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50 Jahre rot-weiße Heimat!

Der 17. Mai 1971: In der Säbener Straße ging es trubelig zu. Der Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel nahm in der ersten Reihe Platz, gleich neben Wilhelm Neudecker, und auch Altbundestrainer Sepp Herberger war unter den 150 Gästen, die an diesem historischen Tag geladen waren. „Allesamt“, so hieß es in den „Clubnachrichten“, äußerten sich im Rahmen der Veranstaltung „lobend über unsere neue Sportstätte“. Danach blickten die Verantwortlichen noch ein wenig stolzer auf den Prachtbau, den sie in den drei vorangegangenen Jahren für 3,8 Millionen D-Mark hatten errichten lassen. Präsident Neudecker sagte: „Ich habe bei meiner Wahl 1962 versprochen, dem FC Bayern eine Heimstätte zu schaffen. Ich habe mein Versprechen gehalten.“ Zwei Sätze, so viel Bedeutung.

Immerhin neun Jahre war Neudecker schon im Amt, als er die Geschäftsstelle an der Säbener Straße 51 – bis heute als Heimat des FC Bayern bekannt in der ganzen Welt – einweihte. Zum ersten Mal in der bis dato 71-jährigen Vereinsgeschichte waren Trainingszentrum, das sich seit 1949 an der Säbener Straße befand, und Geschäftsstelle an einem Ort vereint. Zuvor hatte es dort nur ein viel zu kleines Umkleide-Holzhaus gegeben. Nun standen da die Geschäftsstelle, eine Gaststätte, ein Kiosk, ein Bierstüberl, 25 Umkleideräume und eine Freiflächen-Sportanlage mit vier Fußballfeldern und einem Hartplatz. Es gab sogar eine Sauna.

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Aufnahme des Baus an der Säbener Straße (März 1971); kurz vor der Einweihung.

Mia san mia in Aktion

Um diesen Traum zu verwirklichen, halfen die Mitglieder zusammen. Über die „Clubnachrichten“ wurde zu Spenden aufgerufen – eine Art frühes Crowdfunding. Insgesamt wurden mehr als 500.000 D-Mark Eigenkapital gesammelt. Großspender ab 1.000 D-Mark wurden gar auf einer Marmortafel verewigt, jede eingegangene Summe in den „Clubnachrichten“ veröffentlicht. Am 12. Juni 1970 wurde mit ein wenig Verzögerung – Baulöwe Neudecker meinte verschmitzt: „Sie kennen ja die Baufirmen“ – zum Richtfest geladen.

Eine Zeitenwende: Bis Ende 1970 wurde die Vereinsadresse in den „Clubnachrichten“ mit Landwehrstraße 23/II angegeben. In der ersten Ausgabe 1971 stand die Säbener Straße 51 als Vereinssitz. Bis heute ist das so geblieben, aber in den vergangenen 50 Jahren hat sich auf dem Gelände viel getan. Bautätigkeiten, ein schlimmer Brand Anfang des 21. Jahrhunderts, Modernisierungen und Erweiterungen. Was blieb, ist das besondere Flair, das heimatliche Gefühl.

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Präsident Wilhelm Neudecker bei der Richtfest-Ansprache.

Die Geschichte der FCB-Geschäftsstelle ist lang und bewegt, genau wie jene der Spielstätten. Und sie begleitete den FC Bayern in den ersten 70 Jahren des Vereins stetig. Während nach der Gründung im Februar 1900 im „Café Gisela“ noch kein offizieller Vereinssitz existierte und der erste Vorstand im April noch im „Hotel Reichshof“ in der Sonnenstraße gewählt wurde, nutzte man ab der Fusion mit dem MSC (1906) und später mit dem TV Jahn (1919) stets deren bereits existierende Geschäftsstellen. Bis 1919 hatte man die noble Adresse Maximilianstraße 17, weil das MSC-Clubheim im „Hotel Vier Jahreszeiten“ beheimatet war. Der FCB hatte immer die Erwartung, in der Nähe zum Zentrum präsent zu sein.

Von 1921 bis 1928 erreichte man den FC Bayern  in der Kaufinger Straße 26/I – mitten in der modernen Fußgängerzone – bei „Otto Landauer Moden“. In dem Geschäft arbeitete der heutige Ehrenpräsident Kurt Landauer. Weil der Organisationsaufwand der immer erfolgreicher spielenden Fußballer stetig wuchs, wurde bald über eine eigene, hauptamtliche Geschäftsstelle nachgedacht – auch wenn nicht alle Mitglieder die Idee befürworteten. Es gab die Befürchtung, durch eine Professionalisierung die Breitenwirkung zu verlieren.

Reges Treiben in der ersten Geschäftsstelle

Aufgrund des Engagements des heutigen Ehrenpräsidenten Siegfried Herrmann wurden bald darauf Räumlichkeiten in der Dienerstraße 10 angemietet (heute Marienhof gegenüber „Dallmayr“) und, so steht es in den „Clubnachrichten“, ausgebaut und „mit neuem Mobiliar und Maschinen versehen“.

