
Er heißt Thomas Müller. Und er auch. Und der da sowieso. Thomas Müller ist der häufigste Männername in Deutschland. Auch beim FC Bayern taucht er 90-mal in der Mitgliederdatenbank auf. Doch nur einer von ihnen hat die Champions League gewonnen. Das FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“ hat sich auf die Suche nach den anderen Thomas Müllers gemacht – und festgestellt: Der Name verpflichtet. Zumindest ein bisschen.
„Für mich war unser Name eine besondere Motivation auf dem Platz“

Thomas Müller, 22, ist Österreicher und studiert Fahrzeugtechnik in München. Er ist Bayern-Mitglied seit 2023.
„Thomas Müller war Bayern-Profi, solange ich denken kann. Dass ich ihn bald als TV-Experte oder auf der Trainerbank sehen werde, kann ich mir noch gar nicht vorstellen. Schon als kleiner Junge habe ich immer den FC Bayern verfolgt, und Müller war halt einfach immer da. Er war weder extrem schnell noch dribbelstark, aber stand immer am richtigen Ort. Ich komme ursprünglich aus Österreich, und dort ist dieser Name auch sehr häufig. Während der WM 2014 war ich im Urlaub in der Türkei und hab dort jede Menge deutscher Freunde gefunden, jedes Spiel wurde im Public Viewing gezeigt, und da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich einen wirklich sehr, sehr berühmten Namensvetter habe. Wie so viele Kinder hatte ich natürlich auch die kleine Hoffnung, einmal Fußballprofi zu werden. Die Namensverwandtschaft hat schon auch dazu geführt, dass Thomas Müller ein besonderes Vorbild für mich wurde. Mein Traum vom großen Fußball hat sich nicht erfüllt, aber an der Motivation hat es nicht gelegen.
Je älter ich wurde, desto mehr Interviews mit ihm habe ich gesehen und desto besser habe ich verstanden, wie treu und authentisch er ist. Als Elfjähriger habe ich seinen feinen Humor ja noch nicht so recht verstanden. Man könnte sagen: Je besser ich Thomas Müller kennenlernte, desto mehr verstand ich, was für ein besonderer Mensch er ist – und hoffentlich bleibt.“
„Die Kollegen meldeten sich 2014 mit ‚Schürrle‘ und ‚Götze‘“

Thomas Müller, 44, kommt aus Bayern, ist aber gerade von Hamburg nach Berlin gezogen. Er ist FCB-Mitglied seit 2020.
„Thomas Müller mag vielleicht der statistisch häufigste Männername in Deutschland sein – aber unser Thomas ist einmalig. Es war ein Bundesliga-Spiel in der Van-Gaal-Ära, als mir Thomas Müller das erste Mal bewusst aufgefallen ist. Da habe ich den Spielverlauf noch über Videotext verfolgt und gesehen, dass gerade ein ‚T. Müller‘ eingewechselt wurde. Im Videotext! Das zeigt, wie lange der Mann unseren Verein geprägt hat. Was mir wahnsinnig in Erinnerung bleiben wird, ist seine Authentizität. ‚Weltmeista samma‘, hat er nach der WM 2014 einmal in ein Mikrofon geschrien. Danach strahlte der Name doch ein bisschen auf mich ab.
Wenn ich mich im Büro mit meinem Namen meldete, antworteten die Kollegen dann mit ‚Mario Götze‘ oder ‚André Schürrle‘. Ich mag die Stadionatmosphäre generell sehr gern und hatte in meinem Hamburger Exil eine Saisonkarte für St. Pauli – als man dort meinen Namen gesehen hat, hieß es schmunzelnd am Telefon: ‚Das bearbeiten wir natürlich sofort.‘ Ich wünsche Thomas Müller, dass er sich seine authentische Art erhalten wird. Auf der einen Seite ein bayerischer Schlawiner, auf der anderen Seite diese professionelle Arbeitsauffassung, sich mit hoher Seriosität und Engagement einer Sache zu widmen. Da hat er für mich eine wahnsinnige Vorbildfunktion eingenommen, die ihn zur Legende gemacht hat.“
„Auf der Audi Summer Tour wurden wir in ein Hotelzimmer gebucht“

