Josip Stanišić hat sich im Profi-Kader des FC Bayern etabliert. 40 Partien absolvierte der gebürtige Münchner in den vergangenen zwei Spielzeiten für den deutschen Rekordmeister. Dabei ging sein Karriereweg nicht immer bergauf. Auf der Audi Summer Tour haben wir uns mit dem 23-jährigen Verteidiger über den Dächern von Tokio zum Interview getroffen und über die Asienreise des FCB, einen emotionalen Moment im Auto und seine Ziele für die neue Saison gesprochen.
Das Interview mit Josip Stanišić
Servus, Josip! Ihr seid aktuell auf der Audi Summer Tour in Tokio unterwegs. Welche Eindrücke konntest Du bereits sammeln?
„Es ist das erste Mal, dass ich in Asien bin. Daher ist es schon sehr besonderes. Tokio ist extrem beeindruckend. Es sticht einem sofort ins Auge, wie sauber die Stadt ist- und die Menschen hier sind sehr höflich. Ich war am Donnerstagnachmittag mit Leroy und Jamal in der Stadt unterwegs. Uns haben immer wieder Leute erkannt, haben uns begrüßt und wollten Fotos machen. Alle waren super freundlich. Die Kultur hier so erleben zu können, ist sehr schön.“
Gibt es etwas, worauf Du Dich in den kommenden Tagen besonders freust?
„Nach dem Spiel gegen Manchester City bin ich auch sehr gespannt auf die nächsten Spiele. Gegen Liverpool wird es ein sehr guter Vergleich für uns. Generell wollen wir hier die nächsten Schritte in der Vorbereitung auf die neue Saison gehen. Ich freue mich auch sehr auf Singapur. Das werden sicherlich nochmal neue Erfahrungen.“
Du bist der einzige gebürtiger Münchner im Profi-Kader - was bedeutet es Dir, für den FC Bayern aufzulaufen?
„Für mich ist das die Erfüllung eines Kindheitstraums. Seitdem ich denken kann, bin ich Bayern-Fan, da hat mich mein Vater geprägt (lächelt). Dass ich es hierher geschafft habe, ist eine riesige Sache und war sicherlich auch nicht immer unbedingt absehbar.“
Du sprichst es an, Dein Karriereweg ist etwas ungewöhnlich verlaufen. Bis kurz vor Deinem 17. Geburtstag hast du noch bei Fürstenfeldbruck gespielt. Hast Du damals trotzdem noch von einer Karriere als Profi-Fußballer geträumt?
„Der Traum lebt natürlich immer. Während meiner Jugendzeit gab es ein paar Mal die Überlegung, dass ich zum FC Bayern gehe. Zunächst bin ich aber beim TSV 1860 geblieben, weil ich mir dort mehr Chancen ausgerechnet hatte, mich durchzusetzen. In der U15 war ich dann körperlich etwas zurück, und als klar war, dass ich nicht bei 1860 bleiben werde, bin ich zu Fürstenfeldbruck gegangen, weil mein bester Kumpel dort gespielt hat. Ich wollte einfach Fußball spielen, bin aber trotzdem immer drangeblieben.“
Es folgte dann doch noch der Wechsel zum FC Bayern…
„In der U17 haben wir mit Fürstenfeldbruck gegen Unterhaching gespielt, ich habe ein Tor und eine Vorlage bei einem 2:2 gemacht. Danach wurde ich zum Probetraining bei Bayern eingeladen - da war ich überglücklich. Nachdem ich zwei, drei Monate lang immer mal wieder mittrainiert habe, hat der Wechsel geklappt.“
Im Nachwuchs des FCB hast Du Dich dann etabliert. Gibt es einen Moment, auf den Du besonders gern zurückblickst?
„Ein spezieller Moment war natürlich die Drittligameisterschaft mit den Amateuren. Das hätte niemand erwartet und war etwas sehr Besonderes. Die ganze Erfahrung in der 3. Liga hat mir sehr geholfen in meiner Entwicklung.“
Dein Profidebüt, die erste Meisterschaft, das erste Pflichtspieltor - in den vergangenen zwei Jahren ist viel passiert…
„Vor zwei Jahren hätte ich niemals gedacht, dass ich in dieser Zeit so viel erleben werde. Natürlich gibt es immer Aufs und Abs, unter anderem mit einigen Verletzungen, die ich hatte. Aber alles in allem waren die vergangenen Jahre extrem positiv. Es kamen auch die ersten Spiele mit der kroatischen Nationalmannschaft dazu. Dass ich einmal für die Nationalmannschaft spielen würde, hätte ich mir ein paar Monate zuvor niemals erträumt, weil ich zu dem Zeitpunkt noch bei den Amateuren gespielt habe.“
Wie hast Du von Deiner ersten Berufung zur Nationalmannschaft erfahren?
„Als der Anruf vom kroatischen Verband kam, war ich gerade mit meinen Eltern und meiner Schwester im Auto. Mein Handy war mit dem Auto verbunden und alle konnten mithören. Es hieß, dass ich eine Einladung für die A-Nationalmannschaft bekomme. Ich war erstmal perplex, dann habe ich nach rechts geschaut, meine Eltern haben angefangen zu weinen, meine Schwester hat geweint. Es war ein sehr emotionaler Moment und ich war sehr glücklich, dass meine Familie es direkt miterleben konnte.“
Welche Rolle hat Deine Familie auf Deinem Karriereweg gespielt?
„Sie haben mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Meine Eltern haben alle Strapazen auf sich genommen. Meine Mutter war, egal was passiert ist, immer für mich da und hat sich um alles gekümmert. Mein Vater hat mich immer sehr gepusht. Sie haben mich enorm geprägt.“
Bei der WM im Winter hast Du mit Kroatien das Halbfinale erreicht – was hast Du von dem Turnier mitgenommen?
„Es war ein riesiges Erlebnis. Den dritten Platz zu holen, mit einem kleinen Land wie Kroatien, ist einfach Wahnsinn. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren unheimlich viel Positives erlebt, viele Dinge, die ich mir im Leben nicht erträumt hätte.“
Viele Wegbegleiter schätzen insbesondere Deinen Fleiß. Wie würdest Du Dich selbst charakterisieren?
„Fleißig und ehrgeizig trifft es schon ganz gut. Es freut mich natürlich, wenn andere das auch so sehen. Ohne diese zwei Komponenten kann man es im Profifußball nicht schaffen, außer man ist ein riesiges Talent. Das war bei mir nicht zwingend der Fall und deswegen musste ich über andere Attribute kommen.“
Du gehst in Deine dritte Saison als Profi beim FC Bayern. Was hast Du Dir vorgenommen?
„Wir wollen Titel holen. In den vergangenen Jahren war es immer extrem ärgerlich, wie wir im Pokal und auch in der Champions League ausgeschieden sind. Persönlich will ich verletzungsfrei bleiben. Es ist gerade in meiner Position wichtig, dass ich, wenn jemand ausfällt, da bin und meine Chance nutze. Mein Ziel ist es, so viele Spiele wie möglich zu machen. Ich weiß, dass die Konkurrenz bei Bayern groß ist. Deswegen darf man es nie als selbstverständlich sehen, wenn man spielt. Ich gehe mit dem Mindset rein, dass ich da bin, wenn der Trainer mich braucht und dass ich es ihm so schwer wie möglich mache, auf mich zu verzichten.“
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Ein ausführliches Videoporträt des ehemaligen Campus-Spielers findet Ihr in Story 6 der Serie FC Bayern Campus Stories:
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