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Die erste hauptamtliche Geschäftsstelle befand sich in der Dienerstraße, direkt im Zentrum der Stadt. Copyright: Stadtarchiv München (Dienerstr.10_Jahr1935_StAM_DE-1992-FS-HB-II-c-0749)

Dort hatte die Vorstandschaft – im Zuge der Professionalisierung 1929 auf fünf Köpfe verschlankt – ihren Sitz. Ruhe allerdings hatte sie selten. Aufgrund des regen Treibens wurde sogar ein eindringlicher Appell an alle Mitglieder veröffentlicht. Die Geschäftsstelle sei „keine Wärmestube und kein Unterhaltungsraum“. Zudem solle man von zu langen Telefongesprächen absehen, denn: Die Leitung war dauerhaft überlastet. Drei Jahre später bot sich schon die nächste Gelegenheit zur Vergrößerung. In der Weinstraße 14/II konnte der FC Bayern „zum gleichen Preis, den wir bisher für drei Räume bezahlen mußten, eine ganze Etagenwohnung mit 6 Räumen und 1 Bad“ mieten („Clubnachrichten“, 1932). Schräg gegenüber der neuen „FC Bayern World“.

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In der Weinstraße, schräg gegenüber der heutigen FC Bayern World, fand man in einer Etagenwohnung eine moderne Geschäftsstelle. Copyright Stadtarchiv (Weinstr.14_Jahr1920_StAM_D)E-1992-FS-HB-XXIII-337)

Zwischenstation in der eleganten Weinstraße

Die damalige Geschäftsstelle war durchaus repräsentativ: Im Erdgeschoss schlenderte die Laufkundschaft an den großen Schaufenstern des eleganten Damenmodegeschäfts „Meyer & Lissmann“ vorbei, der Eingang zur FCB-Geschäftsstelle befand sich gleich ums Eck in der Landschaftsstraße. Dort gab es einen Sitzungsraum für bis zu 30 Teilnehmer, „so daß wir hier von der Ermietung gesonderter Nebenzimmer in öffentlichen Gaststätten unabhängig werden“. Zudem gab es Büros mit genügend Platz für „Registratur, Vervielfältigungsapparate, Adressiermaschine, Materiallagerung usw.“

Besonders stolz war man auf den neuen Massage- und Umkleideraum sowie das angeschlossene Bad. Trainer Richard Dombi war ein Pionier der Massage, heute genannt: Physiotherapie. Da seine „wichtigeren Aufgaben“ als Geschäftsführer und Trainer jedoch unter dem zeitraubenden Engagement an der Massagebank litten, wurde Dombi mit Tag des Einzugs „per Vorstandsbeschluß […] angewiesen, sich in Zukunft nur mehr auf die Behandlung der 1. und 2. Mannschaft zu beschränken“. Dombi holte prompt ein paar Monate später mit der Mannschaft die erste Deutsche Meisterschaft für den FC Bayern.

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Sogar einen Massage- und Umkleideraum gab es dort.

Der Zerstörung folgte eine lange Suche

Die Geschäftsstelle wurde auch von den Mitgliedern gestaltet.  Zahlreiche Spenden gingen ein: Fliesen, Waschbecken, Installationen – die Bayern halfen wieder zusammen. Der Aufruf an die Mitglieder jedoch, „alle überreichten Gegenstände wie Pokale, Becher, Wimpel, Urkunden usw.“ in der Geschäftsstelle abzugeben, erwies sich in der Rückschau als fatal. Denn im Zweiten Weltkrieg zerstörten Luftangriffe das Gebäude. Sämtliche Dokumente verbrannten vollständig. Das Archiv – und alles, was im FC Bayern Museum zu sehen ist – musste in den folgenden Jahrzehnten mühevoll wiederaufgebaut werden.

Die Nachkriegsjahre waren geprägt von diversen Umzügen. Immer wieder erfolgten Aufrufe über die „Clubnachrichten“, im Juli 1951 etwa hieß es: „Wir bitten alle Mitglieder, uns bei der Suche nach neuen geeigneten Räumen zu unterstützen. Dieselben sollen natürlich im Zentrum der Stadt gelegen sein und möglichst Telefonanschluß haben.“ Davor saß man offiziell in der Agnes-Bernauer-Straße 104 (1945–1947), dann bis 1951 in der Mariannenstraße 5/II in Untermiete von Frau Kemeny, die Angestellte der Geschäftsstelle und Mutter von Bayern-Mitglied Dr. Julius Kemeny war. Weiter ging es in die Theatinerstraße 23/1, zwischen 1959 und 1965 dann agierte der Verein aus der Sonnenstraße 10/VI (später: 27/VI), bevor schließlich der Aufstieg in die Bundesliga die Bayern in eine größere Geschäftsstelle in der Landwehrstraße 23/II führte. 140 Quadratmeter, ein Konferenzraum und drei weitere Zimmer wurden dort genutzt. Das Prunkstück: der Schrank mit den Trophäen.

Happy End in der Säbener 51

Der Wunsch der Verantwortlichen nach Kontinuität, nach einer echten Heimat wurde aber immer größer, und Neudecker ging das Bauprojekt an der Säbener Straße „mit voller Kraft und Initiative“ an.

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Die Säbener Straße - rot-weiße Heimat des Vereins - bekannt auf der ganzen Welt!

Noch drei Monate vor dem Richtfest sagte er: „Die Stimmen müssen endlich verstummen, die dem FC Bayern jahrzehntelang nachsagten, er habe sich nichts geschaffen.“ Und das taten sie dann auch. Die Infrastruktur stand – der Rest ist bekannt: In der Säbener Straße ist der FC Bayern zur heutigen Weltmarke geworden. Auf und neben dem Platz.

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