Peter Gaydarov hat mit gerade einmal 33 Jahren eine der wichtigsten Aufgaben im Nachwuchsbereich des FC Bayern übernommen: Als Cheftrainer der U19 trägt er die Verantwortung dafür, die jungen Talente bestmöglich auf den Schritt in den Profifußball vorzubereiten. Im Interview mit fcbayern.com spricht er über seine persönliche Reise vom Fußballfeld in Bulgarien bis an die Seitenlinie des FC Bayern, seine Ziele mit dem Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters und eine ganz besondere Grußbotschaft von Aleksandar Pavlović.
Das Interview mit Peter Gaydarov
Servus Peter. Als Cheftrainer der U19 ist es eine deiner zentralen Aufgaben und Ziele, die Spieler deiner Mannschaft in den Profifußball zu führen. Wo und wie begann eigentlich deine fußballerische Reise?
Peter Gaydarov: „Ich bin bis zu meinem achten Lebensjahr in Bulgarien aufgewachsen. Für mich gab es damals nur Fußball – hier ist meine Leidenschaft für den Sport entstanden. Es war auch die Zeit der goldenen Generation in Bulgarien: Spieler wie Hristo Stoichkov, Krassimir Balakov und viele andere bulgarische Legenden prägten diese Ära.“
„Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass IT und Fußball zwei völlig verschiedene Welten sind. Wenn man aber ein bisschen genauer hinschaut, gibt es mehr Parallelen, als man denkt.”
Peter Gaydarov über die Gemeinsamkeiten zwischen der IT und dem Fußball
Wie ging es im Anschluss für dich weiter?
„Mit acht Jahren hatte ich die Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen. Meine Eltern haben mich dann schnell in einem Fußballverein angemeldet. Rückblickend ging für mich damit ein kleiner Traum in Erfüllung: Wir spielten in richtigen Trikots, hatten Gegner und sogar einen festen Spielplan.“
Später hast du eine Ausbildung im IT-Bereich absolviert, bist mittlerweile aber hauptberuflich Cheftrainer der U19. Haben die beiden Berufsfelder eigentlich etwas miteinander zu tun?
„Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass IT und Fußball zwei völlig verschiedene Welten sind. Wenn man aber ein bisschen genauer hinschaut, gibt es mehr Parallelen, als man denkt. In der IT geht es darum, Systeme zu strukturieren und Prozesse zu programmieren, die optimal ineinandergreifen. Man denkt lösungsorientiert, plant Abläufe – und genau das ist auch im Fußball essenziell. Eine Saison als Trainer zu gestalten, ist vergleichbar. Man entwirft einen klaren Rahmen und etabliert Abläufe und Automatismen, die aufeinander aufbauen. Sowohl die IT als auch der Fußball sind schnelllebige Bereiche, in denen man sich ständig an moderne Anforderungen anpassen muss.“
Du warst selbst nie Profi, viele deiner Kollegen in deinem Trainerteam aber schon. Wie profitierst du von ihrer Erfahrung?
„Meine Aufgabe ist es, jedem im Team eine Rolle zu geben, die seinen Stärken entspricht – und dazu gehört auch, von den Erfahrungen im Profifußball zu profitieren. Mit Stefan Meissner haben wir einen ehemaligen Profistürmer im Trainerteam, der sich intensiv um unsere Angreifer kümmert. Tom Starke ist ein echtes Vereinsurgestein und kennt die höchsten Ebenen des Fußballs wie kein Zweiter. Er begleitet nicht nur die Torhüter, sondern den gesamten Defensivverbund. Die Expertise von Stefan und Tom ist nicht nur für die Spieler ein enormer Vorteil, sondern auch für mich als junger Trainer.“
Du hast unheimlich jung als Trainer angefangen. War das immer dein Ziel?
„Nein, ursprünglich hatte ich das nie geplant. Es war eher eine spontane Entscheidung aus der Not heraus: Mein Heimatverein suchte zur Winterpause dringend einen Trainer für die U15. Da ich selbst noch in der U19 spielte, bin ich mit 17 Jahren eingesprungen. Obwohl es zunächst ungeplant war, hat mir die Aufgabe so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin. Auf meinen weiteren Stationen hatte ich das Glück, in einem unterstützenden Umfeld arbeiten zu können, das mir die Chance gegeben hat, mich kontinuierlich weiterzuentwickeln.“
Du hast bereits im Erwachsenen- als auch im Nachwuchsbereich gearbeitet. Wie groß sind die Unterschiede deiner Meinung nach?
