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Kathleen Krüger: Die starke Frau hinter dem starken Team

Dass der Sport in Kathleen Krügers Leben eine große Rolle einnehmen würde, war schon in ihrer Kindheit abzusehen. Brav zuhause zu sitzen war nie ihr Ding. Kathleen Krüger wollte immer raus zum Spielen, Rennen, Klettern. „Meine Mutter ist bestimmt tausend Tode gestorben, weil ich so oft draußen unterwegs war und alles ausprobieren musste“, erinnert sie sich mit einem ­Lachen. Natürlich wurde da auch auf dem Bolzplatz gekickt. Zunächst mit den Nachbarskindern in Eching, später dann im Verein beim FC Phönix Schleißheim und dem FFC Wacker. Nebenbei machte sie Karate und wurde als Jugendliche sogar in nationale Auswahlen berufen. Doch als beides zusammen zu zeitintensiv wurde, entschied sie sich für den Mannschaftssport. „Das Gemeinschaftsgefühl hat den Ausschlag gegeben. Ich habe mich schon immer in einem Team sehr wohlgefühlt.“

Im Sommer 2003 wechselte Krüger als 18-jähriges Mittelfeldtalent zum FC Bayern. Dem Klub, zu dessen Heimspielen sie seit den frühen 90er Jahren mit ihrem Vater und älterem Bruder pilgerte, Stehplatz Südkurve. „Die beiden sind große Bayern-Fans. Das hat mit Sicherheit dazu beigetragen, beim Fußball hängenzubleiben, und meine Leidenschaft verstärkt.“

Nach einem Jahr beim Regionalligateam rückte Krüger in die erste Mannschaft auf. Ihr Bundesligadebüt feierte sie im Oktober 2004 beim 4:0-Sieg in Wolfsburg, weitere 32 Spiele im Fußball-Oberhaus sollten folgen. Doch mit der Zeit verlagerten sich ihre Prioritäten, die Frage nach der beruflichen Zukunft bekam Vorrang. Eine Entscheidung musste fallen: „Ich habe mit 24 Jahren aufgehört, weil es damals für den enormen Aufwand nur ein ­nettes Taschengeld gab. Wir haben neben dem Spielbetrieb alle gearbeitet oder studiert“, erzählt Krüger. Ab dem Frühjahr 2009 belegte sie den Studienlehrgang „International Management“, nebenbei jobbte sie in der Organisation bei den FC Bayern Frauen. Nach nur einem Semester war das Studentenleben ­jedoch schon wieder Geschichte.

„Ein Sechser im Lotto.“

Kathleen Krüger

„51“ hat Teammanagerin Kathleen Krüger über Wochen begleitet und festgestellt: Ohne die Ex-Fußballerin im Hintergrund hätten es die Bayern-Spieler viel schwerer.

Christian Nerlinger hatte gerade als Sportdirektor begonnen und suchte nach einer Assistentin. „Zu dieser Zeit hatte der FC Bayern deutlich weniger Angestellte als heute“, erzählt Krüger. „Da hat mich Herr Hoeneß eines Tages einfach angesprochen, ob ich mir die Stelle bei Christian vorstellen könnte. Ich habe dann einen dreimonatigen Bewerbungsprozess durchlaufen und den Job bekommen.“ Krüger konnte ihre Leidenschaft zum Beruf machen, ein absoluter Glücksfall, wie sie sagt: „Ich wollte immer im Sportbereich arbeiten. Aber ich war von Anfang an sehr realistisch und wusste, dass die Branche sehr attraktiv ist und es viele Bewerber für wenige Arbeitsplätze gibt. Dass ich heute in meinem Sport, bei meinem Verein arbeiten kann, ist ein Sechser im Lotto.“ Als Nerlinger den FC Bayern im Sommer 2012 verließ und Matthias Sammer als Sport-Vorstand die Leitung der Lizenzspielerabteilung ­übernahm, wurde Krüger zur Teammanagerin befördert. Seitdem ist sie verantwortlich für den organisatorischen Ablauf und erste Ansprechpartnerin für alle Belange der Spieler, Trainer und Betreuer.

