Wer 21 Titel in 22 Jahren mit dem FC Bayern gewonnen hat, hat viele Bilder produziert, an die man sich gut und gerne zurückerinnert. Und trotzdem ist von Philipp Lahm dieses eine besonders im Gedächtnis geblieben. Als der Kapitän des FC Bayern am 25. Mai 2013 im Londoner Wembley-Stadion den Henkelpott für den Gewinn der Champions League in die Hand nahm, ihn in die Luft stemmte und laut jubelte, erlebte die gesamte FC Bayern-Familie den perfekten Moment. Grenzenlose Freude, Glück, Zufriedenheit – wohin man auch sah.
Lahm hat den FC Bayern als Kapitän zum ersten Titel in der europäischen Königsklasse nach zwölf Jahren geführt. „Raten Sie mal!“, sagte der gebürtige Münchner lachend, als er vor seinem Karriereende auf seinen schönsten Moment im roten Bayern-Trikot angesprochen wurde. In bester Erinnerung aber sind ihm nicht nur die 517 Pflichtspiele, die er für den deutschen Rekordmeister bestritten hat, sondern auch jeder seiner Titel. Acht Meisterschaften hat er gewonnen, so viele wie sonst nur Oliver Kahn, Mehmet Scholl und Bastian Schweinsteiger. Dazu kommen: Sechs Siege im DFB-Pokal, drei im deutschen Supercup, der Ligapokal 2008 sowie der Supercup und die FIFA-Klub-WM 2014.
Lahm etablierte einen neuen Führungsstil
Als „Mister Zuverlässig“ wurde Lahm gerne bezeichnet – und zwar für seine Spielweise auf und sein Wirken neben dem Platz. Als Elfjähriger von der FT Gern gekommen, entwickelte er sich in mehr als 20 Jahren beim FC Bayern (mit einer kurzen Unterbrechung als Leihspieler beim VfB Stuttgart) zum Gesicht einer goldenen Generation beim FC Bayern. Unaufgeregt, stets äußerst fair, aber strikt etablierte er sowohl seit 2011 in München als auch als Kapitän der Nationalmannschaft, die er zum WM-Titel 2014 führte, einen Führungsstil, der sich von dem seiner Vorgänger-Generationen deutlich unterschied.
Auf dem Platz war er - meist als Außenverteidiger, manchmal im Mittelfeld - nicht nur unumstrittener Stammspieler und Leistungsträger, sondern auch die Konstanz in Person. Auf der rechten Außenbahn der Bayern prägte er über viele Jahre gemeinsam mit Arjen Robben das Spiel, die beiden harmonierten perfekt. Mehmet Scholl sagte ihm zum Abschied: „75 Prozent aller Spiele, die du gespielt hast, hast du überragend gespielt. Und die anderen 25 Weltklasse.“
Man konnte ihm kaum etwas beibringen: „Er konnte schon alles“
Lahm wusste schon immer, was er wollte - und verfolgte seinen Plan mit Konsequenz. Sowohl den Zeitpunkt für seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft als auch den seines Karriereendes bestimmte er selbst. Er war nie ein Lautsprecher, aber einer, der kritisierte, wenn er es für nötig hielt. Immer reflektiert, distanziert und gut begründet.
„Ich konnte Philipp nicht viel beibringen. Er konnte schon alles“, sagte sein Förderer Hermann Gerland über Lahm; Pep Guardiola bezeichnete ihn als „den intelligentesten Spieler, den ich je trainiert habe“. Die Fußstapfen, die er nach seinem Karriereende mit 33 Jahren hinterlassen hat, sind riesig. Zum Abschluss stemmte er auf dem Rathausbalkon nochmal die Meisterschale in die Luft. Wieder ein Bild, an das man sich gerne erinnert.
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