„Enorm. Im Herrenbereich trainiert man oft Spieler, für die Fußball ein Hobby ist, da Beruf und Familie im Vordergrund stehen. Hier steht der Gemeinschaftsgedanke im Fokus, und dennoch möchte man gemeinsam Erfolge feiern. Im Nachwuchsleistungszentrum hingegen arbeiten wir mit jungen Talenten, die ihrem Traum, Profi zu werden, alles unterordnen. Das bringt eine völlig andere Dynamik mit sich – es herrschen ein höherer Druck und deutlich anspruchsvollere Rahmenbedingungen, die eine intensive Betreuung und gezielte Entwicklung erfordern.“
Mit 33 bist du Cheftrainer der U19 des FC Bayern. War das eigentlich von Beginn an ein Ziel, eines Tages bei deinem Herzensverein zu landen?
„Ich bin in Oberbayern aufgewachsen, und der FC Bayern war für mich immer der Verein, zu dem ich aufgeschaut habe. Wie bereits erwähnt, bin ich in Bulgarien groß geworden. Eine der ersten Sachen, die mir meine Eltern aus Deutschland mitgebracht haben, war ein Bayern-Trikot – das hat meine Verbindung zum Verein schon früh geprägt. Dass ich heute Cheftrainer der U19 dieses großartigen Clubs bin, ist für mich ein wahr gewordener Traum. Hätte man mich vor sieben oder acht Jahren gefragt, ob ich mir so eine Position jemals vorstellen könnte, hätte ich das niemals für möglich gehalten.“
Stehen für dich als Jugendtrainer die Titel oder doch eher die individuelle Entwicklung im Vordergrund?
„Definitiv die Entwicklung. Als Jugendtrainer ist es unsere wichtigste Aufgabe, die individuellen Fähigkeiten der Spieler zu fördern und sie auf den Profifußball vorzubereiten. Darum geht es – und genau das macht unsere Arbeit so besonders. Es erfüllt mich jedes Mal mit Stolz, wenn ich den Fernseher einschalte oder ins Stadion gehe und Spieler wie Aleksandar Pavlović sehe, die diesen Schritt geschafft haben. Das ist nicht nur ein Moment des Stolzes für den gesamten Campus, sondern auch ein Spiegel unserer Vereinsphilosophie: Talente auszubilden und sie an den Profifußball heranzuführen. Die Entwicklung von Spielern wie Aleks ist für uns Trainer am Campus das größte Geschenk. Es ist ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass wir sie auf diesem Weg begleiten durften.“
Hast du noch ab und an Kontakt zu ihm?
„Ich habe Aleks nur ein halbes Jahr als Co-Trainer trainiert, deshalb wäre es übertrieben zu sagen, dass ich ein wesentlicher Förderer seiner Entwicklung war. Aleks ist ein beeindruckendes Beispiel für die erfolgreiche Arbeit am Campus.“
„Aleks Pavlović verkörpert die Identität des FC Bayern perfekt – nicht nur durch seine sportliche Leistung, sondern auch durch seine außergewöhnliche Persönlichkeit.”
Peter Gaydarov über das Campus-Eigengewächs
Wie genau meinst du das?
„Aleks hat eine enge Verbindung zum Campus. Er hat beispielsweise während seiner Verletzung ein Motivationsvideo für die Youth League-Mannschaft aufgenommen und uns geschickt. Außerdem ist er für viele Spieler, die nach ihm auf dem Sprung sind – wie etwa Adam Aznou – eine wichtige Bezugsperson. Er schaut regelmäßig Spiele an, verfolgt die Entwicklung der Mannschaften und gratuliert uns zu Erfolgen. Er weiß genau, was hier passiert, und ist ein großartiges Beispiel für das, wofür der FC Bayern steht: eine große Familie. Aleks verkörpert diese Identität perfekt – nicht nur durch seine sportliche Leistung, sondern auch durch seine außergewöhnliche Persönlichkeit. Genau deshalb ist es unser klares Ziel am Campus, auch in Zukunft Spieler wie ihn auszubilden.“
Blicken wir zum Abschluss noch auf das kommende Jahr: Was sind eure Ziele, sowohl was die Entwicklung betrifft, als auch die Ergebnisse in den beiden Wettbewerben?
„Beim FC Bayern wollen wir jedes Spiel gewinnen, so natürlich auch in der U19. Die Ergebnisse stehen aber nicht immer an erster Stelle. Viel wichtiger für den Verein ist die individuelle Entwicklung der Spieler und die kontinuierliche Verbesserung unserer Spielweise. Diese Fortschritte gegen stärkere Gegner weiter auszubauen, wird eine spannende Herausforderung für uns. Das Ziel des Vereins bleibt es, dass am Ende der Saison jeder Spieler so große Schritte gemacht hat, dass er bereit für den Herrenfußball ist. Natürlich freuen wir uns auf die beiden spannenden Wettbewerbe in der Rückrunde und wollen uns so gut wie möglich präsentieren. Aber das wird niemals auf Kosten der individuellen Entwicklung unserer Spieler geschehen.“
Der Rückblick auf die bisherige Saison der FCB-U19:
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