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Sagnol hört auf, 'aber mein Herz bleibt hier'

Zum Schluss stand Willy Sagnol ein Lächeln im Gesicht. Bevor er im FCB.tv-Studio ein Interview gab, sah er auf einem Bildschirm einige Ausschnitte seiner Zeit beim FC Bayern. Wie er in der Allianz Arena gleich drei Gegenspieler aussteigen ließ. Wie er zu seiner gefürchteten Halbfeldflanke ausholte. Wie er ein Tor schoss und sich auf den Rasen hechtete. Vielleicht hatte er da noch einmal das langgezogene „Willyyyyy“ der FCB-Fans im Ohr. Durch die Allianz Arena jedenfalls werden diese Anfeuerungsrufe nicht mehr wehen. Am Montag beendete Willy Sagnol seine Karriere.

„Jetzt ist einfach Schluss. Wegen der Schmerzen ist es mir nicht mehr möglich, Fußball zu spielen. Das muss ich akzeptieren“, sagte der 31 Jahre alte Rechtsverteidiger. Anhaltende Achillessehnenprobleme zwingen ihn zu dieser Entscheidung. „Ich bin traurig und es fällt mir schwer. Ich habe immer von einem anderen Ende geträumt.“ Nur zu gerne hätte er „noch ein paar Jahre“ Fußball gespielt.

Trauriger Hoeneß

Doch dies ist nicht mehr möglich. Nach einer Odyssee durch Arztpraxen in ganz Europa muss Sagnol, der sich in der Sommervorbereitung die Verletzung zugezogen hatte und daraufhin operiert worden war, das einsehen. „Ich habe in den letzten Wochen alles probiert. Aber die Ärzte waren einer Meinung: Es geht nicht mehr.“ Selbst beim Gehen habe er Schmerzen. Sagnol wird nun einen Antrag auf Sportinvalidität stellen.

„Wir bedauern es extrem, dass Willy gezwungen ist, seine Karriere zu beenden“, ist auch Uli Hoeneß traurig über den Schlussstrich des letzten Champions-League-Siegers von 2001 im FCB-Kader. „Willy war einer der besten Transfers, die wir je gemacht haben“, sagte der Bayer-Manager, „er war immer ein perfekter Profi, ein Vorbild für die jungen Spieler, ein Aushängeschild in ganz Europa. Es wird extrem schwierig, ihn zu ersetzen.“

'Ein großer Spieler'

Auch Trainer Jürgen Klinsmann sprach von einem „großen Verlust für den FC Bayern und den Fußball. Willy war ein herausragender Spieler und eine Persönlichkeit.“ Zé Roberto meinte in Vertretung für die gesamte Mannschaft: „Ich bin sehr traurig und werde ihn vermissen.“ Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech war „bewegt“ und nannte Sagnols Karriereende „dramatisch. Er war ein großer Spieler.“

Was der 58-fache französische Nationalspieler und Vizeweltmeister 2006, der 2000 vom AS Monaco zum FC Bayern wechselte, in München zurücklässt, sind „viele schöne Erinnerungen“ und Freunde. „Ich habe hier einige Leute - in der Mannschaft und in der Geschäftsstelle - kennen gelernt, die für mich einen großen Wert besitzen. Das ist das Wichtigste“, meinte Sagnol.

Titelsammler Sagnol

Nicht zu vergessen natürlich die Titel. Weltpokal, Champions League, fünf Deutsche Meisterschaften, vier Mal den DFB-Pokal, drei Mal den Ligacup - Sagnols Erfolgsliste nach achteinhalb Jahren beim FC Bayern ist lang. „Ich habe viel mehr Titel geholt als gedacht“, zog Sagnol eine sehr positive Bilanz seiner Zeit in München.

276 Pflichtspiele (8 Tore) bestritt „Le Chef“, wie er in den Medien genannt wurde, für den FCB, zuletzt stand er am 33. Spieltag der vergangenen Saison beim 3:2-Sieg in Duisburg auf dem Platz. Zum allerletzten Mal trug er im vergangenen Juli beim Testspiel in Köln das FCB-Trikot. In 184 Bundesligaspielen gingen 40 Torvorlagen auf sein Konto - ein starker Wert für einen Verteidiger.

Zukunft als Manager?

Nicht nur deswegen wird er in München unvergessen bleiben. „Er hat eine Meinung und Prinzipien“, schätzte Hoeneß auch den Menschen Sagnol und berichtete von Gesprächen, in denen nicht nur über Fußball diskutiert wurde, „sondern auch über das Leben. Zwischen uns beiden war die Chemie immer okay.“

Hoeneß kann es sich durchaus vorstellen, Willy als Manager „auf der anderen Seite des Schreibtischs wiederzusehen. Er ist ein intelligenter Bursche, der in der Lage ist, einen Verein zu führen.“ Zunächst einmal riet er ihm aber, „sich zurückzuziehen, zu reflektieren und sich zu sortieren.“ Genau das hat Sagnol auch vor. Zeit für sich und seine Familie wolle er sich nun nehmen, kündigte er an. „Meine Zukunft ist noch nicht ganz klar. Es ist alles offen.“ Nur einen Trainerjob könne er sich „im Moment nicht vorstellen“.

Verabschiedung im Mai

Erst einmal bleibt der 31-Jährige ohnehin München, wahrscheinlich bis Saisonende. Dann zieht er mit seiner Familie nach Südfrankreich. Geht es nach Hoeneß, dann wird ihm bei der erhofften Meisterfeier im Mai ein würdiger Abschied bereitet. „Wir sind so selbstbewusst, zu glauben, dass wir Ende Mai ein größeres Fest in München haben. Das ist der richtige Zeitpunkt, Willy durch das große Tor der Allianz Arena zu verabschieden“, meinte der Manager.

Dann werden die Fans bestimmt noch einmal ihren „Willyyyyy“ feiern. „Ich habe beim FC Bayern fast neun wunderschöne Jahre gehabt mit einer ganz besonderen Beziehung zu den Fans“, meinte Sagnol. „Noch ein paar Mal“ werde er in den kommenden Monaten in der Allianz Arena sein. Hier, beim FC Bayern, ist er zu Hause, das weiß Sagnol, der zum Abschied sagte: „Die Säbener Straße war meine Heimat. Ich gehe jetzt weg, aber mein Herz bleibt hier.“

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