Franz Beckenbauer? Na klar, den Kaiser kennt in Deutschland nahezu jeder. 98,2 Prozent betrug der Bekanntheitsgrad Beckenbauers in einer Umfrage aus dem Jahr 2013, in Europa lag der Wert bei rund 70 Prozent. Ludwig Landerer dagegen dürften wohl nur wenige kennen. Ehe Beckenbauer beim FC Bayern seine Weltkarriere startete, war es Landerer, der die Defensive der Münchner organisierte. Am Donnerstag wird der ehemalige Kapitän des FC Bayern 80 Jahre alt – herzlichen Glückwunsch!
1953 wechselte „Wiggerl“ Landerer, der am 31. Mai 1937 in Penzberg geboren wurde, in die Jugendabteilung des FCB. Zuvor spielte er beim FC Penzberg sowie bei Amicitia München. Auch der TSV 1860 München war an Landerer interessiert, doch er entscheid sich für die „Roten“. „Mir hat der Name besser gefallen: Bayern, wie das Land. 60 war für mich ja nur eine Zahl“, erinnert sich der Jubilar im Münchner Merkur an seine Anfänge beim FCB.
Bereits ein Jahr später rückte er in die erste Mannschaft auf, die damals in der Oberliga Süd spielte. Sein Debüt im Seniorenbereich feierte Landerer im Februar 1955 im Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg (1:3). Am Ende der Saison stieg der FCB als Tabellenletzter in die 2. Oberliga Süd ab, Landerer kam in der damals höchsten deutschen Spielklasse zu neun Einsätzen.
Nur ein Jahr später gelang der direkte Wiederaufstieg, als Tabellenzweiter kehrte der FC Bayern in die Oberliga zurück. Landerer bestritt dabei 29 Partien (1 Tor) und hatte sich als Mittelläufer, dem Vorläufer des späteren Liberos, in der Mannschaft etabliert. Vier weitere Jahre spielte Landerer noch für den FCB und krönte seine Zeit bei den Roten mit dem erstmaligen Gewinn des DFB-Pokals: Am 29. Dezember 1957 besiegten die Münchner Fortuna Düsseldorf in Augsburg mit 1:0.
Am Ende der Saison 1959/60 verließ Landerer nach 101 Oberliga-Einsätzen und 29 Zweitligaspielen den FC Bayern und wechselte zur TSG Ulm 1846. Aufgrund von Verletzungen kam er dort aber nicht zum Einsatz und wechselte nach nur einem Jahr zu Eintracht Frankfurt. Nachdem Ulm ihm jedoch die Freigabe verweigerte, wurde Landerer für ein Jahr gesperrt und kam so erst in der Saison 1962/63 wieder zum Einsatz und bestritt alle 30 Punktspiele für die Eintracht.
In der 1963 neu gegründeten Bundesliga kam er im ersten Jahr aufgrund von Verletzung nur auf 13 Spiele. Im DFB-Pokal erreichte er mit den Frankfurtern 1964 das Finale, unterlag dort aber dem TSV 1860 München mit 0:2. Insgesamt kam Landerer auf 22 Bundesliga-Einsätze, seinen letzten bestritt er am 4. September 1965 bei der 1:4-Niederlage bei Hannover 96. Zur Saison 1966/67 wechselte er zum Regionalligisten FSV Frankfurt, ehe er wieder nach München zurückkehrte und im Sommer 1967 Spielertrainer beim ESV München wurde. Mit 29 Jahren beendete Landerer wegen anhaltenden Knieproblemen seine aktive Laufbahn.
Einzig die große Karriere in der Nationalmannschaft blieb Landerer verwehrt. Sechs Länderspiele bestritt er für deutsche Junioren- und Amateurteams, für einen Einsatz in der A-Elf reichte es jedoch nicht. Immerhin gehörte er fünf Mal dem DFB-Aufgebot des damaligen Bundestrainers Sepp Herberger an, der ihn vor der WM 1958 in Schweden aus dem Kader strich. „Tut mir leid, Sie sind einfach zu jung“, hatte Herberger zum damals 20-jährigen Landerer gesagt.
Dem FC Bayern hat Landerer über all die Jahre die Treue gehalten, inzwischen ziert die Nummer 20 seinen Mitgliedsausweis. Von der Pokalsieger-Mannschaft 1957 sind noch fünf ehemalige Mitspieler am Leben, alle paar Wochen telefonieren sie miteinander. Und auch an der Säbener Straße ist der Jubilar regelmäßig anzutreffen, jagt gemeinsam mit den Montagskickern noch immer dem runden Leder hinterher. Sein Fitness-Geheimnis: Einmal in der Woche in die Sauna, viel Gaudi und Genuss. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch „Wiggerl“ Landerer.
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