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Edmund Stoiber: „Der FC Bayern und der Freistaat kommen aus der Tiefe des Raumes“

Dr. Edmund Stoiber kennt wie kein Zweiter die Parallelen zwischen unserem Verein und dem Freistaat. Der langjährige Landesvater und Vorsitzende des Verwaltungsbeirats feiert heute seinen 80. Geburtstag. Im Interview sprach er mit dem Mitgliedermagazin „51“ über den FC Bayern.

Herr Dr. Stoiber, Sie sind seit 1966 Mitglied beim FC Bayern – länger als bei der CSU, der Sie 1971 beigetreten sind ...
Stoiber: „Fan des FC Bayern bin ich sogar noch viel länger, nämlich von klein auf. Der Auslöser meiner Mitgliedschaft war, dass ich mich über die Ungerechtigkeit geärgert hatte, dass der FC Bayern nicht Gründungsmitglied der Bundesliga werden durfte. Der DFB begründete die Nichtberücksichtigung des FC Bayern unter anderem damit, dass nur ein Verein aus jeder Stadt zugelassen werden sollte. Wir Bayern fanden das alle sehr ungerecht und sahen darin einen Urfehler der Bundesliga.“

Wobei es ein Gutes hatte: So konnte sich die junge Mannschaft mit Eigengewächsen um Franz Beckenbauer ganz in Ruhe entfalten.
„Richtig. Mit zwei Jahren Verzögerung waren wir dann da: Mit Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier, Mucki Brenninger, Rudi Nafziger! In der Zeitung stand nach einem Spiel beim Hamburger SV damals mal: „Diese Bayern spielen wie Jungen, die nach der Schule den Schulranzen einfach in die Ecke stellen und auf dem Bolzplatz loslegen.“ Die Burschen haben den Leuten ungeheuer Freude gemacht. Brenninger: pfeilschnell! Nafziger: immer drauflos! Hans Rigotti: jung, robust im Mittelfeld … Ich sehe sie alle noch heute vor mir. Imponiert hat mir natürlich auch sehr Gerd Müller, ganz einfach der überragendste Stürmer, den Deutschland jemals hatte.“

Und wer hat Ihnen am meisten imponiert?
„Schon der Franz. Ganz klar. Der junge Beckenbauer hat zu dem deutschen Fußball dieser Zeit, dem Fußball der Herbert Ehrhardts und Horst Szymaniaks, gar nicht gepasst. Bevor Franz kam, war Fußball hier Arbeit, Tackling, Schweiß, ein Sport der ewigen Läufer wie Horst Eckel und der rabiaten Einsteiger wie Werner Liebrich. Aber dann kam Beckenbauer, und der schwebte über den Platz! Der sprang über jedes Abwehrbein, dem konnte keiner was. Franz hat nie unten auf dem Boden rumgewühlt. Sein Trikot war immer weiß. Das der anderen voller Batz.“

Wann haben Sie Franz Beckenbauer das erste Mal wahrgenommen?
„Als ich zu meiner Studienzeit Anfang der 60er auf meinem Heimweg nach Wolfratshausen immer wieder an der Säbener Straße beim Training zugeschaut habe, ist mir einer aufgefallen: rank und schlank, unglaublich ballgewandt – der war anders als die anderen. Damals habe ich zu meiner Freundin, heute ist sie meine Frau, gesagt: „Mensch, Karin, ich habe da einen Fußballer gesehen, ich glaube, er heißt Backenbauer oder Beckenbauer … ich sage dir: Den müssen wir uns alle merken!“

Und die Zeiger standen bald permanent auf Erfolg.
„Es gibt eine klare Parallele zwischen dem Aufstieg des Freistaats Bayern und des FCB. Die Kurven verlaufen nahezu synchron. Der Freistaat wie auch der Klub mussten einen Aufholprozess bewerkstelligen – und haben dann alle überholt. Bayern war ein wunderschönes Land, kulturreich, älter als alle anderen – aber wir waren wirtschaftlich Letzter in der Tabelle der elf alten Bundesländer. Doch dann wurde auch in der Politik ein gewisses „Mia san mia“ entwickelt. Wir haben den Slogan „Laptop und Lederhose“ geprägt – Tradition und Fortschritt, und genau diese zwei Begriffe spielen auch innerhalb des FC Bayern Doppelpass, bis heute. Der FC Bayern und der Freistaat Bayern kommen beide aus der Tiefe des Raums.“

Ist der FC Bayern noch immer ein bayerischer Klub, obwohl die Spieler aus der Region weniger geworden sind?
„Mit seinen Werten, seiner Kultur und seiner Geschichte wird der FC Bayern immer ein unverrückbarer Teil der bayerischen Seele sein. Heute haben wir eine Vielfalt in der Bevölkerung, die sich überall spiegelt, auch im Fußball. Wir leben in einer globalisierten Welt, und wenn du in der Champions League oben mitmischen möchtest, brauchst du Qualität aus der ganzen Welt. Es ist doch eine wunderbare Geschichte, wenn sich internationale Spitzenspieler mit dem FC Bayern identifizieren. Im Umkehrschluss geht mir das Herz auf, wenn Menschen auf der ganzen Welt einen typischen Bayern wie Thomas Müller gut finden. Müller hat ein unglaubliches Charisma, nicht nur auf dem Platz. Er bringt die Dinge auf den Punkt, wie nur er es kann. Sympathisch und authentisch.“

Wie ist Ihre Meinung zu Julian Nagelsmann?
„Nagelsmann bringt alles mit, was man für den FC Bayern braucht. Er hat sich bei Hoffenheim und Leipzig entwickelt und wird seine Chance nutzen. Und: Er ist Oberbayer! Das ist eine wunderbare Geschichte, wenn Heimatnähe und -liebe auch noch mit reinspielt. Ich erhoffe mir von ihm schönen Fußball, viele Titel, und dass er viele neue Jamal Musialas herausbringt.“  

Was waren Ihre unvergesslichsten Erlebnisse mit dem FC Bayern?
„Da gab es viele. Nie vergessen werde ich das Finale im Europapokal der Pokalsieger 1967 gegen Glasgow und das Tor von Bulle Roth. Das war der Beginn unserer Spitzenrolle im Europapokal, zusammen mit den anderen großen Vereinen wie Inter und AC Mailand, Real Madrid, FC Barcelona oder Manchester United. Da stand ich im Stadion in Nürnberg. Es hat zum Teil in Strömen geregnet – aber ich habe nicht mal gespürt, dass ich nass werde.“

Foto: Dirk Bruniecki.

Das ausführliche Interview gibt es in unserem Mitgliedermagazin „51“.

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