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Portraet von Hans Bauer, erster Weltmeister des FC Bayern

Hans Bauer: Unser erster Weltmeister beim FC Bayern

Vor 70 Jahren feierte Fußball-Deutschland das Wunder von Bern – die Mannschaft von Bundestrainer Sepp Herberger wurde sensationell Weltmeister. Mit dabei war auch Hans Bauer. Der Münchner kam bei zwei WM-Spielen zum Einsatz. Das FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“ blickt zurück.

Spielerpass von Hans Bauer bei der Weltmeisterschaft 1954
Hans Bauers Spielerpass während der EM 1954: Er wurde am 28. Juli 1927 in München geboren. 1948 wechselte Bauer zum FC Bayern und gewann 1957 den DFB-Pokal. Er bestritt fünf A-Länderspiele.

Die Mission war groß, aber seine Wurzeln hatte Hans Bauer nicht vergessen. Aus Spiez ging im Juni 1954 eine Postkarte in der Geschäftsstelle des FC Bayern ein, die jedes Mitglied gerne für sich behalten hätte. Sie war unterschrieben vom einzigen Münchner Spieler im WM-Kader von Sepp Herberger, und darüber hinaus – so stand es in den „Clubnachrichten“ – „eine wahre Fundgrube für Autogrammjäger“. Von Toni Turek über Fritz Walter bis hin zu Helmut Rahn nämlich hatten alle deutschen Spieler den Stift in die Hand genommen und die Sendung signiert, die auf die rund 350 Kilometer Luftlinie weite Reise in die bayerische Landeshauptstadt geschickt wurde. Damals noch als WM-Teilnehmer – aber als die Karte ankam, waren die Absender: Weltmeister.

Sendlinger Bub als Stolz der Stadt

70 Jahre sind seit dieser kleinen Anekdote rund um ein großes Wunder vergangen, und auch wenn die Kommunikationsmittel heute meist andere sind und sich die Fußballwelt deutlich schneller dreht, sind die Tage im Sommer 1954 historisch. Johann „Hans“ Bauer († 1997) war und bleibt der erste von bisher 20 deutschen Weltmeistern unseres Clubs und machte damals – auch wenn er bei der Endrunde in der Schweiz keine tragende Rolle spielte – eine ganze Stadt stolz. Wie sehr, konnte man dem damaligen Oberbürgermeister Thomas Wimmer ansehen, als er die deutsche Weltmeisterelf nach ihrem Eintreffen mit dem von Geschenken überquellenden Sonderzug in München auf dem Rathausbalkon empfing. Da standen die Stars, die die Republik wachgeküsst hatten. Und mittendrin: Der Münchner Sonnyboy Hans Bauer, der immer wieder hervorgehoben wurde.

Die Spieler der deutschen Nationalmannschaft nehmen Aufstellung vor Anpfiff des dem Vorrunden- Entscheidungsspiels um Platz zwei gegen die Türkei bei der WM 1954.
Hans Bauer (2. v. r.) vor dem Vorrunden-Entscheidungsspiel um Platz zwei gegen die Türkei (7:2).

„Der Bayern-Spieler hat sich aller Ehren würdig erwiesen“, so stand es nüchtern in den „Clubnachrichten“. Dabei wusste man gerade in jenem Verein, dem sich Bauer sechs Jahre zuvor nach seinem Wechsel vom FC Wacker München angeschlossen hatte, was man an diesem besonderen Spieler und Menschen hatte. Gut aussehend war er, elegant gekleidet, immer bestens gelaunt, gerne ein Striezi.

Pacht-Tankstelle in München-Pasing

Und so war es auch kein Zufall, dass Bauer seinen Charme im Privat- wie Berufsleben zu nutzen wusste. Zweimal war er verheiratet, am Ende seines Lebens mit der Münchner Society-Lady Hilde Käfer liiert. Und auch wenn die Prämien in der Stunde seines größten Erfolges noch andere waren und der Ruhm nach dem sensationellen Titelgewinn nach dem 3:2 gegen Ungarn im Endspiel nicht allen zuteilwurde, half der Titel ihm weiter. Den Motorroller eines privaten Sponsors hatte nur die erste Elf bekommen, daher kaufte sich Bauer kurzerhand aus eigener Tasche einen Fiat Topolino und arbeitete fortan auch mit Autos. Die Shell AG bot ihm eine lukrative Pacht-Tankstelle in München-Pasing an, der Plan dahinter war klar: Bauer sollte mit seiner Popularität Kunden anlocken. Gesagt, getan. Der neue Tagesablauf: von morgens bis spätnachmittags arbeiten in Pasing, dann mindestens dreimal pro Woche ab ins Training. Viel Aufwand, genauso viel Ertrag.

Teamfoto der deutschen Mannschaft für die Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz im Mannschaftsquartier.
22 Freunde müsst ihr sein: Hans Bauer (oben, 2. v. r.) beim Gruppenfoto des WM-Kaders 1954.

Dass sein neuer Arbeitgeber sportaffin war, zeigte sich aber auch an anderer Stelle. Denn tatsächlich hatte die Shell AG nach dem großen Erfolg eigens zu einem Ehrenabend geladen. Bauer musste angesichts des Rahmens – neben OB Wimmer waren auch seine Eltern und Vertreter des FC Bayern geladen – bei seiner Rede gar mit den Tränen kämpfen. Als er schließlich Worte fand, sagte er: „Ich danke Ihnen allen von Herzen und verspreche Ihnen, ein tüchtiger und braver Mensch zu bleiben!“ Den überreichten Scheck über 500 D-Mark spendete er umgehend an Hochwasseropfer. Das Fazit der „Clubnachrichten“: „Der Hansl ist schon aus dem richtigen Holz geschnitzt.“ Geld war ihm, aufgewachsen mit zwei Brüdern in ärmeren Verhältnissen, nie wirklich wichtig gewesen.

Ausgabe der Clubzeitung des FC Bayern mit Weltmeister Hans Bauer auf dem Titelblatt
Die „Clubnachrichten“ berichten im August 1954 über den Festabend zu Ehren unseres Weltmeisters.

Kapitän beim Pokalsieg 1957

Bauer, ein mediterraner Typ mit gegeltem Haar, hatte klare Vorstellungen von jenem Leben, das für ihn selbst lebenswert war. Und so wollte er seiner Leidenschaft Fußball auch nur aktiv nachgehen. Nach seinem Karriereende trat er prompt aus dem Verein aus, Karten kaufte er sich selbst, wenn er ins Stadion wollte. Den Aufstieg in die Bundesliga sechs Jahre nach dem Ende seiner Laufbahn verfolgte er als stiller Begleiter und Fan. Was trotzdem blieb: dass Bauer nicht nur Weltmeister, sondern auch ein wichtiger Teil des Wiederaufstiegs 1956 (neun Treffer in 33 Spielen) und eine der prägendsten Figuren des ersten DFB-Pokalsiegs der Bayern war. Als Kapitän nahm er 1957 die Trophäe nach dem 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf in Augsburg entgegen. Für Bauer der größte Erfolg mit dem Club – wieder einer für die Geschichtsbücher.

Dieser Text stammt aus der aktuellen Ausgabe des FC Bayern Clubmagazins „51“