Dr. Thomas Müller, 68, ist Zahnarzt im Ruhestand und lebt im schwäbischen Nördlingen. Seit 2005 ist er Bayern-Mitglied.
„Ich habe Thomas Müller zum ersten Mal 2014 kennengelernt, da durfte ich mit der Mannschaft zum Champions League-Spiel nach Rom. Abends, noch unter dem Eindruck des sensationellen 7:1-Auswärtssieges gegen die AS Rom, habe ich mir erlaubt, ihn anzusprechen. Über die Namensgleichheit und die Tatsache, dass ich zusätzlich noch aus Nördlingen, dem Geburtsort von Gerd Müller, komme, hat er sich sehr amüsiert.
Ein knappes Jahr später war ich mit der Mannschaft auf der Audi Summer Tour in China unterwegs. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug hat er mich wiedererkannt und gemeint: ‚Was! Du bist auch wieder dabei!‘ Dann wollte er als Gag bei der Passkontrolle unsere Ausweise vertauschen. Das war mir in Peking aber doch zu riskant. Später auf der Tour hat man uns in Guangzhou aus Versehen dasselbe Hotelzimmer zugewiesen, auch im Flugzeug gab es Verwirrung, weil unsere Bordkarten vertauscht wurden. Er fand das aber immer genauso lustig wie ich.
Das spricht alles für seinen Charakter. Er ist offen, bodenständig, sehr intelligent und geht gern auf die Menschen zu. Er kann mit großem Stolz auf seine Karriere zurückblicken, und ich wünsche ihm, dass er jetzt erst mal ein bisschen Zeit zum Leben hat. Und dann bin ich sehr gespannt, was er machen wird, der Herr Namensvetter.“
„Während der WM 2010 war ich plötzlich berühmt“

Thomas Müller, 35, ist fast so alt wie Thomas Müller. Er lebt in Warburg (Ostwestfalen) und ist Garten- und Landschaftsbauer.
„Zum ersten Mal bewusst ins Auge gefallen ist mir Thomas Müller nach der WM 2010. Da war ich selbst auf der ‚Aida‘ unterwegs. Auf dem Kreuzfahrtschiff trägt man Karten mit dem eigenen Namen mit sich, und da kamen dann die asiatischen Kellner immer zu mir an den Tisch und sagten: ‚Thomas Müller, Thomas Müller, FC Bayern, FC Bayern.‘ Ich habe zwar noch versucht, das Missverständnis aufzuklären, aber sie waren weiter fest davon überzeugt, dass ich der wahre Müller sei. Plötzlich war ich ein bisschen berühmt.
Spielerisch hat er natürlich schon während der WM einen guten Eindruck hinterlassen. Bastian Schweinsteiger hat mal gesagt, Müller könnte auch ein Kreisligaspieler sein, aber er stand halt schon damals immer da, wo ein Stürmer stehen muss. Er ist nicht nur ein einmaliger Fußballer, sondern auch ein absoluter Medienprofi, hat immer für einen Lacher gesorgt. Das wird mir auf jeden Fall am meisten fehlen. Ich hoffe, dass er dem FC Bayern in irgendeiner Funktion erhalten bleibt. Er war immer ein Aushängeschild für den Verein. So einen Mann dürfen wir nicht verlieren.“
„So viele Erfolge. So bodenständig. Das muss man erst mal schaffen“

Thomas Müller, 56, lebt in Raisting, 10 Minuten von Pähl entfernt. Er ist Betriebsleiter einer Malerei und FCB-Mitglied seit 2013.
„Wenn ich mich am Telefon melde, sage ich immer ‚Thomas Müller, Raisting‘. Nicht, dass es da zu Verwechslungen kommt. Thomas Müllers Heimatort Pähl ist vier Kilometer Luftlinie entfernt – und hier kennt man sich. Müllers Vater ist ein Bekannter meines Schwagers. Wir haben 2008 auch die erste Autogrammkarte bekommen, druckfrisch, die liegt noch immer bei uns zu Hause. Dass einer aus der Region von der E-Jugend an beim FC Bayern diesen Weg gemacht hat, hat einen großen Müller-Hype ausgelöst. Ich war 15 Jahre lang Jugendtrainer beim SV Raisting, und gerade für die Jungen war das eine riesige Motivation.
Heute bin ich immer noch Schiedsrichter, da wird natürlich schon gelacht, wenn es heißt: ‚Oh, heute pfeift der Müller, Thomas.‘ Als ich in der Raistinger AH spielte, hatte ich zufällig die Nummer 25 auf der Trainingstasche. Und der Thomas hat ab und an sogar bei der Pähler AH zugeschaut. Der ist ein normaler boarischer Bua geblieben, weiß, wo er herkommt, und muss sich nicht verstellen.
Nach einer so langen Zeit als Profi und nach so vielen Erfolgen muss man das erst mal schaffen. Seine Familie trifft man hier beim Bäcker oder beim Metzger oder beim Weißwurstessen. Mein Nachbar ist immer beim legendären Schafkopf-Turnier von Müller eingeladen, da gibt’s keine Freunde. Zum Glück haben wir schon den nächsten Lokalhelden am Start: Jannis Hohenester aus Raisting spielt in der FCB-U16. Da wird es allerdings nicht so viele Namensvettern geben.“
„In der ersten Arena-Reihe spürte ich seine Intensität. Unglaublich“

