Das Wintertrainingslager des FC Bayern in Marbella ist für Michael Rensing keines wie jedes andere. Während sein Kapitän und zugleich Mitspieler, aber auch Konkurrent um den Platz im Tor des Rekordmeisters, Oliver Kahn, sein letztes „von vielleicht über 50 Trainingslagern“ bestreitet, ist es für Rensing das letzte Trainingslager als Torhüter Nummer zwei.
Wenn der 38 Jahre alte Kahn seine Karriere im Sommer nach 20 Jahren und weit über 500 Bundesligaspielen beendet, wird der um fast genau 15 Jahre jüngere Rensing in die Fußstapfen des dreimaligen Welttorhüters treten und zur künftigen Nummer eins beim FCB aufrücken. „Sicherlich ist Vorfreude dabei“, bestätigte Rensing am Donnerstag im Gespräch mit fcbayern.de zur bevorstehenden „Beförderung“.
Sehr gute Entwicklung
„Er ist jetzt soweit. Er hat die Chance verdient, die sollte man ihm auch geben“, hatte Kahn noch am Vortag über seinen designierten Nachfolger gesagt. Rensing habe in den letzten Jahren „eine sehr, sehr gute Entwicklung gemacht“ und sei jetzt „genau an dem Punkt zu zeigen, dass er konstant Topleistungen bei einem Verein wie dem FC Bayern München bringen kann.“
Allerdings betonte Kahn, dass die Rolle der Nummer eins beim FCB auch eine „große Aufgabe und eine große Drucksituation für einen jungen Mann“ sei. Deshalb müsse man ihm auch zugestehen, „Fehler machen zu dürfen“. Andererseits habe Rensing schon in „vielen Spielen gezeigt, dass er es kann und dass man sich auf ihn verlassen kann.“
Uneingeschränktes Vetrauen
So sieht das auch FCB-Manager Uli Hoeneß, der schon vor längerer Zeit Rensing sein uneingeschränktes Vertrauen aussprach und betonte, der 23-Jährige werde „ohne Wenn und Aber“ die Kahn-Nachfolge im Bayern-Tor antreten. Auch der vergangene Woche verpflichte Hitzfeld-Nachfolger Jürgen Klinsmann scheint fest mit dem ehemaligen U21-Nationaltorhüter zu planen. „Ich habe den Eindruck, dass Jürgen viel von Michael hält“, berichtete Hoeneß.
„Es freut mich natürlich sehr, dass ich soviel Rückendeckung vom Verein bekomme“, sagte Rensing, der sein letztes Trainingslager als Nummer zwei „nicht anders“ angegangen ist als die zuvor. „Ich trainiere und bereite mich immer so vor, als stünde ich im Tor.“ Dass sich auch Klinsmann für ihn ausgesprochen habe, ehrt ihn ebenfalls. „Er ist ein Befürworter des aktiven Torwartspiels, das kommt mir sicherlich entgegen“, meinte Rensing.
Viel von Kahn abgeschaut
Die letzten Monate im „Schatten“ von Oliver Kahn will der in 18 Bundesligaspielen und vier Europapokalspielen noch unbesiegte Rensing nutzen, um weiterhin wichtige Dinge von Kahn zu lernen. „Wir haben jetzt fünf Jahre auf höchstem Niveau miteinander trainiert, natürlich schaut man sich da viel ab“, berichtete Rensing, dessen privates Verhältnis zu seinem Konkurrenten im Laufe der Zeit „immer besser“ geworden ist. „Wir flachsen viel rum, haben aber auch Respekt voreinander.“
Bange vor dem großen Schritt zur Nummer eins ist ihm nicht. „Entweder hat man die Qualität, oder man hat sie nicht“, sagte er selbstbewusst. Wer künftig Rensings Platz als Nummer zwei einnehmen wird, ist indes noch unklar. Neben dem 19-jährigen Thomas Kraft, der von der Regionalliga-Mannschaft zu den Profis aufrücken soll, könnte noch ein erfahrener Torhüter verpflichtet werden. Doch Hoeneß stellte klar: „Es muss ein Mann sein, der nicht jede Woche mit den Hufen scharrt und bei jedem Fehler, den die Jungen machen, gleich Ansprüche reklamiert. Es muss ein Mann sein, der auch mit der Rolle der Nummer 2 einverstanden ist.“
Für fcbayern.de in Marbella: Carsten Zimmermann
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