Der Kapitän gratulierte als Erster. Sieben Minuten waren in der Wolfsburger Volkswagen-Arena gespielt, als Mark van Bommel auf Torwart Thomas Kraft zuging und diesen beglückwünschte. Mit einem weiten Pass auf Thomas Müller hatte Kraft wenige Sekunden zuvor den 1:0-Führungstreffer des FC Bayern eingeleitet und in seinem ersten Bundesligaspiel gleich seinen ersten Assist verbucht. Aber nicht nur wegen dieser Vorlage war es ein beeindruckendes Debüt für den 22-jährigen Schlussmann.
„Ich meine, ich habe meine Sache ordentlich gemacht“, sagte Kraft bescheiden nach dem 1:1-Unentschieden zwischen den Deutschen Meistern der letzen beiden Jahre. „Aber trotzdem überwiegt eher der Ärger, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben“, so Kraft weiter, der in der 86. Minute den späten Ausgleich durch Sascha Riether hinnehmen musste und dabei keine Abwehrchance hatte.
Bis dahin jedoch war Kraft in seinem Premierenspiel ein sicherer Rückhalt für den deutschen Rekordmeister und verhinderte mit einigen starken Paraden einen früheren Gegentreffer. So wie in der 44. Minute, als er in einer Eins-gegen-Eins-Situation gegen den Wolfsburger Diego als Sieger hervorging. Oder in der 56. Minute, als er einen Kopfball Mario Mandzukic aus kurzer Distanz reaktionsschnell über die Querlatte lenkte.
Doch seine vielleicht beste Parade hatte er in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als er einen von Grafite getretenen Foulelfmeter glänzend abwehrte. Alles in allem war es ein prima Einstand für Kraft, der von Trainer Louis van Gaal zum Rückrundenstart zur Nummer eins befördert wurde. In der Hinrunde hatte Kraft sein großes Talent bereits in den beiden Champions-League-Gruppenspielen gegen den AS Rom und den FC Basel erkennen lassen.
Viel Lob
„Er hat dieses Spiel gut gespielt und ich bin zufrieden", lobte Van Gaal nach der Partie in Wolfsburg. Auch aus der Mannschaft gab es viel positives Feedback. „Er hat den Elfer gehalten und Ruhe ausgestrahlt. Ich fand das stark", urteilte Kapitän Mark van Bommel über den Debütanten. Van Gaal gab aber auch zu bedenken, dass das erste Spiel oft am einfachsten sei: „Das zweite und das dritte und das vierte Spiel muss er auch so spielen.“
Kraft muss sich also weiter bewähren und das Vertrauen rechtfertigen. Einen besonderen Druck verspürt er in seiner neuen Rolle nicht. „Druck hat man überall, ob in der Bundesliga oder in der 3. Liga, wo es gegen den Abstieg geht. Da geht’s auch ums Überleben“, sagte der gebürtige Westerwälder, der sich „keinen Kopf“ macht. „Ich versuche, alles so zu machen, wie ich es immer mache. Ich lasse mich da nicht beeinflussen.“ Gegen Wolfsburg hat er es unter Beweis gestellt.
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