Während sich die Profis des FC Bayern noch in der Anfangsphase der Saison befinden, neigt sich bei der zweiten Mannschaft die Hinrunde bereits dem Ende entgegen. Nach 14 Spieltagen rangieren die kleinen Bayern auf Platz vier der Regionalliga Bayern - Zeit für ein kleines Zwischenfazit. Trainer Erik ten Hag sprach mit fcbayern.de unter anderem über die Entwicklung seines jungen Teams, die beiden Toptorschützen Gerrit Wegkamp und Lukas Görtler sowie die Aufstiegschancen.
Das Interview mit Erik ten Hag
fcbayern.de: Herr ten Hag, Ihre Mannschaft feierte zuletzt sechs Siege in Folge. Sind Sie gerade ein glücklicher Trainer?
ten Hag: „Ich bin natürlich glücklich über die Ergebnisse. Dafür haben wir hart gearbeitet. Wir hatten einen sehr schwierigen Sommer, in dem viel zusammengekommen ist: die sehr große Enttäuschung aus der letzten Saison, die wir ins neue Jahr mitgenommen haben; nur drei Wochen Urlaub; nur drei Wochen Vorbereitung; zudem mussten wir fast die ganze Mannschaft ersetzen; und viele Verletzte hatten wir auch noch. Der schwierige Saisonstart war nachvollziehbar. Trotzdem ist es schade, dass wir die Punktverluste in dieser Zeit nicht weiter beschränken konnten.“
fcbayern.de: Wie ist dann der Knoten geplatzt?
ten Hag: „Die Wende war der Sieg gegen Illertissen. Seitdem haben wir uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Die Mannschaft hat sich immer besser gefunden. Wie sie miteinander umgeht, miteinander arbeitet, wie sie Fußball spielt - man sieht deutliche Fortschritte. Jetzt dürfen wir aber nicht zufrieden sein. Zufriedenheit führt zu geistiger Nachlässigkeit. Wir haben noch viel Luft nach oben.“
fcbayern.de: Was gilt es konkret weiter zu verbessern?
ten Hag: „Es geht um Details. Die Chancenverwertung zum Beispiel. Letzten Freitag in Bayreuth (2:1) hätten wir wieder viel deutlicher gewinnen müssen. Außerdem kassieren wir zu viele Gegentore. In punkto Einstellung haben wir zuletzt einen großen Schritt gemacht. Ich hoffe, dass wir uns da stabilisieren können.“
fcbayern.de: Was meinen Sie damit?
ten Hag: „Vor 5.000 Zuschauern in Bayreuth, gegen eine Mannschaft, die für die eigene Stadt spielt, ist sehr viel Emotion im Spiel. Da bekommt Siegen und Verlieren eine ganz andere Bedeutung als im Jugendbereich. Spieler, die aus der U19 zu uns hochkommen, müssen erst einmal lernen, damit umzugehen. Gleichzeitig müssen sich Spieler, die von anderen Klubs zu uns kommen, erst einmal daran gewöhnen, dass es viel schwieriger ist, für Bayern zu spielen als gegen Bayern. Die Gegner geben immer 120 Prozent, für sie ist auch schon ein Unentschieden ein gutes Ergebnis - für uns dagegen zählt nur der Sieg! Diese Mentalität müssen Spieler bei Bayern erst einmal annehmen.“
fcbayern.de: Gerrit Wegkamp und Lukas Görtler, die zusammen elf der 19 FCB-Tore erzielt haben, haben das offenbar gemacht…
ten Hag: „Sie sind ein wunderbares Beispiel für diesen Adaptionsprozess. Da ist etwas gewachsen. Aber ich möchte nicht nur diese beiden Spieler erwähnen. Ylli Sallahi zum Beispiel hat unglaubliches Potenzial. Wenn er auf dem Platz steht, bewegt er etwas - und er kann noch viel mehr! Momentan kann ich aber die ganze Mannschaft benennen. Viele haben sich in den letzten Wochen deutlich gesteigert.“
fcbayern.de: Nach wie vor müssen Sie auf viele verletzte Spieler verzichten. Mit welchen Rückkehrern rechnen Sie in den nächsten Wochen?
ten Hag: „Kodjovi Koussou (Rippenprellung, Anm. d. Red.) und Alexander Sieghart (muskuläre Probleme) erwarte ich Ende dieser Woche zurück im Mannschaftstraining. Noch etwas mehr Geduld brauchen Lennart Ingmann (Bänderverletzung), Tobias Schweinsteiger (muskuläre Probleme) und Ivan Lucic (Bänderriss), die aber alle vielleicht noch vor der Winterpause in den Kader zurückkehren könnten.“
fcbayern.de: Und wie sieht es bei den Langzeitverletzten aus?
ten Hag: „Die liegen alle voll im Plan. Rico Strieder (Hüftgelenksverletzung) hat kürzlich das Lauftraining auf dem Platz aufgenommen. Andreas Rössl (Kreuzbandriss) hat mit leichtem Torwarttraining begonnen. Auch bei Sebastian Bösel (Muskelbündelriss) geht es vorwärts. Wir rechnen mit allen zum Trainingsstart Anfang Januar. Wir hoffen, dass wir nach der Winterpause in der Liga nochmal angreifen können. Dann brauchen wir sie. Nur Giuseppe Leo (Kreuzbandriss) wird noch bis Saisonende ausfallen.“
fcbayern.de: Apropos angreifen: Was ist noch drin in dieser Saison?
ten Hag: „Wir sind in einer Position, die Perspektiven bietet. Wenn wir unsere Arbeit weiter gut machen, kann die Perspektive bis zum Winter sogar noch besser werden. Aber wir müssen Schritt für Schritt gehen. Jedes Spiel ist ein hartes Stück Arbeit. Im Moment sind wir noch nicht so gut, dass wir locker Siege einfahren.“
fcbayern.de: Der nächste Gegner heißt am Freitag FC Memmingen. Was erwartet die Mannschaft dort?
ten Hag: „Das wird ein heißes Spiel vor vielen Zuschauern und gegen ein kompaktes Team, das auf unsere Fehler lauern wird. Memmingen ist besser als letztes Jahr. Sie sind einer von vielen Klubs, die sich mit Spielern verstärkt haben, die in Nachwuchsleistungszentren ausgebildet worden sind. Dadurch ist die Liga viel ausgeglichener als letztes Jahr. Diese Entwicklung freut mich. So sind wir in jedem Spiel gefordert und werden sofort bestraft, wenn wir nachlässig werden. Nur mit der richtigen Einstellung, mit Wille und Teamgeist können wir Erfolg haben. Das gilt auch wieder in Memmingen.“
Das Interview führte: Nikolaus Heindl.

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