
Sieben Jahre bei den FC Bayern Amateuren! Ex-Abwehrchef Nicolas Feldhahn hängt seine Fußballschuhe nach 190 Spielen für den FC Bayern an den Nagel. Im Interview mit dem Mitgliedermagazin „51" spricht der ehemalige Kapitän über die Höhepunkte seiner Zeit beim FCB, seine Rolle als Routinier im Kader der Amateure und seine Zukunftspläne.
Das Interview mit Nico Feldhahn
Nico, es ist vorbei. Du hast deine Fußballkarriere beendet. Wie war das letzte Spiel im Grünwalder Stadion?
Feldhahn: „Es war ein besonderer Abend: die Verabschiedung vor dem Anpfiff, meine Auswechslung, bei den Fans am Zaun zu stehen… Während des Spiels habe ich versucht, so viel wie möglich von dem Moment aufzusaugen, noch einmal in der Abendsonne in der Hermann-Gerland-Kampfbahn zu spielen. Weil es das letzte Mal war. Eigentlich bin ich ein Typ, der nicht so nah am Wasser gebaut ist. Aber als mich nach dem Spiel meine Frau und meine Eltern gedrückt haben, da kamen mir schon ein paar Tränen. Ich bin sehr glücklich über meinen Abschied – trotz des Ergebnisses (0:4 gegen Burghausen.).“
Wie sehen jetzt deine Pläne für die Zukunft aus? Du hast ja „nebenbei“ Jura studiert.
„Ende Juni erhalte ich meine Ergebnisse vom Staatsexamen. Dann wird sich zeigen, ob ich noch mal lernen muss oder ob ich mein Referendariat beginnen und später mein zweites Staatsexamen machen kann. Irgendwann möchte ich als Anwalt tätig sein. Gerne würde ich das in irgendeiner Form mit dem Fußball verbinden, am besten bei Bayern München. Aber wie sich das Ganze entwickelt, wird man sehen. Ich bin einigermaßen entspannt und habe im Moment noch keinen detaillierten Lebensplan vor mir.“
Wird man dich künftig ab und zu im Grünwalder sehen?
„Auf jeden Fall. Ich werde verfolgen, was bei den Amateuren passiert. Ich freue mich aber auch darauf, jetzt andere Stadien besuchen und einfach Fan sein zu können, mit Bier und Bratwurst.“
Wirst du nichts aus deiner Zeit als aktiver Fußballer vermissen?
„Erst mal freue ich mich auf die freie Zeit. So etwas kenne ich ja gar nicht. 18 Jahre lang, und auch schon vorher in der Jugend, wurde mir vorgegeben, was ich zu tun habe. Aber irgendwann wird sicherlich die Phase kommen, wo ich etwas vermisse: die Kabine, das Kribbeln vor dem Spiel, den Wettkampf, das Gefühl danach, den täglichen Sport.“

Wie hast du Studium, Staatsexamen und Fußball überhaupt unter einen Hut bekommen?
„Meistens haben wir nur einmal am Tag trainiert, den Rest des Tages hatten wir frei. Also hatte ich schon Zeit für mein Studium. Das Problem war eher, dass die Versuchung groß war, gewisse Dinge aufzuschieben. Fristen waren daher für mich ganz hilfreich. Andererseits habe ich während der Vorbereitung auf mein Staatsexamen festgestellt, dass mir durch den Fußball auch viel Zeit fehlt. Die anderen konnten sich halt wirklich ununterbrochen mit Jura beschäftigen. Am Ende hat es trotzdem funktioniert.“
Woher kommt eigentlich deine Affinität für Jura?
„Mein Vater, meine Mutter, mein Opa waren alle Juristen, ich glaube, mehr muss ich nicht sagen. Ich weiß noch, wie mein Vater meinen ersten Vertrag bei Unterhaching komplett auseinandergenommen hat. Da hat der Verein gesagt: Entschuldigung, aber das sind Vorgaben der DFL, das können wir jetzt nicht alles komplett rausstreichen.“

Im Jurastudium lernt man, Streitfälle zu analysieren. Hat dir das bei umstrittenen Szenen auf dem Platz geholfen?
„Manchmal habe ich mich auf dem Rasen ertappt, wie ich über die Argumentation des Schiedsrichters nachdenke. Aber ich glaube, dass das nicht wirklich etwas mit meinem Studium zu tun hat. Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Schiedsrichter es schätzen, wenn man mit ihnen angemessen kommuniziert. Man sagt: Auf See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Das kann man auf den Fußball übertragen: Auf dem Platz ist man in des Schiedsrichters Hand. Zum Großteil bin ich gut mit den Schiedsrichtern klargekommen.“
In den letzten Jahren warst du immer der Älteste in der Mannschaft. Wie hast du dich unter all den jungen Spielern gefühlt?
„Es ist ja nicht nur so, dass ich älter geworden bin, die anderen wurden auch immer jünger! Thema bei den Jungen sind der Führerschein, die erste Freundin und die Schule. Das habe ich alles schon lange hinter mir. Aber es hat großen Spaß gemacht zuzuhören und sie immer wieder mal mit einem dummen Spruch ein wenig aus der Reserve zu locken. Ich glaube auch, dass es mich etwas jünger gehalten hat, mit ihnen in einer Mannschaft zu sein. Fußballerisch haben sie alle so viel Potenzial. Ich glaube, ich konnte ihnen aber auch vor Augen führen, dass Talent nicht alles ist – sie mussten erst mal an dem Alten vorbeikommen.“

Sieben Jahre FC Bayern sind eine lange Zeit. An welche Spiele oder Momente erinnerst du dich gerne zurück?
„Das absolute Highlight meiner Karriere war ganz klar der Drittliga-Aufstieg 2019. Auch durch die Dramaturgie in der Relegation gegen Wolfsburg. Das Hinspiel haben wir 1:3 verloren und im Rückspiel lagen wir nach acht Minuten 0:1 hinten. Trotzdem hat plötzlich bei uns alles funktioniert und auf einmal steht es 4:1. Da waren noch 25 Minuten zu spielen, und Wolfsburg hat noch die Latte getroffen. Aber wir haben es über die Zeit gezittert. Die Freude danach war unbeschreiblich. Und dann sind wir ein Jahr später sogar noch Drittliga-Meister geworden! Ich bin total stolz auf meine Zeit bei den Amateuren.“
Wie, hoffst du, halten dich die treuen Fans der Amateure in Erinnerung?
„Als Spieler, der immer alles gegeben hat, der immer gerne ein Wort mit ihnen gewechselt hat. Wir sind zwar nur die zweite Mannschaft, haben aber dennoch eine richtige Fanbase, die bei jedem Auswärtsspiel dabei ist. Sogar beim Premier League International Cup 2018/19 in England waren sie immer da und haben viel Lärm gemacht. Das war Wahnsinn! Das Verhältnis zwischen Fans und Mannschaft habe ich immer als sehr eng empfunden und genossen.“
Das komplette Interview gibt es im FC Bayern Mitgliedermagazin „51".
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