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David Alaba kam als „kleiner Schlawiner mit großen Träumen“ zum FC Bayern. Mit 17 debütierte er, zwei Mal feierte er das Triple. Zum Abschied sagt er den Fans aus tiefstem Herzen Danke. Das ausführliche Interview gibt es im Mitgliedermagazin „51“.
Das Interview mit David Alaba
David, deine Zeit beim FC Bayern neigt sich dem Ende zu, nach 13 Jahren – wie fühlt sich das an?
„Ein bisschen Zeit bis zum Abschied haben wir noch, und so ganz kann ich das noch nicht realisieren. Aber es gab ehrlich gesagt schon hin und wieder Tage, an denen ich mich selbst erwischt habe, wie ich auf die besondere Zeit hier beim FC Bayern zurückblicke. Es waren einfach unglaublich schöne Jahre.“
Weißt du schon, was du am meisten vermissen wirst?
„Die Kabine und meine Kollegen, die Fans im Stadion, das Gefühl an der Säbener Straße, wo ich zu Beginn ja sogar noch zwei Jahre im Jugendhaus gewohnt habe. Ich werde auch die Stadt München vermissen, in der ich 13 Jahre gelebt habe und die für mich zu viel mehr als einer zweiten Heimat geworden ist. Mein Sohn wurde in München geboren, seine Großeltern wohnen hier – es wird also immer eine enge Verbindung bleiben.“
Die anderen werden neben deinen sportlichen Fähigkeiten auch deinen Wiener Schmäh vermissen. Wer hat dich am besten verstanden – oder war Thomas Müller der Einzige?
(lacht) „Nein, im Gegenteil: Am Ende waren es sogar immer mehr, die mich verstanden haben. Selbst Jérôme versteht mich mittlerweile, ohne dass ich mich zweimal wiederholen muss. Und mein ,Bist du deppert!‘ hat sich ja sogar unter den internationalen Spielern etabliert. Nur Leon hat neulich mal wieder gesagt, dass er sich jedes Mal schwertut, wenn ich von der österreichischen Nationalmannschaft zurückkomme. Dann brauche ich wieder ein paar Tage zur Umgewöhnung.“
Du hast deine Anfänge im Jugendhaus gerade schon angesprochen. Was bedeutet dir der FC Bayern nach all den Jahren?
„Ich bin als 16-Jähriger aus Wien hierhergekommen, und 13 Jahre später blicken wir auf fast die Hälfte meines Lebens zurück. Das sagt doch eigentlich alles. Der Verein ist meine Familie, meine Heimat, mein Zuhause.“
Werden Tränen fließen zum Abschied?
„Ob mir äußerlich die Tränen kommen, kann ich jetzt noch nicht sagen – aber innerlich mit Sicherheit. Als wir neulich in der Allianz Arena schon ein letztes großes Fotoshooting gemacht haben, musste ich bereits mit meinen Emotionen kämpfen. Ich bin unendlich dankbar für den Support unserer Fans über all die Jahre und hatte auch immer das Gefühl, eine besondere Beziehung zu ihnen zu haben. Ich konnte mich immer gut in die Südkurve hineinversetzen, weil ich als Jugendlicher dort selbst ein paarmal gestanden bin. Es ist schon lustig, wie sich alles entwickelt hat: Ich war Balljunge und vor Spielen in der Champions League auch mal einer der Jungs, die ganz stolz mit der runden Fahne im Mittelkreis beim Einlaufen der Stars die Welle gemacht haben. Und irgendwann stand ich dann als Spieler auf dem Rasen.“
Gibt es etwas, das du den Fans zum Abschied gerne noch sagen möchtest?
„Ja, das ist ganz einfach: Danke für alles! Diese Beziehung werde ich nie vergessen und immer in meinem Herzen tragen.“
Wenn du auf den 16-jährigen David zurückschaust – was kam damals für ein Junge in München an?
(grinst) „Auf jeden Fall ein kleiner Schlawiner. Aber auch ein Junge, der niemals aufgehört hat, an seinen großen Traum zu glauben und der es unbedingt schaffen wollte. Der Blick aus meinem Zimmer ging raus zum Platz der Profis. Ich habe jeden Tag die Trainingseinheiten durch mein Fenster verfolgt und mir fest vorgenommen, dass ich alles dafür tun werde, um meinen Traum zu verwirklichen.“
Den Bayern-Fans hier blutet das Herz, weil du gehst. Sei ehrlich: dir nicht auch?
„Ja, selbstverständlich. Es ist immer hart, wenn eine Zeit zu Ende geht, und es ist ja kein Geheimnis, dass ich mich hier immer sehr wohlgefühlt habe. Natürlich verlasse ich den FC Bayern mit einem weinenden Auge, freue mich aber gleichzeitig auf meine Zukunft. Es ist ja keine Entscheidung gegen den Verein gewesen. Aber ich habe für mich beschlossen, dass ich noch einmal etwas Neues machen möchte, um einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Um zu wachsen, muss man seine „Komfortzone“ verlassen – und ich setze dieses Wort bewusst in Anführungsstriche, weil es sonst falsch ausgelegt werden könnte: Beim FC Bayern sind die sportlichen Erwartungen immer extrem, von den Verantwortlichen, in der Kabine oder von einem selbst. Ich will damit sagen, dass man vielleicht auch mal ins Ungewisse gehen muss, um noch einmal weiter zu reifen.“
Was wünschst du dem FC Bayern?
„Nur das Allerbeste. Dieser Verein wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich bin unendlich dankbar. Ich wünsche dem FC Bayern, dass er seine große Erfolgsgeschichte immer weiterschreibt. Und wenn ich ehrlich bin, mache ich mir um diesen Verein da auch keine Sorgen.“
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