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„Ich möchte kein 100-Meter-Sprinter sein“

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„Ich möchte kein 100-Meter-Sprinter sein“

Wenn man Kingsley Coman im Trainingslager in Doha auf dem Weg zum Trainingsplatz beobachtete, sollte man sich nicht täuschen lassen. Der, der da so lässig zum Rasen schlendert, ist auf dem Platz kaum zu halten. Über seine Sprint-Qualitäten unterhielt sich der 21 Jahre alte Flügelflitzer mit fcbayern.com. Außerdem sprach der Franzose, der kurz vor Weihnachten seinen Vertrag beim FC Bayern bis 30. Juni 2023 verlängert hat, über das Leben in Deutschland, seine karibischen Wurzeln und ein paar wichtige „kleine Details“.

Das Interview mit Kingsley Coman:

Kingsley, weißt du eigentlich, wie schnell du die 100 Meter läufst?
Coman:
„Nein, das wurde noch nie gemessen. Im Fußball sprintet man meistens nur 30, 40 Meter.“

Interessierst du dich für Sprintdisziplinen wie den 100-Meter-Lauf?
Coman:
„Klar. Das gefällt doch jedem. Aber ich selbst möchte kein 100-Meter-Sprinter sein. Ich liebe es schon, schnell zu laufen, aber bitte mit Ball. Und 100 Meter sind auch ganz schon lang.“ (lacht)

Ist dir deine Schnelligkeit angeboren?
Coman:
„Mein Vater war auch ein schneller Läufer, als er früher Fußball gespielt hat. Auch mein Bruder ist schnell, wobei er mehr über die Technik kommt. Man kann also schon sagen, dass ich die Schnelligkeit geerbt habe.“

Hast du auch speziell trainiert, um immer schneller zu werden?
Coman:
„Nein. Ich habe früher mehr an der Koordination und an meinem Laufstil gearbeitet. Nicht speziell an der Schnelligkeit. Die habe ich einfach.“

Deine Eltern stammen von Guadeloupe, einer karibischen Insel. Wie viel Karibik steckt in dir?
Coman:
„100 Prozent. Mein Vater und meine Mutter, meine Großeltern, meine ganze Familie ist aus Guadeloupe. Übrigens gibt es viele Leute aus Guadeloupe, die sehr schnell laufen können. Zum Beispiel Anthony Martial (Spieler von Manchester United, Anm. d. Red.). Ich denke, dass wir aus Guadeloupe das in den Genen haben.“

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Und wie viel Karibik kommt in deinem Alltag vor?
Coman:
„Ich bin der Einzige aus meiner Familie, der in Frankreich geboren ist. Ich bin auch nicht in Guadeloupe aufgewachsen, fahre nur im Urlaub dorthin. Dennoch habe ich jede Menge Karibik in meinem Leben: die Musik, das Essen... Und ich mag es nicht, wenn es kalt ist. Obwohl ich ja in Paris groß geworden und an Kälte gewöhnt bin. Kälte und Schnee sind einfach nicht meins. Hier in Doha ist es jetzt perfekt für mich.“

Du lebst inzwischen seit zweieinhalb Jahren in Deutschland. Wie wohl fühlst du dich?
Coman:
„Ich habe mich vom ersten Tag an sehr wohl gefühlt in Deutschland. Die Leute dort sind sehr respektvoll. Wenn sie beispielsweise ein Foto mit mir machen möchten, fragen sie freundlich. Das gefällt mir.“

Hat dich etwas überrascht am Leben in Deutschland?
Coman:
„Dass praktisch jeder gut Englisch spricht. In Frankreich und auch in Italien, wo ich ein Jahr gelebt habe, war das nicht so. In meinem ersten Jahr in München war das ein Vorteil für mich.“

Wie steht es um dein Deutsch?
Coman:
„Ich verstehe es schon gut und kann mich mit meinen Teamkollegen auch unterhalten. Vor kurzem habe ich auch zum ersten Mal ein ganzes Interview auf Deutsch gegeben. Aber ich arbeite weiter daran. Diese Sprache ist nicht einfach.“

Auch fußballerisch kommst du immer besser zurecht beim FC Bayern. Bist du zufrieden mit deiner Hinrunde?
Coman:
„Ich glaube, ich habe ein paar ganz gute Spiele gemacht. Aber ich weiß auch, dass ich noch viel besser spielen kann. Daran arbeite ich in der Rückrunde.“

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Du hattest in den letzten Saisons immer wieder Verletzungspech. In der Hinrunde bist du davon weitgehend verschont geblieben. Gibt es einen besonderen Grund dafür?
Coman:
„Als Fußballer hat man immer Jahre mit mal mehr, mal weniger Verletzungen. Da spielt auch Glück eine Rolle. Aber ich tue auch in meinem Privatleben alles dafür, um gesund zu bleiben. Vielleicht inzwischen sogar mehr als in den Jahren zuvor.“

Was meinst du damit?
Coman:
„Ich achte zum Beispiel auf meine Ernährung. Schon länger trinke ich keine kohlensäurehaltigen Getränke mehr. Darüber hinaus esse ich jetzt viel mehr Gemüse. Eine Mahlzeit am Tag besteht aus Salat oder anderem Gemüse. Ich lege auch großen Wert darauf, nachmittags ein bisschen zu schlafen. Es sind kleine Details, die aber dafür sorgen, dass ich körperlich in Topform bin.“

Wie bist du auf diese Details aufmerksam geworden?
Coman:
„Es war mir schon immer wichtig, professionell zu leben. Aber mir ist bewusst geworden: Um mit meiner explosiven Spielweise das höchste Niveau zu erreichen, muss ich noch mehr auch auf alles achten, was ich außerhalb des Platzes mache.“

Und was möchtest du auf dem Platz noch perfektionieren?
Coman:
„Den Abschluss. Egal ob es der Torschluss oder der letzte Pass ist. Es gelingt mir oft, eine gute Aktion einzuleiten, aber ich muss sie noch besser zu Ende bringen. Ich muss dann ein bisschen ruhiger bleiben.“

Jupp Heynckes hat erzählt, dass er dir einen kleinen Tipp gegeben hat, um deine Flanken zu verbessern.
Coman:
„Es ging um den Moment, bevor ich den Ball in den Strafraum flanke. Wenn ich Tempo aufgenommen habe. Der Trainer hat mir geraten, dass ich dann etwas vom Gas gehen soll. Und das funktioniert bisher ganz gut. Daran werde ich weiter arbeiten.“

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