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Beutel: 'Hier ist die Hölle los'

Das große Los zog in dieser Saison Rot-Weiß Erfurt. Am Sonntag wurde dem Drittligisten in der ersten Runde des DFB-Pokals der FC Bayern als Gegner zugelost. Und das hat Folgen. fcbayern.de sprach mit Erfurts Manager Stephan Beutel über die Reaktionen, die der FC Bayern in der thüringischen Landeshauptstadt ausgelöst hat, und über die Planungen des Klubs, das Spiel nach Leipzig zu verlegen.

Das Interview mit Stephan Beutel:

fcbayern.de: Herr Beutel, am Sonntag hat Rot-Weiß Erfurt das große Los gezogen. Wie fiel die erste Reaktion aus?
Beutel: „Ich habe die Auslosung mit der gesamten Mannschaft im Trainingslager bei Kaffee und Kuchen verfolgt. Nachdem Matthias Sammer das Los mit unserem Gegner gelesen hatte und lächelte, wussten wir schon, gleich passiert irgendwas. Dann war es tatsächlich Bayern München. Alle haben gejubelt und gelacht, es war Freude pur, ein paar tolle Minuten.“

fcbayern.de: Es ist also ein Traumlos?
Beutel: „Sportlich gesehen haben wir natürlich die klarste Außenseiterrolle, die man in diesem Wettbewerb haben kann. Letztlich ist es aber eine tolle Sache, dem FC Bayern in einem Pflichtspiel zu begegnen, ich habe das Vergnügen mit St. Pauli und Hansa Rostock ja schon öfters gehabt. Außerdem freue ich mich persönlich auf ein Wiedersehen mit Uli Hoeneß, zu dem ich ein sehr gutes Verhältnis habe.“

fcbayern.de: Ganz Erfurt fiebert dem Spiel entgegen. Was ist jetzt in der Stadt los?
Beutel: „Es herrscht ein unheimlicher Hype, nicht nur in Erfurt, sondern in ganz Mitteldeutschland, weil wir überlegen, das Spiel eventuell nach Leipzig zu verlegen. Dadurch ist ein enormer Druck auf unseren Klub entstanden. Unsere Strukturen hier im Klub kommen an den Rand der Belastbarkeit. Wir haben die schwierige Situation, dass wir zunächst die Saisoneröffnung in der Dritten Liga gegen Dynamo Dresden haben, im Anschluss spielen wir in Braunschweig, dann kommt Bayern München und gleich danach findet das Derby gegen Carl Zeiss Jena statt. Deswegen ist hier die Hölle los.“

fcbayern.de: Nach der Pokalauslosung sind ja sogar die Telefonleitungen bei Rot-Weiß Erfurt zusammengebrochen.
Beutel: „Alle Leitungen waren so vollgestopft, dass gar nichts mehr ging. Wir konnten nicht mehr raustelefonieren, keiner konnte uns erreichen. Das sind unglaubliche Dimensionen, es rufen ja auch viele überregionale Fanklubs des FC Bayern an.“

fcbayern.de: Wie gehen Sie mit diesem Ansturm um?
Beutel: „Wir wissen ja nicht einmal, wann das Spiel stattfindet, am 7., 8., 9. oder 10. August. Losgelöst davon wollen wir uns diese Woche darauf einigen, wo wir denn spielen. Vieles spricht dafür, in Erfurt zu bleiben. Das muss man mit den wirtschaftlichen Vorteilen von Leipzig abwägen. Danach müssen wir ein klares Kartenkonzept erarbeiten. Das wird sicherlich nicht ohne angedeutetes Chaos ablaufen.“

fcbayern.de: Was spricht für Erfurt als Austragungsort?
Beutel: „Ich glaube, ein Umzug nach Leipzig würde vielen Leuten weh tun, die hier in Erfurt bei Wind und Wetter egal gegen welchen Gegner ins Stadion kommen. Diese Leute würden natürlich auch das große Spiel gegen den größten Verein in Deutschland gerne in Erfurt sehen. Und sportlich haben wir hier sicherlich auch mehr Möglichkeiten als in Leipzig, das uns allerdings ein WM-Stadion mit besten Strukturen bietet, das quasi brach liegt.“

fcbayern.de: Und in Leipzig finden deutlich mehr Zuschauern Platz. Welche Bedeutung besitzt das Spiel für die finanzielle Situation des Vereins?
Beutel: „Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass der FC Bayern zu einem Benefizspiel in Erfurt war (im Januar 2006, d. Red.). Der Verein war damals, nach dem Abstieg aus der zweiten Liga 2005, quasi Konkurs. Im März, April 2005 hat sich der DFB gewundert, dass wir überhaupt noch vorbeigekommen sind, um Unterlagen abzugeben. Wir fahren jetzt einen straffen Konsolidierungskurs, der noch nicht abgeschlossen ist. Dieses Spiel ist eine weitere Möglichkeit, sich wirtschaftlich weiter zu konsolidieren und sich überregional zu präsentieren.“

Das Interview führte: Nikolaus Heindl

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