Die Torschützenkönige der letzten beiden Weltmeisterschaften spielen – genau – beim FC Bayern. James Rodríguez (2014) und Thomas Müller (2010) haben allerdings in der zurückliegenden Hinrunde bewiesen, dass Tore nicht alles sind. James erhielt Szenen-Applaus für erfolgreiche Grätschen in der Defensive. Und Müller – über weite Strecken der Hinrunde Kapitäns-Vertreter für den verletzten Manuel Neuer – sieht sich inzwischen „in einer anderen Rolle“, in der er „mehr das große Ganze“ im Blick habe und „das Eigene“ etwas zurückstelle.
„Natürlich hoffe ich, dass ich viele Tore erzielen kann. Manchmal ist es aber besser, wenn man den Mitspieler sucht“, sagte der 28-Jährige im Trainingslager in Doha, „ich kann vier Mal aufs Tor schießen und einer geht rein - auf der anderen Seite machen wir vielleicht aus vier Situationen drei Tore, wenn ich drei Mal abspiele.“ Manchmal sichere er zudem lieber eine knappe Führung ab, als mit in den gegnerischen Strafraum zu laufen.
James im Rhythmus
4 Tore und 6 Vorlagen (in 20 Pflichtspielen) gingen in der Hinrunde auf Müllers Konto. 2 Tore und 4 Assists (in 19 Spielen) waren es für James. Dass er nicht noch mehr Torgefährlichkeit und stattdessen auch seine defensiven Qualitäten gezeigt hat, erklärte der Kolumbianer mit seiner Position. „Das kommt daher, dass ich mehr im Mittelfeld gespielt habe. Wenn ich weiter vorne spiele, versuche ich auch mehr Tore zu machen“, sagte er.
Den Schritt von Real Madrid nach München im vergangenen Sommer hat der 26-Jährige nicht bereut. „Ich bin hier glücklich“, betonte er. Die Mannschaft habe ihn toll aufgenommen, sportlich kam er immer besser in Schuss. „Es hilft sehr, dass ich so viele Einsätze bekommen habe. So habe ich meinen Rhythmus langsam gefunden.“ Große Unterschiede zwischen Real und Bayern sieht er nicht, eher Gemeinsamkeiten: „Es sind beides große Klubs, die eine ähnliche Mentalität haben. Sie gewinnen immer Titel und wollen immer mehr.“
„Den nächsten Schritt machen“
Mit Bayern hat James Großes vor. „Ich will alles gewinnen. Das Team kann alles gewinnen“, meinte er mit Blick auf die Rückrunde, in der die Bayern weiter auf drei Hochzeiten tanzen. Das Gleiche hört man von Müller: „Man will alle Titel gewinnen, die man gewinnen kann“, sagte er. Dafür müsse man aber nicht nur vom Verletzungspech verschont bleiben („Wenn alle fit bleiben, wird uns das sicherlich helfen.“), sondern auch „fußballerisch den nächsten Schritt machen.“
Unter Jupp Heynckes habe man zwar 15 von 16 Partien gewonnen, „es ist aber nicht so, dass wir locker-leicht durchmarschiert sind.“ Die Mannschaft habe sich „füreinander zerrissen“, aber die „spielerische Leichtigkeit“ habe gefehlt. „Wir sind noch nicht da, dass wir die Gegner auseinanderpflücken. Wir wollen dahinkommen, nicht nur Ergebnisse einzufahren, sondern die Spiele auch ein bisschen souveräner zu gestalten.“
Müllers Hoffnung
Daran arbeiten die Bayern in diesen Tagen in Doha. „Wir brauchen ein gutes Kombinationsspiel, Bewegung ohne Ball, Tempoveränderungen, damit wir nicht zu statisch agieren. Die Spielfreude ist da“, meinte Müller, der einen guten Start ins Trainingslager attestierte: „Wir trainieren auf exzellentem Niveau.“ Dass er in den kommenden Monaten zum Erfolg ein paar Tore beisteuern wird, davon ist Müller überzeugt. Mit einem Schmunzeln stellte er fest: „Ich habe in WM-Jahren bisher gut überzeugen können – das macht mir extrem Hoffnung.“
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