Der „Fußballgott“ erscheint dort, wo das prächtige Chicago am prächtigsten ist. An der Magnificent Mile im Herzen der amerikanischen 3-Millionen-Metropole leuchten die Wolkenkratzer golden im Licht der Morgensonne. Treffpunkt Wrigley Building war vereinbart, überpünktlich steigt Bastian Schweinsteiger aus einem schwarzen SUV. „Servus“, grüßt er und strahlt. Shorts, ein blaues, legeres Kurzarm-Hemd, die Sonnenbrille steckt in der Knopfleiste. Ein paar Fotos, dann will er weiter. „Steigt ein!“ Wenige Wochen bevor er zu seinem Abschiedsspiel nach München reiste, besuchte das Team von 51 den Triple-Sieger von 2013. fcbayern.com mit einem Auszug des Interviews aus dem aktuellen Bayern-Magazin.
Das Interview mit Bastian Schweinsteiger
Danke für das Sightseeing, Bastian. Wie lebt es sich in Chicago?
Bastian Schweinsteiger: „Relaxed. In München kann ich nicht ohne Cap und Sonnenbrille rumlaufen. Hier normalerweise schon. Meine Frau wird eigentlich mehr erkannt als ich – sie ist ja auch ein bisschen hübscher. (lacht) Deswegen gehen wir immer getrennt: Sie geht vorneweg, ich hinterher. (lacht) Nein, im Ernst: Wir fühlen uns in Chicago sehr wohl. Trotzdem vermisst man manchmal die eine oder andere Sache aus der Heimat.“
Was denn zum Beispiel?
Schweinsteiger: „Freunde und Familie. Die Berge. Und Kaiserschmarrn. Auf den Kaiserschmarrn letzten Winter kurz vor Weihnachten, als ich zum letzten Mal zuhause war, habe ich mich lange gefreut. Oder auch Germknödl, mit Vanillesauce und ein bisschen Mohn. Ach...“
Und wie sehr vermisst du den FC Bayern?
Schweinsteiger: „Der FC Bayern ist immer in meinem Herzen. Die Spiele schaue ich meistens im Fernsehen. Heutzutage ist es zum Glück einfach, auf dem Laufenden zu bleiben, was so passiert in München. Ich bin auch noch in Kontakt mit ein paar Spielern, mit Thomas Müller oder Manuel Neuer zum Beispiel. Aber jede Einzelheit kriege ich natürlich nicht mehr mit.“
Du schaust jetzt von außen auf den FC Bayern. Siehst du den Klub dadurch ein einem anderen Licht?
Schweinsteiger: „Ich würde eher sagen, dass ich noch einen Blick hinzugewonnen habe. Denn ich sehe jetzt mehr denn je die Größe von Bayern. Es ist unglaublich, wie populär der Klub hier ist. Vor kurzem haben wir in Vancouver gespielt. Selbst da haben viele Fans Bayern-Trikots getragen. Nach den Spielen nehme ich mir immer ein bisschen Zeit für die Fans. Da ist man dann auch ein bisschen Botschafter.“
Am 7. Dezember 2002 spielte Bayern in Stuttgart...
Schweinsteiger: „...das war mein erstes Bundesligaspiel. Wir haben 3:0 gewonnen.“
Richtig. Weißt du noch, für wen du eingewechselt worden bist?
Schweinsteiger: „Klar. Für Niko Kovac.“
Wie findest du es, dass Niko Kovac jetzt Bayern-Trainer ist?
Schweinsteiger: „Ich denke, dass das gut passt. Niko und auch sein Bruder Robert haben die Bayern-DNA. Sie kennen den Verein und die Verantwortlichen sehr gut. Die beiden sind sicher sehr motiviert. Es gefällt mir, sie wieder in München zu sehen.“
Welche Erinnerungen hast du an den Spieler Niko Kovac?
Schweinsteiger: „Man hat damals schon gemerkt, dass er irgendwann Trainer werden würde. Er hat im defensiven Mittelfeld gespielt. Dort hat er taktisch sehr überlegt agiert. Übersicht, Ordnung, Disziplin waren ihm wichtig. Er hatte auch immer eine große Eigenmotivation und hat seine Mitspieler gepusht.“
Dein Profidebüt am 13. November 2002 ist bald 16 Jahre her. Wie war das für dich?
