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FC Bayern Museum: Infos, Tickets, Ausstellungen

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Vereinshymnen, Fangesänge, Jubelarien

Die Aufforderung in den Clubnachrichten ist recht klar formuliert. „Der F.C. Bayern-Marsch auf der Vox-Platte müsste Eigentum eines jeden Grammophon-besitzers sein“, heißt es in einer Ausgabe aus dem Jahr 1927. Der Verein machte nicht ohne Grund wenig versteckt Werbung für die Schallplatte, auf der das Münchner Infanterie-Bataillon unter der Leitung von Georg Fürst vier Märsche eingespielt hatte. Das positive Fazit der Plattenkritik: „Dass Herr Fürst (…) auch den F.C. Bayern-Marsch auswählte, spricht für die Qualität des Stückes.“

Nun muss man wissen, dass Georg Fürst, Obermusikmeister und anerkannter Komponist, halt auch ein echter Roter war – und bis zu seinem Tod im Jahr 1936 Bayern-Mitglied. Sein FCB-Marsch wurde noch lange Jahre bei Jubiläen und Weihnachtsfeiern gespielt und ist ein früher Nachweis für die enge Verbindung zwischen Fußball und Musik.

Ein Fußballspiel, so sagt man, hat einen Rhythmus und kann aus dem Takt geraten; die Fans singen in der Kurve, und die Spieler sind echte Popstars. Aber auch vor dem Beginn des Medienzeitalters spielten Lieder und Melodien im Vereinsleben eine große Rolle. Im Archiv des FC Bayern Museums erfährt man zum Beispiel, dass das Stiftungsfest zum fünfjährigen Bestehen mit dem amerikanischen Militärmarsch „Stars And Stripes Forever“ eröffnet wurde. Vollkommen untypisch für diese Zeit – aber die Bayern waren eben schon immer ein internationaler Club.

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Der Refrain des "F.C. Bayern Marsch" von 1965 ist ein Evergreen: "Bayern vor, noch ein Tor, noch ein Tor!"

Die Stars als Sänger

Märsche prägten den musikalischen Anfang unseres Vereins. Aber der Fußball entwickelte sich weiter – auf dem Platz und abseits davon. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre wurde zwar nochmals mehrfach ein neuer „FC Bayern-Marsch“ vertont – die Mannschaft zierte sogar das Plattencover –, bald wurden aber auch andere Genres bedient. An der „Hörbar“ im FC Bayern Museum kann man die Musikgeschichte unseres Vereins nachhören: die Superstars als trällernde Solisten, die Mannschaft als Chor, die Spielerfrauen als Begleitung. Nicht immer waren die Stücke ungetrübtes Glück für das Publikum. Goldene Füße hatten die meisten Bayern-Spieler, aber goldene Kehlen …

Die Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg des FC Bayern waren die Hochphase der singenden Kicker, es gab einen
regelrechten Boom. Die Popularität der jungen Bayern war durch die Erfolge ab Mitte der 1960er Jahre rasch gestiegen, der Gang ins Tonstudio bot die Aussicht auf schnell verdientes Geld. Spätestens als Franz Becken-bauer im Jahr 1966 mit „Gute Freunde kann niemand trennen“ den Anfang gemacht hatte, war das Geschäftsmodell bekannt. Rund 100.000 D-Mark soll der „Kaiser“ als Garantiesumme für jede seiner Singles eingestrichen haben – mit schönen Titeln wie „1:0 für die Liebe“.

Rund zehn Jahre lang versuchten diverse Sportler, sich durch Stimmbandakrobatik ein zweites Standbein aufzubauen. Bei den Bayern wollten Gerd Müller und Sepp Maier den 31. Chartplatz von Beckenbauer toppen. Der Bomber nahm zwischen 1968 und 1974 gleich vier Titel auf, unter anderem „Dann macht es bumm“; Maier veröffentlichte „Die bayerische Loreley“.  Und nicht nur die Fußballer, auch andere Sportler wie der 100-Meter-Olympiasieger Armin Hary versuchten sich am Mikrofon.

