
Als Harry Kane vor Kurzem im Celtic Park mit einem schön anzusehenden Seitfallzieher das 2:0 gegen den schottischen Meister markierte, war dies nicht nur die Vorentscheidung im Playoff-Hinspiel. Der Engländer sorgte mit seinem 15. Treffer im erst 20. Champions League-Match für den FC Bayern auch für einen neuen Bestwert. Roy Makaay – einer seiner Vorgänger im FCB-Sturm, der am heutigen 9. März seinen 50. Geburtstag feiert – war in dieser Hinsicht bislang der schnellste, brauchte einst jedoch ein Spiel mehr, um diese Marke zu erreichen. Das soll aber nicht heißen, dass der Niederländer Kane in Sachen Torjägerqualitäten hinterherhinkt. Makaay war einst 2003 als bester Torjäger Europas nach München gewechselt, Kane gewann den begehrten Goldenen Schuh in der Vorsaison.

Und doch könnten die beiden Ausnahmeangreifer, die jeweils zu den besten ihrer Generation zählen, wohl unterschiedlicher kaum sein. Während Kane als mitspielender Stürmer überall auf dem Feld zu finden ist, wurde Makaay zu seiner Zeit als Phantom gefürchtet: Lange unsichtbar – und dann im entscheidenden Moment zur Stelle. Woher er diese Gabe hatte, kann er auch nicht so recht erklären. „Diesen Torriecher, das kann man nicht lernen. Man kann natürlich die Schusstechnik oder seinen Kopfball verbessern, aber im richtigen Moment auf der richtigen Position zu stehen, das hat man oder hat man nicht“, sagt Makaay.
Ein Dreierpack als Bewerbungsschreiben
In seiner Zeit in München stand der Stürmer ziemlich häufig richtig. 103 Tore erzielte Makaay von 2003 bis 2007 in 189 Spielen für den FC Bayern und holte dort sowohl 2005 und 2006 das Double aus DFB-Pokal und Meisterschaft. Zuvor hatte er ein Bewerbungsschreiben für den Job beim Rekordmeister abgegeben, das es in sich hatte. Noch im Trikot von Deportivo La Coruña schnürte er im September 2002 im Champions League-Duell im Münchner Olympiastadion einen Dreierpack gegen seinen späteren Arbeitgeber. Die Verantwortlichen beim FCB waren sich schnell einig, dass es besser wäre, wenn dieser Mann fortan für die Münchner spielt als gegen sie.
„Diesen Torriecher, das kann man nicht lernen. Man kann natürlich die Schusstechnik oder seinen Kopfball verbessern, aber im richtigen Moment auf der richtigen Position zu stehen, das hat man oder hat man nicht.”
Roy Makaay
Makaay war ein Torjäger, wie ihn wohl jeder Trainer gerne in seiner Mannschaft hat – auch wenn er sich nicht immer an die Absprachen hielt. Im Training habe man oft einstudiert, dass man als Stürmer zum ersten Pfosten zu laufen habe, verrät Makaay: „Aber im Spiel steht man dann am zweiten und macht das Tor. Ab und zu kann man das nicht erklären. Das ist Instinkt, man hat einfach das Gefühl, dass der Ball dort hinfallen wird.“ Das mache einfach einen guten Stürmer aus, denn „sonst wird es für den Gegner auch zu einfach, wenn man immer das macht, was man trainiert hat“, so Makaay: „Darauf können die sich einstellen.“
Nicht wirklich einstudiert dürfte wohl auch Makaays vielleicht bekanntestes Tor im Bayern-Trikot gewesen sein. Im Achtelfinal-Rückspiel in der Königsklasse gegen Real Madrid am 7. März 2007 musste der FCB in der Allianz Arena eine 2:3-Niederlage aus dem Hinspiel zwei Wochen zuvor umbiegen und legte los wie die Feuerwehr. Direkt nach dem Anstoß der Gäste eroberte Hasan Salihamidžić den Ball, spielte diesen weiter zu Makaay und „bevor wir es überhaupt kapiert hatten, war er im Netz“, erinnerte sich der Torjäger später zurück. Makaay hatte nach 10,12 Sekunden getroffen und das bis heute schnellste Champions League-Tor der Geschichte erzielt.
Trainer der FC Bayern World Squad
Nach seiner Stürmerlaufbahn blieb Makaay dem Fußball treu und arbeitet seither als Trainer. Zunächst in verschiedenen Positionen bei Feyenoord Rotterdam, wo er 2010 seine aktive Karriere beendet hatte und 2017 als Co-Trainer seines Freundes Giovanni van Bronckhorst Feyenoords 18-jährige Leidenszeit ohne Meistertitel beendete. Später coachte er bei den Glasgow Rangers und in den vergangenen beiden Jahren auch wieder beim deutschen Rekordmeister, wo er zuletzt den FC Bayern World Squad betreute.

Sein Wissen gibt er gerne an die nächste Generation weiter, auch wenn man manche Dinge nur schwer vermitteln kann. „Ich habe nie gesagt, ich habe das so gemacht, ihr müsst es auch so machen“, sagt Makaay: „Jeder Stürmer ist anders und muss nach seinen Fähigkeiten trainiert werden.“ Der Torinstinkt eines Weltklassestürmers muss einem eben in die Wiege gelegt werden – so wie einst dem Phantom Makaay. Lieber Roy, wir wünschen Dir alles Gute zum Geburtstag.
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