Zwei Herzen schlagen am Dienstag in der Brust von Hermann Gerland. Wie kein Zweiter verbindet der 65-Jährige den VfL Bochum und den FC Bayern, die am Abend in der zweiten Runde des DFB-Pokals aufeinander treffen. Sowohl beim Ruhrpott-Klub als auch beim deutschen Rekordmeister ist Gerland eine echte Klub-Ikone. Insgesamt 204-mal spielte der ehemalige Verteidiger in der Bundesliga für die Blau-Weißen. Nachdem er seinen VfL als Trainer in der Saison 1987/88 bis ins Pokalfinale führte, verschlug es ihn zwischen 1990 und 1995 sowie seit 2001 nach München. Beim Rekordmeister hat Gerland in dieser Zeit unterschiedliche Funktionen übernommen, trainierte die Amateure, war Co-Trainer der Profis und ist seit 2017 sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Vor dem Duell seiner beiden Herzensklubs traf sich fcbayern.com mit dem Tiger auf eine Currywurst in Bochum.
Das Interview mit Hermann Gerland
fcbayern.com: Hermann, Weißwurst oder Currywurst?
Gerland: „Wie man sieht, bevorzuge ich immer noch die Currywurst, am liebsten natürlich hier in Bochum. Das ist ein Stück Heimat und gehört zu einem Besuch einfach dazu. Wenn eine Weißwurst auf dem Tisch liegt, sage ich aber auch nicht nein.“
Du bist in Bochum groß geworden, hast 34 Jahre hier gelebt. Was geht dir durch den Kopf, wenn du an die Stadt denkst?
„Bochum ist meine Heimat. Ich bin unheimlich gerne hier und kenne jeden Fleck, weiß wo ich lang muss. Egal wo man hinkommt, die Menschen sind unglaublich herzlich und offen - man kommt immer wieder ins Gespräch. Es leben immer noch viele Freunde und Verwandte hier, die ich versuche, bei meinen Besuchen zu treffen. Ganz besonders gehen mir natürlich die vielen Erinnerungen durch den Kopf. Wir hatten es als Familie mit vier Kindern nicht leicht, mein Vater ist früh verstorben. Aber wir haben uns durchgeboxt, haben einen starken Zusammenhalt. Das hat mich sicher auch auf mein weiteres Leben vorbereitet und abgehärtet.“
Was verbindest du speziell mit dem VfL?
„Der VfL ist einfach mein Verein, ich bin seit 50 Jahren Mitglied. Hier bin ich aufgewachsen, habe Höhen und Tiefen miterlebt und vor allem Freunde fürs Leben kennengelernt. Wir versuchen uns, mit den alten Mitspielern einmal im Jahr zu treffen - das ist ein riesen Spaß. Generell ist es super, wenn ich Weggefährten aus der Zeit treffe, da wird immer geflachst und viel gelacht. Während meiner aktiven Karriere haben wir erfolgreich die erste Liga gehalten, das war insgesamt eine wunderbare Zeit. Natürlich verfolge ich auch die aktuelle sportliche Situation beim VfL. Sie sind dieses Jahr leider nicht so gut aus den Startlöchern gekommen. Ich hoffe, dass sie die Kurve kriegen.“
„"Freue mich, dass die Bochumer das beste Los gezogen haben, das sie kriegen konnten"”
Hermann Gerland
Dein Freund Herbert Grönemeyer singt ‚Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl‘ - ist München für dich zu einer zweiten Heimat geworden?
„Ich lebe jetzt seit über 20 Jahren mit meiner Familie in München. Dort fühle ich mich pudelwohl, habe alles was ich brauche. Man könnte sagen, dass München mein Zuhause und Bochum meine Heimat ist. An beiden Orten bin ich unheimlich gerne. Als Fußballer hätte ich es mit München und dem FC Bayern natürlich nicht besser treffen können.“
Was bedeutet der FC Bayern für dich?
„Ich fühle mich extrem wohl beim FC Bayern und gehe unheimlich gerne arbeiten. Jeden Tag freue ich mich aufs Neue, dass ich diesem Klub dienen kann. Ich genieße jeden Erfolg, ob das bei den Profis ist oder am Campus, wo wir Spieler für die Profis entwickeln wollen. Gegen die beiden Chefs (Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß - Anm. d. Red.) habe ich ja noch gespielt. Da gibt es natürlich noch einige Frotzeleien. Bei jeder Feierlichkeit fragt mich einer: ‚Kannst du mir nochmal erklären, wie das war, als wir euch einen 4:0-Vorsprung gegeben, aber noch gewonnen haben.‘ (Bundesligasaison 1976/77 - Anm. d. Red.) Wir haben ja insgesamt oft gegeneinander gespielt, leider habe ich häufiger verloren als gewonnen.“
Im Pokal treffen deine beiden Klubs nun aufeinander. Wie groß ist die Vorfreude auf das Duell?
„Für mich ist das natürlich ein ganz besonderes Spiel. Erst einmal freue ich mich, dass die Bochumer das beste Los gezogen haben, das sie kriegen konnten. Das Stadion wird endlich mal wieder ausverkauft sein. Natürlich sind wir der Favorit. Aber die Vergangenheit hat schon öfter gezeigt, dass ein Zweitligist auch einen Top-Bundesligisten schlagen kann. Wir müssen achtsam und voll konzentriert sein. 2011 hatten wir schonmal ein extrem enges Pokalspiel in Bochum, da haben wir erst durch einen Treffer in der Nachspielzeit gewonnen.“
Themen dieses Artikels