Eine Tür, die immer offensteht

Krügers Kommandozentrale an der Säbener Straße könnte dafür passender kaum sein. Natürlich hat sie ihren Arbeitsplatz im Profigebäude, ein kleines Büro im ersten Stock mit vielleicht zehn Quadratmetern, an der Wand einige Bilder von Spielern, Erinnerungen an große Finals. Auf einer Magnetwand neben Krügers Schreibtisch hat ihr Guardiolas ­Assistent Domenec Torrent zum Abschied eine handschriftliche Nachricht hinterlassen: „Du wirst immer in meinem Herzen sein.“ Als Dank für die dreijährige Zusammenarbeit, aus der eine bleibende Freundschaft wurde. Noch heute schaut Pep gelegentlich vorbei, wenn er in München zu Besuch ist. Die Tür der Teammanagerin steht buchstäblich immer offen. Mehrmals täglich müssen die Spieler an ihrem Büro vorbei, etwa wenn sie auf dem Weg zum Essensraum oder ins Auditorium sind. Krüger ist wirklich mittendrin und nicht nur dabei. Aus ihrem Büro blickt sie allerdings nicht auf die Rasenplätze, sondern raus auf die Säbener Straße. Also genau dorthin, wo jede Reise, jede Titel-Mission beginnt, die sie vorab minutiös geplant hat.

Ob die Spieler wissen, dass sie selbst einmal gekickt hat? Ja, es spreche sich einfach herum, meint Krüger. Mit Analysen über das sportliche Geschehen hält sie sich dennoch zurück. „Nur manchmal, wenn ich auf der Bank neben einem Spieler sitze und so vor mich hinmurmele, sprechen wir darüber.“ Für ihre eigenen Aufgaben sieht sie ihre Vergangenheit durchaus als Vorteil. „Gerade zu Beginn habe ich mich immer wieder in die Jungs hineinversetzt: Was war mir als Spielerin wichtig? Ich versuche, die Sicht des Spielers, des Trainers, des Physiotherapeuten einzunehmen.“ Krüger passt gut zum FC Bayern. Ihr ist seit jeher nur wichtig, dass „Leistung und Qualität im Vordergrund stehen.“

Teil einer exklusiven Gruppe

Krüger wird häufig nach ihrer Rolle in einer Herrenmannschaft gefragt – immerhin ist sie als Frau in der Fußball-Bundesliga immer noch eine große Ausnahme. Doch hatte sie nie das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. „Wir haben hier alle das gleiche Ziel: professionell zu arbeiten und Erfolg zu haben.“ Und manchmal hat die weibliche Sozialkompetenz schon auch Vorteile. Etwa wenn ein Spieler absolut keine Lust auf einen Termin für Marketing, Sponsoring oder die Medien hat. „Dann zwinkere ich verschmitzt und versuche so, die Jungs zu überreden“, lacht sie.

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Für die Spieler ist Krüger also Kollegin, Organisatorin und Problemlöserin zugleich. Und eine wichtige Vertraute. Als einzige Person außerhalb des Teams ist sie Teil der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft. Täglich verwendet sie die Plattform als Informationstool für die Profis – die Spieler dagegen nutzen die Gruppe vornehmlich für Späße. Bei Krüger sind die Geheimnisse gut aufgehoben: „Ich schmunzle und schweige, denn natürlich werden viele lustige Fotos und Sprüche herumgeschickt.“ Die Trainer und das Betreuerteam bekommen alle nötigen Informationen übrigens in einer eigenen Chat-Gruppe mitgeteilt.

