Seit über einem Jahr kooperiert der FC Bayern mit dem FC Dallas. Der US-Klub ist im Besitz von Clark Hunt, der auch im American Football eine Größe ist, unter anderem gehören ihm die Kansas City Chiefs. Hunt ist rundum glücklich, wie sich die Partnerschaft mit den Münchnern entwickelt, sagte er bei einem Besuch der bayerischen Landeshauptstadt.
Der 54-Jährige schaute sich zum wiederholten Male in der Allianz Arena um, inspizierte den FC Bayern Campus und traf sich zu einem Weißwurstfrühstück mit FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf dem Vereinsgelände an der Säbener Straße. „Ich war schon einige Male in meinem Leben in München und komme immer gerne her. Es ist eine wundervolle Stadt mit unglaublich netten Menschen“, sagte Hunt fcbayern.com. Und er hat große Pläne mit München.
Das Interview mit Clark Hunt
fcbayern.com: Mr. Hunt, wie lautet Ihr Fazit zur Partnerschaft zwischen Ihrem FC Dallas und dem FC Bayern?
Clark Hunt: „Es ist definitiv mehr als ein Handschlag, anders als es früher oft der Fall war, wenn sich ein US-Klub mit einem europäischen Verein zusammengetan hat. Viele solcher Kooperationen endeten ohne Ertrag. Aber das hier ist eine gelebte Partnerschaft, weil die Klubführungen beider Vereine dieselbe Philosophie teilen, vor allem bei der Entwicklung von Talenten. Wir haben eine gemeinsame Linie, stehen für die gleichen Werte. Uns war schnell klar, dass aus dieser Kooperation wirklich etwas entstehen kann. Und in der Tat hat die Partnerschaft unsere Erwartungen bereits in den ersten Monaten übertroffen. Ein Höhepunkt war der Wechsel von Chris Richards nach München, der in den USA viele positive Schlagzeilen produziert hat. Im Winter war Bayerns U-23-Team zu Gast in Dallas, das war eine wunderbare Erfahrung für unsere Jungs. Ich sehe noch viel Potenzial in unserer Beziehung und hoffe auch, dass es nicht nur eine Einbahnstraße ist - vielleicht ergibt es sich auch einmal, dass ein Bayern-Talent nach Dallas wechselt.“
fcbayern.com: Oder vielleicht sogar ein großer Name? Arjen Robben steht in München vor seinem Abschied.
Hunt: „Wir würden ihn mit offenen Armen empfangen, wenn er seine großartige Karriere in der Major League Soccer ausklingen lassen will. Er ist ein Weltstar und würde uns ganz sicher helfen.“
fcbayern.com: In Franz Beckenbauer war bereits Ende der 70er ein Bayern-Idol eine Lokomotive des US-Fußballs. Wie haben Sie ihn wahrgenommen?
Hunt: „Franz ist einer der Größten! Ich muss da in meiner Familiengeschichte ausholen. Die WM 1974 in Deutschland war die erste, die ich live vor Ort erleben durfte. Ich war damals neun Jahre alt. Seitdem habe ich bis auf die WM 1978, der wir aus politischen Gründen fernblieben, jedes Turnier im jeweiligen Land besucht. 1974 war ich beim Finale im Stadion in München, wir jubelten dieser großartigen deutschen Mannschaft um diesen fabelhaften Kaiser zu. Mein Vater traf Franz Beckenbauer dann bereits wenige Jahre später, als Franz zu New York Cosmos ging. Ich durfte ihn bei der WM 1986 in Mexiko kennenlernen, während seiner Zeit als Coach der deutschen Auswahl. Es war unglaublich, diesem Mann 'Hallo' zu sagen, dem ich schon als Neunjähriger zugejubelt hatte. Und es ist jetzt noch unglaublicher, dass wir mit dem FC Bayern, seinem Klub, eine Partnerschaft aufbauen konnten. Mit Franz verbinde ich einen großen Teil unserer Familiengeschichte, unsere Faszination für den Fußball – und es ist schön, dass sich da in der Partnerschaft mit Bayern und Dallas ein Kreis schließt.“
fcbayern.com: Sportlich ist der FC Bayern eine Klasse für sich. Aber in den USA wird zum Beispiel nicht zuletzt das Merchandising perfekt umgesetzt. In der Beziehung FC Bayern und FC Dallas – wer ist der Lehrer, wer ist der Schüler?
Hunt: „Das hängt sicher vom jeweiligen Thema ab. Sportlich sind die Rollen klar verteilt, und ich kann mir keinen besseren Lehrer als den FC Bayern wünschen. Wir machen sicher nicht alles falsch bei unserer Talententwicklung, können aber trotzdem auch da viel vom Münchner Know-how profitieren. Auf der anderen Seite haben wir im geschäftlichen Bereich viele Möglichkeiten für beide Seiten. Der FC Bayern ist eine globale Marke, wir können helfen, diese Marke in den USA noch mehr zu verankern. Alleine die Allianz Arena fasziniert mich bei jedem Besuch – ich entdecke jedes Mal etwas Neues, das wir in unseren Stadien in Dallas oder Kansas übernehmen könnten.“
fcbayern.com: Sie sind auch der Vorsitzende des Internationalen Komitees der NFL. Wäre es denkbar, einmal eine American Football-Partie in der Allianz Arena auszurichten?
Hunt: „Wir richten schon seit einigen Jahren Spiele in London aus. Und wir haben immer ein Auge auf neue Spielstätten, weil wir unseren Fans in anderen Ländern ebenfalls etwas vor Ort bieten wollen. Jetzt wurden Spiele in Mexiko initiiert, und wir haben auch bereits über Möglichkeiten in China gesprochen. Deutschland steht auf jeden Fall auf unserer Liste ganz oben: Wir haben dort eine sehr große Fanbase an Football-Sympathisanten. Über 20 Millionen Deutsche interessieren sich für diesen Sport, das ist eine unglaublich hohe Zahl, und die Einschaltquoten im Fernsehen sind hoch wie nie zuvor. Ich kann mir sehr gut vorstellen, ein reguläres NFL-Saisonspiel nach Deutschland zu bringen - und da ist München ganz sicher eine der ersten, wenn nicht die erste Adresse.“
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