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Kingsley Coman, Interview, FC Bayern

Kingsley Coman: „Ich gebe alles, um eine Legende zu werden“

Kingsley Coman ist in dieser Saison in eine besondere Top 10 des FC Bayern aufgestiegen: Nur neun ausländische Spieler waren hier länger am Ball. Sommerzeit ist Transferzeit – King erklärt, was den Deutschen Meister so einzigartig macht.

Das Interview mit Kingsley Coman

Kingsley, wie fällt das Fazit einer Saison aus, in der trotz Meistertitel nicht alles so glatt lief wie in den Vorjahren?
„Kompliziert, um es mal so zu sagen. Es ist kein Geheimnis, dass wir mehr erreichen wollten, vor allem im Pokal. Das Aus gegen Manchester kann passieren, City ist in diesem Jahr einfach in einer unfassbar guten Form, das muss man anerkennen. Aber das Wichtigste ist, dass wir am Ende wieder Deutscher Meister geworden sind – und nächstes Jahr versuchen wir, mehr Titel zu holen.“

Kingsley Coman, Interview, FC Bayern

Mit Köpfchen: Das wichtigste Tor seiner Karriere war ein Kopfball – der Siegtreffer 2020 im Champions League-Finale.

Du hast die Schale immer gewonnen, seitdem du hier bist – und davor auch bei Juventus Turin den Titel geholt. Was bedeutet dir das?
„Natürlich kann man seinen ersten Titelgewinn nicht mit dem zehnten oder elften vergleichen. Beim ersten Mal explodiert man vor Freude, jetzt genieße ich die Meisterschaft aber mehr, weil ich mich als wichtiges Mitglied des Teams fühle und meinen Teil dazu beigetragen habe. Ich möchte nach meiner Karriere sagen können, dass ich jedes Jahr Meister geworden bin – das ist eine große Motivation für mich.“

Was muss 2023/24 generell besser werden?
„Ganz einfach: Wir müssen mehr Spiele gewinnen. In der ersten Saisonhälfte haben wir sehr gut gespielt, aber nach der Weltmeisterschaft haben wir einen Einbruch erlitten. Doch auf unserem Niveau darf man sich so etwas nicht erlauben, vor allem in der Rückrunde kommt es darauf an, körperlich und mental da zu sein. Wir müssen also versuchen, unser Niveau konstant hochzuhalten.“

Man darf sich nie unterkriegen lassen – die Bayern-Mentalität ist ein prägender Teil meines Charakters geworden.

Kingsley Coman

Und was nimmst du dir ganz persönlich für die nächste Spielzeit vor?
„Mehr Titel zu gewinnen und die ganze Saison über präsenter zu sein. Ich glaube, dass ich in der zweiten Saisonhälfte viel besser in Form war als in der ersten, nur lief es da insgesamt als Team leider nicht gut. Wenn ich also in beiden Teilen der Saison gleich gut bin und ich dazu beitrage, dass wir als Team auf höchstem Niveau funktionieren, ist es eine erfolgreiche Saison.“

Du bist jetzt in der Top Ten der internationalen Top-Stars, die am längsten beim FC Bayern gespielt haben – hättest du das geglaubt, als du 2015 gekommen bist?
„Unglaublich, dass ich schon acht Jahre hier bin. Das macht mich stolz. Ich habe mich immer wieder durchgesetzt und mich auch nach einigen Verletzungen zurückgekämpft. Eine so lange Zeit bei einem Club wie dem FC Bayern eine Rolle zu spielen, war immer mein Traum, und ich habe mich stetig entwickelt. Man darf sich nie unterkriegen lassen – die Bayern-Mentalität ist ein prägender Teil meines Charakters geworden.“

Kingsley Coman, Interview, FC Bayern

Ein Königreich für den King: „Ich kenne mittlerweile fast alle Leute an der Säbener Straße. Es ist wie eine Familie.“

Wie würdest du diese Mentalität beschreiben?
„Es geht darum, einfach immer gewinnen zu wollen. Es zählt nur das nächste Spiel, wir haben kaum Zeit zu genießen. Genießen kannst du beim FC Bayern erst, wenn du am Saisonende Titel gewonnen hast. Aber das macht den Reiz aus, dafür spiele ich Fußball.“ 

Was würdest du dem jungen King am ersten Tag beim FC Bayern heute raten?
„Ich würde ihm sagen, dass eine große Reise und Herausforderungen vor ihm liegen, aber wenn er an sich glaubt und seinen Weg geht, wie er es immer getan hat, es super werden wird.“

Wer hat dir am Anfang am meisten geholfen, dich beim FC Bayern zurechtzufinden?
„Da gab es zum Glück einige. Franck Ribéry hat mich zusammen mit David Alaba wie ein großer Bruder aufgenommen. Zu David hatte ich von Anfang an einen super Draht – auch wenn ich kaum verstanden habe, was er gesagt hat (lacht).“

Kingsley Coman, Interview, FC Bayern

Pures „Mia san mia“: „Der FC Bayern hat kein Understatement nötig“, sagt Coman.

