In Mittelfranken, 230 Kilometer nördlich von München, ist die Mahnung in Stein gemeißelt. „DFB-Pokalspiel 14.8.1994“ steht da, und darunter: „TSV Vestenbergsgreuth - FC Bayern München 1:0“. Für die Ewigkeit hat der damalige Bayernligist seinen größten Sieg festgehalten - und jetzt, fast 16 Jahre später, ragt der Gedenkstein für den FC Bayern wie ein erhobener Zeigefinger aus dem Boden vor dem TSV-Sportheim.
Denn am Mittwochabend trifft der deutsche Rekordmeister auf die SpVgg Greuther Fürth, den Klub also, in dem 1996 die Lizenzspielerabteilung aus Vestenbergsgreuth durch Fusion mit der SpVgg Fürth aufging. An der Rollenverteilung hat sich bis heute wenig geändert: Der FCB ist als Tabellenzweiter der Bundesliga Favorit, Fürth als Achter der Zweiten Liga Außenseiter. Eine klare Sache also?
'Dürfen nicht überheblich werden'
„Das denkt man. Aber so einfach geht das nicht“, betonte Mark van Bommel, der das peinliche Erstrunden-Aus im August 1994 freilich nicht selbst miterlebt hat. Doch an der psychologischen Aufgabenstellung in einem solchen Duell „David gegen Goliath“ hat sich bis heute nichts geändert. „Wir dürfen nicht überheblich werden“, warnte der FCB-Kapitän. Und auch Ivica Olic sagte: „Das sieht nach einem einfachen Gegner aus, aber wir müssen voll konzentriert sein.“
Diese Worte dürften Louis van Gaal gefallen. Der FCB-Chefcoach hatte seine Spieler trotz des 3:1-Erfolgs in Wolfsburg letzten Samstag - es war der zehnte Pflichtspielsieg in Folge - kritisiert. Durch Unkonzentriertheiten hätte sich die Mannschaft um den Sieg bringen können, ärgerte sich Van Gaal. Und diese Kritik ist angekommen. „Wir sind auch der Meinung, dass wir nicht gut gespielt haben“, sagte Van Bommel.
Entscheidung im Kopf
Der Bayern-Kapitän bemängelte „Konzentration“ und „technische Ausführung“ in Wolfsburg. „Wir haben zu locker gespielt, hatten viel zu viele unnötige Ballverluste. Noch nie haben wir so viele Chancen des Gegners zugelassen wie in diesem Spiel.“ Trainer Van Gaal erinnert seine Spieler daher vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt daran, immer voll konzentriert zu bleiben. Denn gerade die Partie gegen Fürth entscheidet sich im Kopf.
Mit Leidenschaft, Kampfgeist und Einsatzwille hat Vestenbergsgreuth vor 16 Jahren die spielerischen Defizite gegenüber dem FC Bayern wettgemacht. Eine ähnliche Pokal-Schlacht erwarten die Münchner auch jetzt. „Fürth hat nichts zu verlieren. Die werden sicherlich über hundert Prozent geben“, glaubt Olic. „Wir müssen aufpassen“, meinte Van Bommel, „in einem Spiel kann man vieles verlieren, was man sich aufgebaut hat.“ Das gilt besonders im DFB-Pokal, wo schon eine Niederlage das Aus bedeutet. Ein Stein in Mittelfranken erinnert daran.
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