Viele Abläufe wurden im Laufe der Zeit standardisiert. Das Wintertrainingslager findet seit einigen Jahren immer in Doha im gleichen Hotel statt. „Da müssen wir eigentlich nur noch die Schublade öffnen und die Schablone rausholen. Zwei, drei Monate vor dem Trainingslager setze ich mich mit dem Hotel in Verbindung. Das ist alles sehr eingespielt“, erzählt Krüger. Was anderes sind die Auswärtsspiele in der Champions League und vor allem die jährliche Audi Summer Tour. Um die Trips in die USA oder nach Asien vorzubereiten, unternimmt Krüger jeweils im Frühjahr einen „Site-Visit“ und versucht, vor Ort passende Hotels und Trainingsmöglichkeiten für die Mannschaft zu finden. Erst wenn diese Aufgaben abgehakt sind, wird alles Weitere geplant und die übrigen Abteilungen mit einbezogen. Teamsicherheit, Sponsoring, Marketing, Reisebüro, Medien, aber auch die Fitnesstrainer, Zeugwarte und Köche haben ihre Wünsche und Anregungen, bei ­Krüger läuft alles zusammen.

Reiseleiterin in Europa

Ähnlich, jedoch deutlich schneller, laufen die Planungen für die Auswärtspartien in der Bundesliga und der europäischen Königsklasse ab. Durch den engen Spielplan besteht hier nicht die Möglichkeit, vor den einzelnen Begegnungen noch verschiedene Hotels zu besichtigen und zu testen. Krüger muss sich in der Einschätzung und Buchung auf das Reisebüro FC Bayern Tours verlassen. „Aber die Zusammenarbeit ist sehr, sehr gut und vertrauensvoll“, sagt sie, „zudem erhalten die Hotels vorab detaillierte Informationsblätter mit unseren Anforderungen.“

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Erst einen Tag vor der Mannschaft reist sie in die jeweilige Stadt, inspiziert das Hotel und den Fußballplatz, den Niko Kovac und sein Team am Spieltag morgens zum Anschwitzen nutzen. Bei Bundesliga-Auswärtsspielen reicht es, nur einige Stunden vor dem Team anzureisen. Böse Überraschungen hat sie bisher vor Ort kaum erlebt. „Manchmal steht im Besprechungsraum statt eines Beamers und einer Leinwand nur ein Fernseher, aber so etwas kann ich dann schnell korrigieren.“ Spätestens wenn die FCB-Reisegruppe gelandet ist, muss alles stehen. Dann hat Krüger auch die Umschläge mit den Zimmerschlüsseln fertiggestellt, die die Busfahrer auf dem Weg vom Flughafen ins Hotel an die Mannschaft verteilen.

Am Spieltag selbst ist Krüger im Stadion dafür verantwortlich, dass die Aufstellung rechtzeitig im System der UEFA oder der DFL hinterlegt wird. Spätestens 75 Minuten vor Anpfiff müssen die Bögen eingetragen und für den Gegner sowie die TV-Sender freigegeben werden. Und weil in der Bundesliga seit dieser Saison auch technische Geräte auf der Bank zum Einsatz kommen dürfen, hat Krüger während des Spiels noch eine weitere Aufgabe zugeteilt bekommen: Genau wie Fitness-Chef Prof. Dr. Holger Broich und die Physiotherapeuten trägt sie ein Headset mit Mikrofon. Liegt zum Beispiel ein Spieler verletzt auf dem Feld, eilt ein Physio mit dem Teamarzt auf den Platz und übermittelt die erste Diagnose an Krüger, die Trainer Niko Kovac informiert. Sollte eine Auswechslung nötig sein, wird Prof. Dr. Broich angefunkt, der das Aufwärmen koordiniert. Nichts wird dem Zufall überlassen.

Feierabend hat Krüger nach Spielen erst, wenn auch die Profis auf dem Heimweg sind. Und auch sonst richten sich die Arbeitszeiten nach ihren „Jungs“, für die sie – bis auf wenige Ausnahmen wie Weihnachten und ein paar Tage in der Sommerpause – rund um die Uhr erreichbar ist. Sieben Tage die Woche. „Aber das ist eben der Deal, den ich eingegangen bin“, sagt Kathleen Krüger mit einem Lächeln. „Ich würde mich nie beschweren. Dafür mache ich meinen Job einfach viel zu gerne.“

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