Schweinsteiger: „Ich war so nervös. Es war das allererste Mal, dass ich die Kabine des Olympiastadions betrat. Ich habe noch genau vor Augen, wie mein Trikot dort am Haken hing. Es war zwei Nummern zu groß. Und mein Nachname, der ja relativ lang ist, passte gerade so hinten drauf. (lacht) Die Buchstaben wurden dann bald verschmälert, damit es besser aussieht.“
Jetzt kommst du mit Chicago Fire in die Allianz Arena. Wie emotional wird die Rückkehr?
Schweinsteiger: „Das ist schwer vorherzusagen. Bei meinem Abschiedsspiel mit der Nationalmannschaft habe ich unterschätzt, wie emotional ich reagieren würde. Da werden schon Erinnerungen hochkommen. Die Anfänge, die Erfolge, die Erlebnisse. Es war eine großartige Zeit. Ich freue mich wahnsinnig darauf, wieder den Rasen der Allianz Arena zu betreten, Freunde und Bekannte wiederzusehen. Und die Fans natürlich. Ich war seit meinem letzten Spiel nicht mehr dort. Damals hatte ich nicht die Möglichkeit, mich zu verabschieden. Deswegen bin ich sehr dankbar, dass mir der FC Bayern jetzt so ein Abschiedsspiel ermöglicht.“
Für Bayern hast du 500 Pflichtspiele bestritten. Welche sind dir besonders in Erinnerung?
Schweinsteiger: „Als erstes fällt mir ehrlich gesagt eine Niederlage ein: das Finale dahoam 2012. Das war vielleicht der bitterste Abend meiner Karriere. Aber dieses Spiel hat sehr viel bewirkt. Ich bin überzeugt, dass es die Basis war, warum wir 2013 die Champions League und 2014 die Weltmeisterschaft gewonnen haben.“
Wie erlösend waren die Jahre 2013 und 2014 für dich?
Schweinsteiger: „Du merkst schon, dass du vielleicht ein sehr guter Spieler bist. Aber für die letzten drei, vier Prozent musst du nochmal anders schrauben. Es ist eine Kunst, diese Kleinigkeiten rauszukitzeln. Jupp Heynckes beherrscht sie wie kaum ein anderer. Wir haben damals nach der Niederlage gegen Chelsea alle noch ein Stück draufgelegt. Der Zusammenhalt war großartig. So war es auch in der Nationalmannschaft. Wir waren immer nah dran, haben den WM-Pokal aber nie in der Hand gehalten. Als wir die Champions League und die Weltmeisterschaft gewonnen hatten, ist nach dem Schlusspfiff etwas abgefallen. Endlich, endlich habe ich es geschafft!“
Du bist jetzt 34 Jahre alt. Wie lange willst du noch spielen?
Schweinsteiger: „Körperlich fühle ich mich gut. Es macht mir jeden Tag Spaß, zum Training zu fahren. Ich spiele jedes Spiel. Sollte Karl-Heinz Rummenigge mir ein Angebot machen wollen, würde ich es mir vielleicht nochmal überlegen. (lacht) Ich denke, ich kann noch zwei, drei Jahre spielen. Aber ich schaue von Jahr zu Jahr.“
Und was kommt danach?
Schweinsteiger: „Wahrscheinlich werde ich mich erstmal zurückziehen und Zeit mit meiner Frau und meinem Sohn verbringen. Natürlich werde ich dem Fußball verbunden bleiben. Aber erst einmal will ich runterkommen.“
Wird es dich mit deiner Familie nach Bayern ziehen?
Schweinsteiger: „Ich denke, dass wir irgendwann auf jeden Fall nach Europa zurückkehren werden.“
Das komplette Interview mit Bastian Schweinsteiger gibt es in der aktuellen Ausgabe von 51, dem exklusiven Monatsmagazin für alle Mitglieder des FC Bayern München eV, zu lesen.
Themen dieses Artikels