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Was fürs Herz: Des "Kaisers" zweite Single erschien im Jahr 1967.

„Sexy knee“ reimt sich auf „West Germany“

Auch wenn „Gute Freunde“ heute noch ein Evergreen ist: Echte Hits gelangen den wenigsten Fußballern. Pelé glänzte 1969 mit dem Bossa-Nova-Titel „Meu Mundo E Uma Bola“ – „Meine Welt ist ein Ball“, HSV-Star Kevin Keegan schaffte es mit „Head Over Heels In Love“ immerhin auf Platz zehn der deutschen Hitparade und selbst in seiner Heimat England auf Rang 40. Vielleicht lag es auch am durchwachsenen Erfolg des Genres, dass die  nächste Fußballer-Generation weniger häufig zum Mikrofon griff.

In der Epoche von Karl-Heinz Rummenigge und Co. kam ein neuer Trend auf. Nicht mehr die Spieler sangen, vielmehr wurden sie besungen. Seit 1983 weiß man daher genau, dass Rummenigge „sexy knees“ – attraktive Knie – hat. „Over in West Germany, there’s a football player with sexy knees. With sexy knees? With sexy knees! Talking ’bout a man with sexy knees: Karl-Heinz Rummenigge!“ – mit diesen Zeilen hielt sich das englische Popduo Alan & Denise zwölf Wochen lang in den Charts. Dass sich „knee“ auf „West Germany“ reimte, galt als Hauptgrund für den kuriosen Text, der natürlich auch in der Bayern-Kabine ein beliebtes Thema war.

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Ein Ohrwurm: die Ode an Rummenigges "sexy knees" (1983).
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Cleo Kretschmer und Wolfgang Fierek coverten 1983 den Rummenigge Song auf Deutsch.

Seitdem gab es unzählige Bayern-Songs. Eine Auswahl ohne den Anspruch auf Vollständigkeit: Paul Breitner erhielt 1983 einen Abschiedssong, Jean-Marie Pfaff veröffentlichte „Jetzt bin ich ein Bayer“, Willy Michl schrieb das „F.C. Bayern-Lied“, die „Fantastischen 2“ sangen „Oh Matthäus“, die Spielerfrauen unter dem Namen „First Ladies“ den „Mambo FCB“. Auch ganze Bayern-Mannschaften wurden hie und da ins Tonstudio gebeten. Die Platte „Auf der Wiesn“, die das Team unter Trainer Giovanni Trapattoni in den 1990er Jahren gemeinsam mit Andrew White und Marianne & Michael aufgenommen hat, ist ein echter Hinhörer; mit dem Tölzer Knabenchor gaben die Stars zudem Weihnachtslieder zum Besten. Später hatte Dante zwei Singles gleichzeitig in den Charts, und die „Prinzen“ huldigten „Olli Kahn“. Nur „Die Toten Hosen“ würden niemals zu den Bayern gehen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Rund 100 Titel von Bayern oder über den FC Bayern können Museumsbesucher an der „Hörbar“ des Museums erleben. Auf der Playlist steht natürlich auch die  erste echte Vereinshymne, die Produzent Harald Reitinger und Andrew White im Jahr 1992 veröffent-lichten:  „FC Bayern, Forever Number One“ hat nicht umsonst mit mehr als 150.000 verkauften Singles Fußball- und Musikgeschichte geschrieben. Entstanden ist der Song übrigens vor 30 Jahren auf Bitte von Uli Hoeneß. Mehrfach waren Reitinger und White damals zu Gast beim Manager, so oft, „dass die Sekretärin schon fragte: ‚Was wollen die schon wieder?‘“, erzählte Reitinger mal. Sie wollten einen echten Ohrwurm komponieren. Und das ist ihnen mehr als gelungen.

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1968 wagte sich auch Sepp Maier aus seinem Tor ins Schlagergeschäft.

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