Es war ein ungewöhnlicher Schritt, den die Bayern 2012 gegangen sind, als sie Toni Tapalovic als neuen Torwarttrainer vorstellten. Der gebürtige Gelsenkirchner war erst 32 Jahre alt und hatte keinerlei Erfahrung auf höchstem Niveau. „Vorher habe ich im Schalker Nachwuchs schon als Torwarttrainer gearbeitet.“ Dabei lernte er auch Manuel Neuer kennen und die beiden arbeiteten viel gemeinsam und wurden Freunde.
„Ich weiß nicht, ob es in der Bundesliga noch einmal so eine Beziehung bei den Torwarttrainern gibt. Allein ein Blick reicht oftmals aus und wir beide verstehen, was gemeint ist. Das hilft uns auch in gewissen Spielsituationen, wenn man von außen noch den ein oder anderen Tipp mitgeben kann. Und genau so sollte es sein“, beschreibt Tapalovic die Beziehung zu seinem Schützling, die auch ein Zündfunke für seine Trainerkarriere war. Als Neuer dann zum FC Bayern wechselte, schlug der Nationalkeeper seinen Weggefährten als neuen Torwarttrainer vor.
Vorstellungsgespräch bei Heynckes
Nun musste Tapalovic nur noch den neuen Chef-Trainer Jupp Heynckes von sich überzeugen. „Ich hatte meine Torwart-Philosophie und habe mich damit bei ihm vorgestellt. Das war wie ein Vorstellungsgespräch“, blickt der 38-Jährige zurück. "Ich habe einen super Eindruck von ihm gewonnen, sowohl fachlich als auch menschlich. Von seinem Konzept war ich sehr angetan", errinert sich Heynckes an dieses Gespräch zurück. Also packte der ehemalige Keeper mit kroatischen Wurzeln seine Sachen und leitet nun seit 2012 das Torwarttraining bei den Bayern – und überzeugt.
„Der Torwart der ich heute bin, bin ich auch dank Toni Tapalovic. Er hat mich mitentwickelt und ich konnte auch einiges aus Tonis aktiver Zeit lernen“, meint beispielsweise Neuer. „Toni ist ein super Typ. Er hat mir viele Videos gezeigt und viel Zeit in mich investiert. Das hat sich gelohnt. Er ist ein super Torwarttrainer und es macht viel Spaß, mit ihm zu arbeiten. Er bringt die richtige Mischung von Lockerheit und konzentriertem Arbeiten mit. Er hat definitiv großen Anteil an meiner Entwicklung“, schwärmt auch Sven Ulreich von seinem Coach.
Persönliche Komponente als Erfolgsgarant
Tapalovic pflegt zu allen seinen Torhütern ein gutes Verhältnis. „Ich versuche, genau dieses Vertrauen, das ich zu Manu habe, auch bei den anderen Torhütern aufzubauen. Es muss auch irgendwie eine Freundschaft sein“, erklärt Tapa, wie er meistens genannt wird, einen Teil seiner Philosophie, lässt im Gespräch aber auch tiefer blicken, worauf es ihm ankommt. „Der spielerische Torwart ist mir wichtig, er muss agil sein. Ein Keeper sollte der 11. Feldspieler sein.“
Manuel Neuer verkörpert das fast schon in Perfektion und auch Ulreich passt exakt in dieses Schema. Neben diesen beiden kümmert sich Tapalovic aber auch noch um die beiden Nachwuchs-Keeper Christian Früchtl und Ron-Thorben Hoffmann. Genau darin liegt die besondere Anforderung in seinem Job: Auf der einen Seite der beste Torwart der Welt, dem man eigentlich nichts mehr beibringen kann, auf der anderen Seite zwei Jungspunde, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Braucht man da nicht zwei Einheiten?
„So unterschiedlich sind die Inhalte nicht“, sagt Tapalovic, „sie können nichts besseres haben, als Manuel Neuer. Sie können sich an ihm orientieren. Wir machen die Video-Analyse mit den jungen Torhütern genauso wie mit Manu. Vielleicht ein bisschen mehr. Bei Manu sind es Kleinigkeiten, bei den jüngeren kann man mehr Sachen ansprechen.“ Nachdem er sich beim FC Bayern als junger Coach etablierte ist die Entwicklung der nächsten Generation die nächste spannende Aufgabe für Tapalovic.
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