Nach dem Triple ist vor dem Triple: Das Corona-Jahr 2020 hat den FC Bayern gefordert – und der Klub hat alles gemeistert. Die Messlatte für die nächsten Monate ist nun hoch. Worauf kommt es 2021 an? Unsere Führungsfiguren schauen in der neusten Ausgabe des Vereinsmagazins „51“ nach vorne. Im ersten von sieben Teilen sprachen wir mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge.
Das Interview mit Karl-Heinz Rummenigge
Herr Rummenigge, was sind 2021 die größten Herausforderungen für den deutschen und den internationalen Fußball?
Rummenigge: „Das lässt sich ganz einfach sagen, denn da geht es dem Fußball wie allen anderen Lebensbereichen: Die größte Herausforderung sind Covid-19 und die Folgen dieser Pandemie. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm, aber noch schwerer trifft unsere Branche, dass unsere Fans wegen dieses Virus nicht in die Stadien dürfen. Denn letztlich geht es darum, die Menschen zu begeistern. Ich hoffe sehr, dass 2021 bald Lösungen mit sich bringt; für den Fußball, aber vor allem für die gesamte Gesellschaft.“
Wer kommt in der Branche insgesamt besser, wer schlechter durch die Krise?
„Die Bundesliga ist im Großen und Ganzen mit dieser Krise relativ gut zurechtgekommen. Wir haben früh Konzepte und Strategien entwickelt, unser Restart im vergangenen Frühjahr fand weltweit Anerkennung. Das war wichtig, als Zeichen, dass es weitergeht. Der wirtschaftliche Schaden ist bei den größeren Klubs schwerwiegender, weil sie höhere laufende Kosten haben. Es gibt zum Beispiel noch keine Korrektur in der Gehaltsstruktur bei den Spitzenspielern. Wer ins oberste Regal greift, muss weiterhin in Kauf nehmen, viel auszugeben. Die Transferausgaben haben sich hingegen im Vergleich zu den Vorjahren halbiert. Absurde Summen wie noch vor zwei Jahren erleben wir derzeit nicht, und ich zweifle, ob die Beträge irgendwann mal wieder solche Dimensionen erreichen. Prinzipiell ist das gut, denn für diese astronomischen Summen hatten die wenigsten Fans Verständnis. Wir beim FC Bayern übrigens auch nicht, darum haben wir uns da weitestgehend zurückgehalten.“
Wie sehr sehnen Sie sich nach einer Allianz Arena mit Zuschauern?
„Ich denke, die ganze Welt wartet auf den Impfstoff und hofft, dass damit wieder eine gewisse Normalität einkehrt. Wir beim FC Bayern passen unsere Hygienekonzepte permanent an, wir sind laufend um Optimierungen bemüht, um bereit zu sein, wenn es so weit ist, dass ein Stadionbesuch ohne Sorge um die Gesundheit wieder möglich ist. Vorhersagen sind schwer. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir im Laufe des Jahres wieder Zuschauer in der Allianz Arena haben werden.“
Sie persönlich wollten zum Ende Ihrer Karriere unbedingt noch einmal die Champions League gewinnen. Das hat ja schon 2020 geklappt. Ist 2021 jetzt im Grunde eine Ehrenrunde?
(lächelt) „Eine Ehrenrunde, ein schöner Begriff. Auf der einen Seite ja, denn nach diesem phänomenalen Jahr muss man unsere Entwicklung und den Fußball, den wir spielen, wirklich mal genießen. Wenn das gehen würde, müssten wir uns 2020 eigentlich einrahmen lassen – mit Goldrand! Andererseits klingt mir Ehrenrunde zu sehr nach Show, zu wenig nach ehrgeiziger Arbeit – und ich möchte auch 2021 wieder alles erreichen, was möglich ist. Es geht immer weiter: Wir sind jetzt in allen Bereichen weltweit die Nummer eins, und diese Position wollen wir verteidigen und ausbauen. Unsere Spieler werden nicht lockerlassen. Ich natürlich auch nicht.“
Es wird Ihr letztes Jahr als Vorstandsvorsitzender. Was löst dieser Gedanke in Ihnen aus?
„Ich bin kein großer Nostalgiker. Wenn ich im Dezember meinen letzten Arbeitstag haben werde, hoffe ich, dass ich zur Tür hinausgehe und die Leute sagen, dass da einer über die Jahre mehr richtig als falsch gemacht hat. Dass die Leute zufrieden sind, wie ich den Job ausgeführt habe. Mir hat diese Aufgabe viel Freude bereitet, es war eine große Ehre für mich. Wir alle hier haben den Auftrag, diesen großartigen Klub so aufzustellen, dass er den höchsten Ansprüchen gerecht wird. Das ist dem FC Bayern über Jahrzehnte ganz gut gelungen – und ich werde hier bis zu meinem letzten Arbeitstag alles dafür tun, dass wir auch 2021 eine Saison erleben, die uns alle stolz und glücklich macht.“
Titelillustration: David Diehl.
In der neuen Ausgabe des 51 findet ihr alle Gespräche mit den Verantwortlichen des FC Bayern, einen Rundgang durch die neu eröffnete FC Bayern World und vieles mehr:
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