
Neben den aktuellen Spielern freuen sich die zahlreichen Fans in Shanghai bei der diesjährigen Audi Summer Tour auch darüber, dass der FC Bayern von namhaften Legenden begleitet wird. Eine von ihnen ist Miroslav Klose, der die Anhänger regelmäßig zum Ausflippen bringt. Spätestens seitdem er bei der WM 2002 in Japan und Südkorea fünf Mal traf und seit 2014 mit insgesamt 16 Toren WM-Rekordtorschütze ist, hat der ehemalige weltklasse Angreifer eine riesige Anhängerschaft in Asien.
Seine vier Jahre im Trikot des deutschen Rekordmeisters mit 53 Toren in 150 Spielen und zahlreichen Titeln taten ihr Übriges zu dieser Bekanntheit. Dementsprechend genießt der 39-Jährige aktuell die Zeit in China und fand trotz seines vollen Terminplans die Zeit, mit fcbayern.com über seine Eindrücke der Reise, seine Erinnerungen an die Zeit beim FCB sowie ehemalige Mitspieler, die nun zu Weltstars gereift sind, zu sprechen.
Hallo Miro, es ist unglaublich. Wenn du die Straße betrittst fangen die Fans an zu kreischen. Du hast in China sehr viele Fans. Kannst du dich denn hier überhaupt frei bewegen?
Klose: „Es ist schon eher schwierig, bei diesem Ansturm durch die Straßen zu kommen (lacht). Aber ich bin auch froh darüber, in Asien so viele Fans zu haben.“
Jetzt bist du schon ein paar Tage mit dem FC Bayern in Shanghai unterwegs. Wie sind deine bisherigen Eindrücke der Audi Summer Tour 2017?
Klose: „Es ist sehr viel los, hier sind wirklich sehr viele Fans. Es ist ein sehr interessantes Land. Die Leute sind total fußballbegeistert. Es macht wirklich Spaß. Ich hoffe aber, dass ich auch noch ein paar Trainingseinheiten sehen kann.“
Du willst also Carlo Ancelotti auch über die Schulter schauen, um weiter Erfahrung für deine eigene Trainerlaufbahn zu sammeln?
Klose: „Auf jeden Fall. Carlo ist ein super Trainer und von solchen Trainern kann man sich viel abschauen. Wir haben uns auch schon etwas unterhalten.“
Welche Aufgaben übernimmst du sonst auf dieser Tour?
Klose: „Ich bin bei einigen Sponsorenterminen. Am Dienstag waren wir beispielsweise im Konsulat mit dem Vorstand. Bei solchen Gelegenheiten lernt man viele interessante Leute kennen.“
Wie kam es dazu, dass du den FCB begleitest?
Klose: „Ich sollte schon öfter bei den Legenden dabei sein, aber leider war ich immer sehr viel unterwegs und hatte keine Zeit. Ich war viel mit der Nationalmannschaft auf Reisen und habe einige Nachwuchs-Mannschaften betreut. Aber jetzt hat es super gepasst und da mache ich das sehr gerne.“
Wie hat sich der FC Bayern verändert im Vergleich zu der Zeit, als du in diesem Trikot aufgelaufen bist?
Klose: „Ich habe gehört, dass der Verein jetzt viel mehr Mitarbeiter hat. Allein daran sieht man, wie stark alles gewachsen ist. Das sehe ich aber positiv. Ich war mit Lazio (2015 zum italienischen Supercup, Anm. d. Red.) auch in Shanghai, aber jetzt ist viel mehr los und hier ist auch alles besser durchorganisiert. Außerdem sieht man, welche Begeisterung die Fans hier entfachen. Das ist toll.“
Du hast von 2007 bis 2011 für Bayern gespielt. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?
Klose: „Eigentlich nur positive. Wir haben zwei Mal das Double gewonnen. Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, nicht immer zur ersten Elf zu gehören. Unter van Gaal war ich oft auf der Bank. Ich habe trotzdem weiter hart an mir gearbeitet und versucht, die Mannschaft so zu unterstützen, dass sie erfolgreich ist, auch wenn ich selbst nicht gespielt habe. Und wir waren in allen vier Jahren erfolgreich. In dieser Zeit habe ich unheimlich viel gelernt. Nicht immer gesetzt zu sein, nicht immer zu spielen: das war eine neue Situation, mit der ich klarkommen musste.“
„„Thomas war von Anfang an ein ganz schlauer Spieler.“”
Miroslav Klose
Einige Spieler, mit denen du noch bei Bayern gespielt hast, sind jetzt immer noch oder wieder im Team. So wie auch der damals ganz junge Mats Hummels, bevor er nach Dortmund wechselte. Wie hast Du ihn damals wahrgenommen?
Klose: „Er kam direkt aus der Jugend, hat bei den Profis seine ersten Schritte gemacht. Seitdem hat er sich unglaublich entwickelt.“
War es damals abzusehen, dass er diesen Weg nimmt und zu einem der besten Verteidiger wird?
Klose: „Man hat gesehen, dass er ein guter Fußballer ist, aber zwischen gutem Fußballer und Topniveau ist doch noch etwas Unterschied. Und dieses Level hat er jetzt erreicht.“
Wie war die Situation bei Thomas Müller? Den hast du auch als junges Talent kennengelernt.
Klose: „Thomas war von Anfang an ein ganz schlauer Spieler. Er hatte es auch damals schon verdient, zu spielen. Wir haben uns ja um meine Position gestritten, weil ich bei van Gaal meistens Zehner und nicht Stürmer gespielt habe. Deswegen haben wir uns viel ausgetauscht. Damals war für ihn alles Neuland. Er hatte die Frische und Unbekümmertheit vor dem Tor, das hat man damals schon gesehen. Ich finde, er ist ein super Spieler.“
Du warst jetzt mit der Nationalmannschaft beim Confed Cup und hast dort Sebastian Rudy und Niklas Süle kennengelernt. Auf was dürfen sich die Bayern-Fans freuen, wenn die beiden demnächst zum Team stoßen?
Klose: Ich finde, beide sind sehr interessante Spieler. Sebastian wird immer etwas unterschätzt, aber das hat ja auch Vorteile. Er fällt nicht so groß auf, ist aber immer da. Er ist unglaublich ballsicher und hat ein gutes Timing für das Positionsspiel. Er ist ein sehr, sehr guter Spieler und der Schritt zu Bayern ist der richtige für ihn. Niklas ist groß, kräftig und dennoch beweglich, schnell, was man ihm gar nicht unbedingt ansieht. Beide haben viel Konkurrenz, müssen sich durchsetzen. Aber sie werden ihre Möglichkeiten bekommen, beide sind sehr gute Spieler.“
Was erwartest du vom FC Bayern in der kommenden Saison?
Klose: „Karl-Heinz Rummenigge hat letztens gesagt, dass der FC Bayern nach einer Asienreise immer mindestens das Double gewonnen hat. Daher hoffe ich, dass sie dieses Jahr auch richtig zupacken. Mal sehen. Die Konkurrenz ist da, die hat aufgestockt, aber Bayern hat das ja auch gut gemacht.“
Wie wird es mit dir weitergehen? Wirst du bei der WM im nächsten Jahr dabei sein?
Klose: „Nach der Reise mache ich erstmal Urlaub, darauf freue ich mich richtig. Ich war jetzt sehr viel unterwegs. Dann kommen die Trainerscheine. Ich mache den A-Schein und dann geht es auch schon mit der Nationalmannschaft nahtlos weiter. Dort werden wir uns demnächst zusammensetzten und alles besprechen, aber ich gehe davon aus, dass ich in Russland dabei sein werde.“