Sven Ulreich hat in der Hinrunde Manuel Neuer lange mit Bravour vertreten. Als Nummer 2 müsse man immer bereit sein für den Moment X, sagt der 35-Jährige über seine Rolle im Team.
Das Interview mit Sven Ulreich
Sven, du warst beim FC Bayern mit deinen Leistungen als Vertreter von Manuel Neuer einer der Spieler der Hinrunde. Gibt es eine Parade, die dir besonders in Erinnerung ist?
„Es gab für mich in der Hinrunde viele Highlights, auch einige Spiele mit der einen oder anderen sehr guten Aktion von mir. Zum Beispiel beim Spiel in Kopenhagen, wo ich in der letzten Sekunde noch abgetaucht bin und den Ball von der Linie gekratzt habe. Das hat schon Spaß gemacht.“
Dann kehrte Manuel Neuer zurück, und du musstest dich wieder hinter ihm einordnen. Wie schwer ist dir das gefallen?
„Wenn man so im Spiel drin ist, wenn es gut läuft, dann ist es im ersten Moment natürlich nicht leicht, sich wieder auf die Bank zu setzen. Aber ich weiß, was meine Aufgabe hier beim FC Bayern ist. Und ich habe mich auch riesig gefreut, als Manu zurück war. Mir war immer klar, dass ich ihm im Training helfen werde, ein gutes Comeback zu haben. Wir arbeiten als Team.“
Eigentlich seid ihr zwei doch Konkurrenten.
„Konkurrenz gehört dazu, sie ist sogar elementar, um es im Sport weit zu schaffen. Aber in einem Team ist es auch entscheidend, seinen Platz zu kennen. Wir haben eine klare Hierarchie, Manu ist die Nummer eins. Aber er weiß, dass er in jedem Training 100 Prozent geben muss, weil er von Daniel Peretz und mir gefordert wird. Das braucht er auch, um das Maximum zu erreichen. Die Beziehung zwischen Manu und mir geht über das Kollegiale hinaus. Wir sind im Laufe der vielen gemeinsamen Jahre Freunde geworden. Und das ist auch für mich wichtig, weil ich mich wohlfühlen muss, um meine Leistung bringen zu können.“
Wie lange hat es gedauert, sich als Nummer zwei wohlzufühlen und die Rolle anzunehmen?
„Als mich der FC Bayern damals aus Stuttgart holen wollte, dachte ich als Erstes: ‚Wow! Cool! Bayern!‘ Aber dann, im nächsten Moment, wurde mir bewusst: Nummer zwei? Ich war 26, und das war so nicht in meinem Karriereplan vorgesehen. Doch nach ein paar Nächten grübeln habe ich in dem Angebot eine große Chance für mich gesehen, noch mal voranzukommen. Durch die tägliche Arbeit mit Manu und dieser Weltklassemannschaft konnte ich viel lernen. Mir war klar, dass das manche Leute vielleicht nicht verstehen wollten. Für mich war es aber ein Schritt nach vorne.“
Du hast es als eine Art Fortbildung gesehen.
„Ich wollte Erfahrungen sammeln, die mich insgesamt weiterbringen und mir neue Türen öffnen sollten. Doch dann hat sich alles so entwickelt, dass ich meinen Vertrag seitdem immer wieder aufs Neue verlängere. Ich kam ja auch regelmäßig zum Einsatz, spüre hier immer das Vertrauen in mich. Mit der Zeit ist mir die Mannschaft, der Verein, das Umfeld und alles ans Herz gewachsen. Ich sehe es als Privileg, hier als Nummer zwei arbeiten zu dürfen.“
Auf der Jahreshauptversammlung im November haben dir die Mitglieder nachhaltig applaudiert. Was bedeutet dir das?
„Ich habe mich natürlich gefreut, dass die Mitglieder wertschätzen, was ich für den Verein leiste. Deswegen bedeutet mir das sehr viel. Ich habe immer gesagt, dass der FC Bayern für mich Familie ist.“
Inzwischen hast du 98-mal das FCB-Trikot getragen. Häufiger als Andy Brehme oder Jürgen Klinsmann.
„Darauf bin ich schon stolz. Ich hoffe, dass noch das eine oder andere Spiel dazukommt, damit ich die 100 vollmache.“
Bereits am 12. Januar geht die Bundesliga im neuen Jahr weiter. Reicht die kurze Pause, um wieder Frische zu tanken?
„Meine Frau sagt, dass ich im Urlaub eh immer nach zwei Wochen unruhig werde. Dann fehlt mir der Rasen, auf dem ich mich austoben kann. Ich freue mich schon, wenn’s weitergeht. Und meine Frau ist wahrscheinlich auch froh, wenn ich dann nicht mehr so viel zu Hause im Weg stehe (lacht).“
Das ausführliche Interview gibt es in der Januar-Ausgabe unseres FC Bayern Mitgliedermagazins „51“.
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