28, 5 und 13. Oder anders gesagt: Sven Scheuer, Mehmet Scholl, Markus Babbel, Christian Nerlinger, Thomas Strunz, Frank Wiblishauser, Thomas Helmer und Mario Basler.

Ein Löffel als historisches Zeitdokument
Sie feierten damals die 14. Meisterschaft unseres Vereins, an allein vieren davon hatte vor ihrer Zeit Franz Beckenbauer einen großen Anteil. Die erste davon war 1969, also drei Jahre, nachdem der „Kaiser“ bereits zu „Deutschlands Fußballer des Jahres“ gewählt worden war. Und auch drei Jahre, nachdem er zum ersten Mal abseits des Platzes für Furore gesorgt hatte. Das zeithistorische Dokument des ersten Werbehonorars, das der junge Beckenbauer verdiente, ist ein sehr kleines Exponat. Es ist gerade mal 17 cm lang und misst an seiner breitesten Stelle 3,5 Zentimeter: Ein mit Beckenbauers Unterschrift gravierter Knorr-Suppenlöffel.
Die Werbung, die diesen hervorbrachte, ist legendär. "Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch", sprach Beckenbauer in die Schwarz-Weiß-Kameras. Gedreht wurde in seinem eigenen Wohnzimmer, ein paar Durchläufe, das war's. 12.000 D-Mark Gage bekam der spätere Welt- und Europameister damals dafür – und ein bisschen Häme als "Suppenkasper“.
Das jedoch juckte ihn nicht: Beckenbauer blieb bis in die siebziger Jahre Knorr-Testimonial. Seinen Leistungen auf dem Platz schadeten diverse Nebenbeschäftigungen als Werbeikone nicht. Und das Archiv des Museums haben sie um eine Kuriosität reicher gemacht.

Fotos: Jens Utzt
Styling: Judith Pretsch