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Auf den ersten Blick gibt es wohl nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen Jamal Musiala und einem Angreifer wie Carsten Jancker. Der bullige Stürmer sorgte zwischen 1996 und 2002 im Trikot des FC Bayern für Angst und Schrecken in den gegnerischen Strafräumen. Trotz seiner Statur war Jancker zwar für das eine oder andere Kabinettstückchen auf dem Platz bekannt – an die eleganten Bewegungen eines Jamal Musiala auf dem Fußballfeld reichte aber auch er nicht heran.
Frühestes Pokal-Tor seit 25 Jahren
Und dennoch sollten die Namen der beiden an diesem Pokalabend in Mainz in einem Atemzug genannt werden: Nach starker Vorarbeit von Harry Kane traf Musiala bereits in der 2. Minute zur Münchner Führung und markierte damit ganz nebenbei auch das früheste Pokal-Tor der Bayern seit 25 Jahren. Damals hatte – na, klar! – Carsten Jancker sogar in der 1. Minute beim 4:1 des FCB beim SV Meppen genetzt und damit, genauso wie jetzt Musiala und Co., keinen Zweifel daran gelassen, dass er und seine Teamkollegen unbedingt in die nächste Runde einziehen wollen.
„Das frühe Tor hat natürlich gutgetan“, sagte Joshua Kimmich und ergänzte: „Generell haben wir in der ersten Halbzeit sehr seriös und effizient gespielt.“ Denn das 1:0 war erst der Anfang der Musiala-Show im ersten Durchgang. Nachdem Leroy Sané eine starke Vorlage des 21-Jährigen in der 30. Minute allein vor Mainz-Keeper Robin Zentner nicht nutzen konnte, machte es Musiala in der 37. Minute eben selbst und staubte nach einem abgewehrten Schuss von Harry Kane per Kopf zum 2:0 ab. Kurz vor dem Pausenpfiff bewies Sané (45.+1) dann nach einem mustergültigen Konter mit dem Treffer zum 3:0, dass er es auch besser kann, ehe erneut Musiala mit dem Treffer zum 4:0 den Deckel auf die erste Halbzeit machte.
Was Jamal für ein außergewöhnlicher Spieler ist, habe der Gegner in diesem Spiel gemerkt, sagte Sportvorstand Max Eberl später über den deutschen Nationalspieler, der einmal mehr gegen die Nullfünfer aufgedreht hatte. In zehn Pflichtspielduellen mit Mainz sammelte er allein zehn Torbeteiligungen (sieben Tore, drei Vorlagen) und damit mehr als gegen jeden anderen Verein. Erstmals überhaupt gelang ihm ein Dreierpack im Trikot der Bayern, womit er jetzt bei 50 Pflichtspieltoren in 174 Einsätzen für die Münchner steht.
Man of the Match in nur 45 Minuten
Die Frage nach dem Matchwinner war also schon früh beantwortet – und trotzdem musste sich Musiala ein zweites Mal an diesem Abend Carsten Jancker knapp geschlagen geben. Dessen (geteilten) Vereinsrekord von fünf Treffern im DFB-Pokal beim 16:1 bei der DJK Waldberg im August 1997 konnte der Dribbelkünstler an diesem Abend nicht mehr gefährden, was aber auch daran lag, dass Musiala zur Pause ausgewechselt wurde. Vincent Kompany gönnte ihm wie auch anderen Vielspielern im zweiten Durchgang eine Pause. „Der Junge bringt Spaß für die Mannschaft. Wir versuchen auch, dass er frisch bleibt“, erklärte der Chefcoach und fand lobende Worte für Musiala: „Er kann ein unglaublicher Spieler werden. Hoffentlich macht er so weiter. Er ist jung und wird noch besser werden.“
Auch ohne Wirbelwind Musiala behielten die Bayern nach dem Seitenwechsel die Oberhand und brachten das 4:0 und den damit verbundenen Achtelfinaleinzug im DFB-Pokal sicher nach Hause. „Nach der Pause sind wir es etwas ruhiger angegangen, aber das ist nach den vergangenen Wochen glaube ich auch verständlich. Insgesamt war es ein sehr souveräner Auftritt“, erklärte Kimmich. Für Kompany war im Spiel seiner Mannschaft vor allem wichtig, „dass die Mentalität stimmt. Großes Kompliment an die Mannschaft, wie sie drei Tage nach dem Spiel in Bochum schon wieder bereit war.“
Englische Wochen gehen weiter
Der Drei-Tage-Rhythmus bleibt den Münchner nun erstmal weiter treu – bereits am Samstag geht es im Duell mit dem Tabellenvierten 1. FC Union Berlin darum, die Spitzenposition in der Bundesliga zu verteidigen. „Jetzt zählt nur das nächste Spiel. Wenn wir weiter arbeiten, werden wir noch besser. Wenn man bei Bayern München ist, ist es immer das Ziel, alles zu gewinnen“, so Kompany: „Wir haben noch nichts erreicht und müssen weitermachen.“ Beim Mann des Abends klang das ähnlich: „Je mehr Spiele wir haben, desto besser wissen wir, was wir machen. Wir wollen eine hohe Intensität haben und Tore schießen.“ Wie gut er es kann, hat Musiala im Pokal eindrucksvoll bewiesen.
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