Thomas Müller, 48, ist Lehrer für Sport und Mathe und lebt in Aarau (Schweiz). Er ist FCB-Fan seit 1985 und Mitglied seit 2025.
„Vor allem von Deutschen, die in der Schweiz wohnen, gibt es immer wieder Kommentare zur Namensverwandtschaft. Aber ich verfolge den FC Bayern schon sehr lange und sehr intensiv, war Bayern-Fan, bevor Thomas Müller überhaupt geboren wurde. Ein paarmal pro Saison fahre ich nach München zu den Heimspielen. Einmal durfte ich in der ersten Reihe sitzen, direkt neben dem Spielfeldrand. Wir haben gegen Leverkusen gespielt und, wenn ich mich richtig erinnere, 1:2 verloren. Aber damals ist mir erstmals aufgefallen, was für eine Intensität er auf den Platz bringt. Unglaublich.
Ich saß etwa auf Strafraumhöhe, und bei jedem Einwurf stand am Schluss Müller frei. Obwohl er ja nicht durch seine Eleganz auffällt, hat er ein unglaubliches Timing und versteht das Spiel wie kein Zweiter. Zudem setzt er seine Mitspieler enorm gut in Szene und fühlt die Räume, das habe ich so bei keinem anderen gesehen.
Ich bin Lehrer, und meine Schüler finden diese Verbindung natürlich auch lustig – bislang bekam ich von jeder Abschlussklasse ein Bayern-Shirt mit meinem Namen hinten drauf. Allerdings nicht immer mit der Nummer 25. Für die Zukunft wünsche ich Thomas Müller, dass er etwas findet, das ihn weiterhin so zufriedenstellt, und er seine Stärken ausspielen kann, wie er es im Fußball getan hat. Er hat die besten Voraussetzungen, um auch in Zukunft sehr erfolgreich zu sein.“
Wir sind Thomas Müller

Rund 50.000 Menschen in Deutschland tragen den Namen Thomas Müller. Es ist statistisch gesehen der häufigste Männername in Deutschland. In dem Filmprojekt „Wer ist Thomas Müller?“, das den Durchschnittsdeutschen verstehen wollte, trat auch unser absolut undurchschnittlicher Rekordspieler auf.
Acht Fußballmannschaften könnte man mit den 90 FCB-Mitgliedern bilden, die ebenfalls Thomas Müller heißen – der älteste ist 78 Jahre alt, der jüngste Thomas ist erst fünf Jahre alt. Sie alle tragen den Namen einer Legende.
Der heilige Spielwitz: Der Name Thomas stammt vom aramäischen „Te’oma“ – „Zwilling“ (kein Wunder, dass es so viele gibt). Der heilige Thomas war der Apostel, der an der Auferstehung zweifelte, und gilt als Schutzpatron der Architekten, Bauarbeiter – und bald auch Raumdeuter?
Einig Deutschland: In diesen Regionen sind Bayern-Fans mit dem Namen Thomas Müller zu Hause. Es zeigt sich: Die ganze Republik ist rot. Auch in der Schweiz heißen drei Mitglieder wie unsere Nummer 25. In Österreich dagegen wohnt kein einziges Thomas-Müller-Fan-Double.
© Bilder: Lena Giovanazzi, Sebastian Lock, Lukas Zander, Fabian Hugo, Daniel Nguyen, Sebastian Arlt
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