Ohne zu zögern geht er in den Zweikampf mit Robert Lewandowski, schnappt sich den Ball und leitet mit einem präzisen Pass auf Philipp Lahm den Gegenangriff ein. Marco Friedl fühlt sich sichtlich wohl auf dem Trainingsplatz an der Säbener Straße inmitten der Stars um Arjen Robben, Mats Hummels und Xabi Alonso. Nach der regulären Einheit am Mittwoch schiebt der Österreicher gemeinsam mit Thomas Müller und Renato Sanches noch eine Sonderschicht, arbeitet an Flanken und Abschlüssen.
Seit einigen Wochen trainiert der 18-Jährige regelmäßig mit den Profis des FC Bayern. Auch die Reise ins Trainingslager in Doha Anfang des Jahres trat er mit dem Team von Chefcoach Carlo Ancelotti an. Am vergangenen Samstag folgte die erstmalige Berufung in den Bundesligakader des Rekordmeisters. „Wir haben einige gute Talente im Kader und sind fokussiert, um ihre Entwicklung weiterzuführen. Im Moment trainiert Marco Friedl mit uns, er hat Qualität“, meinte Ancelotti vor dem Auswärtsspiel bei Werder Bremen.
Enge Freundschaft mit Landsmann David Alaba
Zwar kam der Verteidiger in der Partie im Weser-Stadion nicht zum Einsatz, nichtsdestotrotz war es eine riesige Auszeichnung. „Für mich war es natürlich etwas ganz Besonderes. Ich war extrem froh über die Nachricht und es war eine super Erfahrung, hautnah mitzuerleben, wie ein Bundesligaspiel abläuft und wie man sich auf solch ein Spiel vorbereitet“, sagt Friedl mit glänzenden Augen. Generell sei jede Trainingseinheit mit den Profis „eine super Sache für mich. Ich muss immer 100 Prozent geben und kann mich mit den besten Spielern der Welt messen. So kann ich mich ideal weiterentwickeln. Ich versuche so viel es geht für mich aufzusaugen und mitzunehmen.“
Beim österreichischen SV Kirchbichl machte der Linksfuß seine ersten Schritte im Fußball. Über den FC Kufstein kam der damals 10-Jährige im Sommer 2008 zum FC Bayern. Gleichzeitig wechselte ein Landsmann aus Wien an die Säbener Straße - David Alaba. Die beiden Österreicher verbindet seither eine enge Freundschaft. „Wir verbringen viel Zeit miteinander. Als ich vor einem halben Jahr fest nach München gezogen bin, hat David mir sehr viel geholfen. So konnte ich mich hier sehr schnell einleben“, beschreibt Friedl.
Alaba berichtete im Trainingslager vom ersten Besuch Friedls: „Ich kann mich noch erinnern, als er das erste Mal ganz schüchtern bei mir in der Wohnung saß. Da habe ich ihn gefragt, ob er was trinken will: ,Einen Eistee’ hat er dann ganz leise geantwortet. Heute kann er auch schon manchmal frech sein.“ Alaba hofft, „dass er irgendwann auch mal zum Konkurrenten von mir wird. Man sieht sein Potenzial im Training.“
Parallelen im Spielstil
Auch auf dem Platz ähneln sich die beiden Österreicher. Nicht nur, dass sie größtenteils auf der Linksverteidigerposition zum Einsatz kommen, auch im Spielstil fallen einige Parallelen auf. So weiß Friedl, ähnlich wie Alaba, immer wieder mit offensiven Aktionen auf dem Flügel und guten Flanken zu überzeugen. Darüber hinaus schießen beide enorm gefährliche Freistöße. Zweimal war Friedl in dieser Saison bereits per direktem Freistoß erfolgreich. „Nach den Einheiten trainieren wir hin und wieder zusammen Freistöße. David hat natürlich eine andere Technik als ich, aber ich kann mir insgesamt einfach sehr viel von ihm abschauen“, sagt Friedl.
In der Hinrunde kam er bei der U19 des FCB in allen 15 Partien der A-Junioren Bundesliga Süd/Südwest zum Einsatz, erzielte dabei insgesamt vier Treffer. Auch bei den sechs Spielen in der UEFA Youth League stand Friedl jeweils auf dem Feld und steuerte zwei Treffer bei. „Es ist extrem eng in der Bundesliga. Wir schauen auf uns und wollen nach oben, es ist noch alles möglich. Der Start in die Rückrunde ist extrem wichtig. Nach den ersten Spielen können wir schon sehen, in welche Richtung es geht. Wir wissen, wenn wir alle unsere Leistung bringen, können wir am Ende ganz oben stehen“, beschreibt er seine Erwartungen an die Rückrunde.
Am kommenden Samstag beginnt die zweite Saisonhälfte für die U19 des FCB. Zum Auftakt steht gleich ein absolutes Highlight auf dem Programm. Die Mannschaft von Trainer Holger Seitz gastiert zum Münchner Derby beim TSV 1860 München. „Es wird eine intensive und enge Partie. Gegen die Löwen sind es immer besondere Spiele. Wir müssen von Anfang an hellwach sein, dann bin ich zuversichtlich, dass wir als Sieger vom Platz gehen“, sagt Friedl.
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