
Lukas Schneller kennt den FC Bayern wie seine Westentasche: Seit der U12 wurde der gebürtige Münchner in der Akademie des Rekordmeisters ausgebildet, er durchlief mehrere Campus-Teams und gewann 2020 die Klub-WM. Nach einer halbjährigen Leihe beim SC Freiburg II steht der 23-Jährige nun seit Sommer für den 1. FC Schweinfurt im Kasten und trifft nun erstmals als Gegner auf den FCB. Im Interview spricht Schneller über seine Zeit in Unterfranken und das Top-Duell gegen seinen Leihverein (live am Samstag, ab 14 Uhr, bei FC Bayern TV PLUS).
Das Interview mit Lukas Schneller
Servus Lukas, du bist seit 2012 beim FC Bayern und hast elfeinhalb Jahre das Trikot getragen. Am Samstag stehst du zum ersten Mal auf der anderen Seite. Ein seltsames Gefühl, gegen die Amateure zu spielen?
„Ich freue mich sehr auf dieses Spiel und die alten Kollegen. Jahrelang bin ich mit dem FC Bayern zu Spielen und Turnieren gefahren, bei denen uns jeder unbedingt schlagen wollte. Jetzt bin ich zum ersten Mal selbst in dieser Rolle. Ja, es wird sicherlich ein bisschen ungewohnt sein.“

Wie viele Nachrichten haben dich bisher aus München erreicht?
„Ich habe schon einige bekommen (lacht). Mit Jonny, Javi und Grayson hatte ich viel Kontakt. Auch wenn Letzterer nun nach Zürich gewechselt ist. Außerdem bin ich regelmäßig mit Tom Starke im Austausch, der im Rahmen meiner Leihe immer wieder mein Ansprechpartner ist. Er gibt mir wertvolles Feedback zu meinen Leistungen und wir tauschen uns über die aktuellen Entwicklungen im Torwartspiel aus. Leider wird er am Samstag nicht vor Ort sein, da er mit der U19 auf Schalke unterwegs ist. Ich freue mich sehr, alle wieder zu sehen. Egal, ob Holger Seitz oder Jaroslav Drobny, die ich sehr schätze, oder auch die Physiotherapeuten. Es wird auf jeden Fall ein besonderer Nachmittag.“

Es ist nicht nur das Duell gegen deinen Ausleihverein, sondern auch das Spiel um die Tabellenführung.
„Die Voraussetzungen machen es natürlich noch brisanter. Gerade, weil beide Teams noch nicht gegeneinander gespielt haben und es das erste Spiel nach der Winterpause ist. Wettkampfpraxis konnten also beide jeweils nur in Testspielen sammeln. So ist es schwer eine Tendenz zu erahnen. Wir werden das Spiel wie jedes andere angehen: mit vollem Fokus, aber ohne unnötigen Druck. Wir haben nichts zu verlieren.“
Ist das auch die Einstellung, die euch bis an die Tabellenspitze gebracht hat?
„Ja, in gewissem Maße schon. Als sich im Sommer die Möglichkeit ergab, hierher zu wechseln, habe ich die Chance schnell ergriffen, da ich unbedingt wieder regelmäßig spielen wollte. Das Konzept der Verantwortlichen rund um unseren Trainer Viktor Kleinhenz hat mich sofort überzeugt. Sie versicherten mir, dass wir eine starke Mannschaft haben, die mit den richtigen Rahmenbedingungen eine gute Rolle spielen kann. Wir sind dann sehr gut in die Saison gestartet und haben zehn der ersten zwölf Spiele gewonnen. Ein Aufstieg war zu diesem Zeitpunkt noch kein Thema, für uns war es zunächst wichtig, die vermeintlich einfacheren Spiele zu gewinnen. Dass wir dann nun ganz oben stehen, macht es natürlich umso schöner.“
Lukas Schneller ist einer von über 20 Leihspielern. Jetzt unsere Serie streamen:
Was ist euer Erfolgsrezept?
„Es ist ein sehr spezielles, familiäres Umfeld. Sehr viele Spieler kommen ursprünglich aus Schweinfurt oder der Umgebung und haben schon mal hier gespielt. Einige waren zwischenzeitlich in Nachwuchsleistungszentren, sind nun aber wieder zurückgekehrt und arbeiten in der Region. Es fühlt sich ein bisschen wie ein Klassentreffen an. Alle sind nun wieder hier und wollen gemeinsam das Bestmögliche erreichen. Zum Scherz habe ich mal gesagt: Wir sind, so wie wir bisher spielen, das Leicester City der Regionalliga Bayern (lacht).“ (Anm. der Redaktion: Leicester City wurde 2016 als Underdog Sensations-Meister in der englischen Premier League)
Inwiefern hilft dieses Umfeld auch dir persönlich für deine Weiterentwicklung?
„Für mich stand von Beginn an die Spielpraxis im Vordergrund. Bei den Amateuren haben mich immer wieder Verletzungen zurückgeworfen und ich konnte selten mehrere Spiele am Stück machen. Meine letzte Leihe beim SC Freiburg II war sportlich ebenso enttäuschend. Nun habe ich alle 21 Spiele absolviert und bin wieder bei hundert Prozent. Ich schätze das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, und versuche, es Woche für Woche zurückzuzahlen. Dabei ging es zu Beginn nicht nur darum, mir selbst zu beweisen, dass sich mein Körper vollständig regeneriert hat, sondern auch gegenüber den Menschen, die mich stets unterstützt haben – insbesondere meiner Familie, die in den schwierigen Phasen immer an meiner Seite war.“

Im Sommer endet deine Leihe. Hast du bereits darüber nachgedacht, wie es wäre, als Aufsteiger nach München zurückzukehren?
„Ich blicke ungern so weit in die Zukunft. Fakt ist aber, dass ich nach jetzigem Stand im Sommer nach München zurückkehren werde. Und Fakt ist auch, dass ich bis dahin jedes Spiel gewinnen möchte. Wir werden sehen, wie es am Ende ausgeht.“
Die Fakten zum Top-Duell gegen Schweinfurt:
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