Er war Trainer, Sportdirektor, Kolumnist und TV-Experte - und er war vor allem eines: erfolgreich! Was Udo Lattek in seiner langen Karriere auf und neben dem Fußballplatz auch anpackte, das tat er voller Inbrunst und Leidenschaft. Acht Deutsche Meisterschaften, drei Europapokalsiege - kein anderer deutscher Trainer sammelte so viele Titel wie Lattek. Kultstatus erlangte er nach seiner Trainerlaufbahn als Experte in der Talkrunde Doppelpass, wo er nach seiner Karriere 16 Jahre lang kritisch und kompetent wirkte. Am Freitag feiert der Meister aller Meistertrainer seinen 80. Geburtstag.
Als „Glücksfall für den FC Bayern München“ hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den ehemaligen FCB-Trainers, der allein sechs Mal (1972, 1973, 1974, 1985, 1986, 1987) die Schale nach München holte, mal bezeichnet. „Ich habe ihn als Spieler hier in München zweimal als Trainer erlebt. Udo war ein großartiger Trainer und ein großartiger Mensch. Ein super Typ, der auch alle Fünfe hat gerade sein lassen können“, würdigte Rummenigge den Jubilar anlässlich seines 80. Geburtstags.
Als Spieler war der am 16. Januar 1935 im ostpreußischen Landkreis Sensburg geborene Lattek nie herausragend, als Coach ist er legendär geworden und bekannte einmal: „Dem Fußball habe ich alles zu verdanken.“ Von 1965 bis 1970 stand der studierte Mathematik- und Physik-Lehrer in Diensten des Deutschen Fußball-Bundes, der ihn im August 2013 anlässlich der 50-Jahr-Feiern der Bundesliga mit einem Ehrenpreis auszeichnete. 1966 wurde er im Londoner Wembley-Stadion Vize-Weltmeister als Co-Trainer von Helmut Schön.
Doppelter Titelhattrick mit dem FCB
Der Wechsel auf die Trainerbank des FC Bayern war eher zufälliger Natur. „Eines Tages kam Franz Beckenbauer zu mir und sagte: Ich habe den Auftrag von Präsident Neudecker und Manager Schwan zu fragen, ob Sie nicht nach München kommen wollen. Wir haben Probleme mit Branko Zebec und alle Nationalspieler wollen, dass sie kommen. Dann habe ich einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Daraus wurden fünf Jahre. Damit begann das große Theater, das Trainergeschäft“, berichtete Lattek einmal.
Nach drei Meisterschaften und dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1974 ging Lattek 1975 zu Borussia Mönchengladbach, wo er ebenfalls sehr erfolgreich arbeitete. Über Dortmund, dem FC Barcelona - dort trainierte er unter anderem Diego Maradona - kam er 1983 zurück zum FCB. Wieder gelang ihm ein Titelhattrick, nur der erneute große Wurf misslang. Im Landesmeistercup-Finale unterlag er mit seiner Mannschaft unglücklich dem FC Porto. Neben Giovanni Trapattoni ist er der einzige Trainer der Welt, der alle drei europäischen Klubwettbewerbe gewinnen konnte.
Eigentlich hatte er seine Karriere danach schon beendet, ehe er sich mehrmals reaktivieren ließ: Zweimal übernahm er den 1. FC Köln als Sportdirektor, je einmal trainierte er den FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Den BVB rettete er 2000 sogar vor dem Abstieg. Sein Assistent damals: der heutige FCB-Sportvorstand Matthias Sammer. „Ich persönlich habe 2000 sehr, sehr wichtige Erfahrungen gesammelt in meiner ersten Trainerstation und ich habe ihn da als Mentor gehabt“, erinnerte sich Sammer im Trainingslager in Katar an seinen „Trainervater“.
Keine große Feier
„Er hat mir nach meiner sportlichen Laufbahn auch den Weg mitgeebnet, um dann in der sportlich zweiten Halbzeit auch gut zurecht zu kommen. Das werde ich ihm nie vergessen und ich bin ihm sehr dankbar dafür, für diese Zeit und wünsche ihm und der Familie alles Gute“, ergänzte Sammer. Lattek selbst wollte seine Spieler „immer von meinen Ideen überzeugen“ und bewies dabei immer ein feines Gespür für die Stimmung innerhalb einer Mannschaft.
„Er war wie ein zwölfter Spieler. Ich habe ihn nie als einen Trainer empfunden, eher als einen Kumpel“, sagte der früher Bayern-Torwart Sepp Maier dem Fachmagazin kicker und erinnerte sich daran, wie Lattek einst einen Disco-Besuch der Mannschaft aufdeckte. „Er setzte sich auf einen Barhocker, blinzelte über den Tresen und polterte plötzlich los: 'Ich zähle jetzt bis 25.000, wenn dann noch einer da ist, gibt’s Ärger.‘ Wir haben alle gelacht, ein paar Bier getrunken und viel gelacht“, berichtete Maier über einen „gelungenen Abend“.
Eine große Feier anlässlich seines Ehrentages wird es im Hause Lattek indes nicht geben. Nach zwei Schlaganfällen und der operativen Entfernung eines gutartigen Tumors wurden beim einstigen „Powermann“ (Latteks Ehefrau Hildegard) Parkinson und schleichende Altersdemenz diagnostiziert. Seither lebt er in einer Kölner Betreuungseinrichtung und kann sich nur im Rollstuhl fortbewegen. „Udo ist ein Kämpfer. Und er wird weiterkämpfen“, sagte Latteks Frau in einem Interview.
So wird am Freitag nur ganz klein im engsten Familienkreis auf den Jubilar angestoßen werden. Lattek selbst ist mit sich und seinem Leben absolut im Reinen. „Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich mehr richtig als falsch gemacht habe“, hatte er vor seinem 75. Geburtstag eine Zwischenbilanz gezogen. Der FC Bayern wünscht Udo Lattek alles Gute zum Geburtstag und viel Kraft und Energie, um auch in schweren Zeiten das Leben weiterhin zu meistern. Happy Birthday, Udo!

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