Die Regionalliga Bayern-Saison 2022/23 hat für die FC Bayern Amateure mit einem 3:1-Heimerfolg gegen Pipinsried ein erfolgreiches Ende genommen. fcbayern.com blickt zurück und erzählt die fünf wichtigsten Geschichten rund um die Zweitvertretung des Rekordmeisters.
Ein neuer alter Trainer
Nach 21 Spielen und einem 4:1-Heimsieg gegen die SpVgg Ansbach verabschiedete sich Coach Martín Demichelis zu Beginn der Rückrunde in Richtung Argentinien. Der ehemalige Bayern-Verteidiger, der bereits die U17 und U19 am Campus trainiert hatte, wechselte zu seinem Jugendclub River Plate, um dort ebenfalls den Cheftrainerposten zu übernehmen.
Mit Holger Seitz trat ab Ende November ein alter Bekannter die Nachfolge an. Der 48-jährige war bereits 2020/21 als Interimstrainer aktiv und führte das Team 2018/19 in die 3. Liga. Seitz und die FC Bayern Amateure - ein perfect Match also. „Ich habe am Anfang viele Gespräche geführt. Ich kannte die Spieler und wusste um ihre Stärken. Genau diese persönlichen Stärken habe ich ihnen aufgezeigt − und sie auch eingefordert - in jedem einzelnen Training“, erklärt Seitz, der vor seiner Rückkehr an die Seitenlinie fast drei Jahre Sportlicher Leiter am Campus war. Zudem habe man versucht, in jeder Einheit ans Limit zu gehen, den Fokus klar aufs Fußballspielen zu legen. So sei dann eine positive Dynamik entstanden, Stück für Stück seien die jungen Spieler sicherer geworden, die Abläufe hätten sich automatisiert. „So haben wir dann die entsprechenden Ergebnisse erreicht. Und, was für mich fast noch wichtiger ist: Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen, hat fast immer gepasst“, so Seitz. Der ehemalige Fußballprofi, der von 1997 bis 2000 ebenfalls das Amateure-Trikot trug, kann auf eine starke Bilanz in der zweiten Saisonhälfte zurückblicken: 19 Spiele, 13 Siege, 4 Unentschieden und nur zwei Niederlagen. Damit setzten sich die Münchner an die Spitze der Rückrundentabelle.
Frans Krätzigs neue Rolle
Kurz vor dem Pflichtspiel-Start im Jahr 2023 hatte Seitz plötzlich eine knifflige Situation zu lösen: Der etatmäßige Linksverteidiger David Herold erhielt kurzfristig ein Angebot aus Österreich und wechselte per Leihe zum SCR Altach. Die Vorbereitung neigte sich langsam dem Ende zu und die Position war nicht besetzt.
Seitz musste also umdisponieren – und kam bei seinen Überlegungen auf Frans Krätzig. Der gelernte offensive Mittelfeldspieler sollte im vorletzten Testspiel hinten links starten. Seitz rief ihn ins Büro und gab ihm mit auf den Weg: „Wir probieren das aus, ich habe keine Bedenken.“ Sein Debüt gab Krätzig krankheitsbedingt erst im Test gegen den FC Liefering, sieben Tage später stand er im Regionalliga-Topspiel gegen Unterhaching bereits links hinten in der Startelf.
Seitdem ist Krätzig nicht mehr aus der ersten Mannschaft wegzudenken, machte insgesamt 32 von möglichen 38 Spielen und ist damit einer der Dauerbrenner der Münchner. Zudem kommen auch die offensiven Qualitäten des 20-Jährigen nicht zu kurz: Im Laufe der Rückrunde erzielte er gegen Augsburg II mit seinem ersten Saisontreffer das 3:2-Siegtor, bei den Würzburger Kickers schoss er in der fünften Minute der Nachspielzeit per Volley den 2:2-Ausgleich. Für seine neuen defensiven Aufgaben und das hohe Laufpensum hat er bereits ein Motto gefunden: „Kämpfen, beißen, kratzen“.
Die M-Frage
Mit einem Durchschnittsalter von 20,4 Jahren hatten die FC Bayern Amateure den jüngsten Kader in der Regionalliga Bayern. Fehlender Biss und mangelnde Abgezocktheit in entscheidenden Spielphasen wird jungen Teams oft nachgesagt. Daher war die mentale Komponente auch für Holger Seitz ein wichtiges Thema. Im Fokus stand für den Fußballlehrer, die Gewinner-Mentalität der jungen Talente zu wecken. „Ich habe versucht, an sie ranzukommen, ihnen zu veranschaulichen, wie schön es ist, gemeinsam zu gewinnen“, erklärt der Trainer. Er habe die Spieler an das erinnert, was sie vor vielen Jahren auf dem Fußballplatz zusammengebracht hat. „Das Miteinander, das Gefühl, wie es ist, wenn der eine für den anderen da ist, wenn man gegenseitig Fehler ausbügelt, zusammen etwas erreicht.“ Kurz: Seitz ist es im Laufe der Rückrunde gelungen, aus talentierten Einzelspielern eine echte Mannschaft zu formen.
Das „Mia San Mia“-Sieger-Gen zeigte das Team vor allem dann, wenn es am wichtigsten war: In den Schlussminuten. Zum Rückrunden-Auftakt gelang Hyunju Lee in der dritten Minute der Nachspielzeit der 2:1-Siegtreffer gegen den späteren Meister aus Unterhaching. Eine Woche später traf Yusuf Kabadayi erst in der 95. Minute zum 3:2 gegen Schweinfurt. Nicht nur vor dem gegnerischen Tor waren die FCB-Amateure bis zum Schlusspfiff eiskalt: Gegen Augsburg II parierte Johannes Schenk einen Last-Minute-Elfmeter und hielt die ein-Tor-Führung fest. Insgesamt acht Saisontreffer erzielten die Münchner in diesem Jahr ab der 90. Minute.
Festung Grünwalder Stadion
Von 19 Heimspielen konnten die Münchner 13 gewinnen und mussten nur drei Niederlagen hinnehmen. Damit belegten sie punktgleich mit den Würzburger Kickers Platz drei der Heimtabelle, einzig die SpVgg Unterhaching war in der Heimat noch stärker. Unterstützt wurden die FC Bayern Amateure im Schnitt von 718 Fans im Grünwalder Stadion, über die ganze Saison sahen 13.635 Zuschauer die Spiele live vor Ort.
Starkes Jahr 2023
Nach der Winterpause hatte die Zweitvertretung des Rekordmeisters einen echten Lauf: Mit acht ungeschlagenen Spielen in Serie, darunter ein 8:1 beim SV Heimstetten, startete das Team von Holger Seitz ins neue Kalenderjahr. Einzig die 0:1-Niederlage gegen den TSV Rain am Lech trübt ein wenig die sonst hervorragende Bilanz von elf Siegen und drei Unentschieden im neuen Jahr. Die FCB-Amateure kletterten seit Februar vom sechsten auf den dritten Tabellenplatz und waren die beste Mannschaft der Rückrunde. Zum Abschluss der Saison sammelten die Roten drei Siege in Folge.
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