Mamin Sanyang hat ganz besondere Wochen hinter sich! Mit seinem Heimatland Gambia nahm der Mittelfeldspieler der FC Bayern Amateure am U20-Afrika-Cup in Ägypten teil. Dabei schaffte es Sanyang, der im Alter von zehn Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland kam, mit der Auswahl Gambias bis in Finale. Im Interview spricht der 20-Jährige über seine Zeit in Afrika, seine Teamkollegen und welchen Schwung er mit nach München genommen hat.
Servus Mamin, wie geht’s dir? Hast du noch ein bisschen Jet-Lag?
„Nein, die Reise habe ich gut weggesteckt. Ich bin am vergangenen Sonntagmorgen um 4.30 Uhr aus Gambia losgeflogen und mit einem Zwischenstopp über Bukarest nach Frankfurt gereist. Im Anschluss habe ich noch einen Tag bei meiner Familie in Heidelberg verbracht und bin seit Montag wieder in München. Am Dienstag habe ich schon wieder trainiert.“
Du warst eine Woche zur Vorbereitung in Gambia und drei Wochen für das Turnier in Ägypten. Wie war es für dich, wieder nach Hause zurückzukehren?
„2013 bin ich im Alter von zehn Jahren mit meinen Eltern nach München gekommen. Ich habe also einen Großteil meiner Kindheit in Gambia verbracht und kenne die Kultur und die Menschen dort. Es war ein sehr schönes Gefühl.“
Vor knapp eineinhalb Jahren hast du noch für die deutsche U19-Nationalmannschaft debütiert. Hat dich die Anfrage für das Turnier vom gambischen Verband überrascht?
„Nein, wir stehen schon lange im Kontakt. Als ich in der U17 war hat der Verband schon mal angefragt, aber damals hat es leider nicht geklappt. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich jetzt dabei sein konnte. Ich habe sehr schnell gemeinsam mit meinen Eltern entschieden, dass ich diese Erfahrung unbedingt machen möchte.“
Wie haben dich deine Mitspieler aufgenommen?
„Viele der Jungs kamen aus der Nähe meiner Heimatstadt Brikama Daruhairu und haben dieselbe Sprache gesprochen (Mandika). Alle waren sehr herzlich und haben mich mit offenen Armen aufgenommen. So ist es mir sehr leichtgefallen, mich zu integrieren.“
Dein Mitspieler Youkasseh Sanyang teilt mit dir den gleichen Nachnamen. Bist du mit ihm verwandt? Kanntest du einige Jungs schon vor dem Turnier?
„Youkasseh ist nicht mit mir verwandt. Mit dem Namen Sanyang verhält es sich in Gambia so ähnlich wie in Deutschland bei Müller. Es ist ein weit verbreiteter Nachname. Aus der Mannschaft kannte ich bis dato niemanden – auch nicht aus meiner Kindheit. Ganz im Gegenteil zu ihnen: Da ich der erste gambische Spieler beim FC Bayern bin, wussten viele bereits, wer ich bin.“
Wie würdest du die Chemie innerhalb der Mannschaft beschreiben?
„Wir haben als Team sehr schnell zueinander gefunden. Jeden Morgen haben wir zusammen gefrühstückt und trainiert. Im Anschluss haben wir gemeinsam gesungen, getanzt und eine sehr positive Energie verbreitet. Es hat sich angefühlt wie eine Familie und war eine sehr schöne Erfahrung.“
Wie unterscheidet sich der Fußball, den du aus Deutschland gewohnt bist?
„Man kann das schwer vergleichen. Die Trainer und der Staff waren sehr diszipliniert und haben ihr Bestes gegeben, um das Maximum aus uns rauszuholen. Die meisten Spieler wurden anders ausgebildet. Besonders im taktischen Bereich ist der Unterschied groß. Die Jungs legen aber eine enorm große Leidenschaft an den Tag. Jedem war anzumerken, mit wie viel Stolz er jedes Spiel angegangen ist.“
Am Ende habt ihr es bis ins Finale geschafft, in dem ihr knapp gegen Senegal verloren habt (0:2). Du bist in vier von sechs Spielen zum Einsatz gekommen. Wie ordnest du das Turnier ein?
„Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft. Außerhalb des Teams hat fast niemand damit gerechnet, dass wir so weit kommen. Wir waren aber von Beginn an sehr motiviert, haben an uns geglaubt und schließlich gambische U20-Geschichte geschrieben. Natürlich war ich auch ein bisschen enttäuscht, dass es am Ende nicht zum ganz großen Wurf gereicht hat, aber die Freude über die Erfahrung und die Zeit überwiegt.“
Wie können dir diese vier Wochen für die restliche Regionalliga-Saison helfen?
„Ich habe im vergangenen Monat sehr viel gelernt. Alle sind die Aufgabe mit sehr positiver Ausstrahlung und Geduld angegangen, das hat mich sehr beeindruckt. Sie haben immer ihr komplettes Herz reingesteckt. Das motiviert mich sehr für die kommenden Monate.“
Die FC Bayern Amateure haben ihr viertes Spiel in Serie gewonnen:
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