Von wem hast du dir als junger Spieler am meisten abgeschaut?
„Ich war Fan von Ronaldinho, er war mein großes Idol. Als ich angefangen habe zu spielen, habe ich versucht, alles so zu machen wie er.“

Du stehst jetzt in einer Liste mit Stars wie Franck Ribéry, Arjen Robben, Sammy Kuffour – Spieler, die sich voll mit dem FCB identifiziert haben und von den Fans bis heute geliebt werden. Möchtest du auch so ein Vermächtnis hinterlassen?
„Das sind besondere Namen, die zeigen, was den FC Bayern ausmacht. Und ja, ich würde gerne genauso in Erinnerung bleiben. Es ist mein ultimatives Ziel, den Verein so zu prägen, wie es diese Spieler über viele Jahre hinweg getan haben. Ich möchte von mir selbst sagen können, dass ich jahrelang hier auf höchstem Niveau gespielt und die Fans erreicht habe – mit meinem Spiel und als Mensch. Mit dieser Einstellung arbeite ich.“

Ich möchte von mir selbst sagen können, dass ich jahrelang hier auf höchstem Niveau gespielt und die Fans erreicht habe – mit meinem Spiel und als Mensch.

Kingsley Coman

Dein Vertrag läuft bis 2027. Wenn du ihn erfüllst, bist du der internationale Top-Spieler, der am längsten ein Bayer war – und eine Legende …
„Oh, das wusste ich nicht – aber das klingt gut! Ich habe meinen Vertrag auch bewusst so lange gemacht, weil ich mich für lange Zeit beim FC Bayern sehe und weiter alles geben werde, um eine Legende dieses Vereins zu werden.“

Thomas Müller sagt, sein Herz ist roter als rot – deins auch?
„Thomas ist Thomas, er ist einmalig. Er ist ein Kind dieses Clubs und war nie irgendwo anders. Ich habe früher bei anderen Vereinen gespielt und bin ein Franzose. Aber ich würde sagen, dass ich gerne der bayerischste aller ausländischen Spieler beim FC Bayern bin.“

Kingsley Coman, Interview, FC Bayern

Nie unterkriegen lassen: Coman hat sich auch nach Verletzungen immer wieder zurückgekämpft.

Wie wichtig sind in deinen Augen Identität und Treue zu einem Verein – gerade in der heutigen Zeit?
„Das wird leider immer seltener. Ich kann Spieler zwar verstehen, die einen Verein verlassen wollen, weil sie dort nicht glücklich sind oder andere Dinge ausprobieren möchten. Aber viele vergessen dabei, dass man vor allem durch seine Mannschaft glänzt – und so etwas muss sich entwickeln. Mir ist wichtig, eine starke Verbindung aufzubauen zu Mitspielern, Mitarbeitenden, dem ganzen Verein. Für mich ist der FC Bayern wie eine Familie. Ich kenne mittlerweile fast alle Leute und Gesichter an der Säbener Straße und finde das viel schöner, als immer wieder neue Verbindungen aufbauen zu müssen.“

Jetzt steht der Sommer an, Transferzeit – mit was kann der FC Bayern internationale Stars locken?
„Der FC Bayern ist hier nicht auf Understatement angewiesen, jeder Profifußballer der Welt respektiert diesen Club mit seinen Erfolgen und seiner Historie. Bayern gehört zu den ganz, ganz Großen, die alles gewonnen haben und jedes Jahr alles gewinnen können. Und obendrein ist die Stadt wunderschön und attraktiv. Viele Spieler wollen hierher. Und das ist gut so.“

Kingsley Coman, Interview, FC Bayern

Eine Bank für die Roten: Kingsley Coman kam 2015 nach München – und wurde seitdem immer Meister.

Den FC Bayern zeichnet auch aus, dass sich internationale Top-Spieler hier zu Hause fühlen – woher kommt das?
„Man spürt, dass alle im Verein immer für einen da sind und auch bei privaten Dingen helfen. Man bekommt hier als Spieler unglaublich viel Respekt entgegengebracht, und das wollen wir zurückgeben. Es kommt nicht von ungefähr, dass es so viele ausländische Spieler wie Ribéry, Robben oder auch Javi Martínez gibt, die hier sehr viele Jahre geblieben sind – vielleicht sogar länger, als sie sich selbst am Anfang hätten vorstellen können.“

Du gibst mittlerweile deine Interviews auf Deutsch, wie sieht es mit Bayrisch aus?
„Da muss ich leider passen: Deutsch ist schon schwer genug, und ich habe wirklich lange Zeit gebraucht, um es zu beherrschen. Ich konzentriere mich auf das, was ich kann. Aber ich habe einen bayrischen Lieblingssatz, den ich von den Physiotherapeuten gelernt habe: ‚I bin miad.‘ (lacht)“

© Bilder: Julian Baumann

Das komplette Interview ist im aktuellen FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“ zu finden:

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