
Das Rennen um den ersten Titel der neuen Saison ist eröffnet! Am Samstag (20:30 Uhr) gastiert der FC Bayern im Franz Beckenbauer-Supercup beim VfB Stuttgart. Nur sechs Tage vor dem Bundesliga-Auftakt wird es für die Mannschaft von Cheftrainer Vincent Kompany zum ersten Mal richtig ernst – nach drei Testspielsiegen am Stück gehen die Münchner mit Selbstvertrauen in den Südschlager. Doch der amtierende DFB-Pokalsieger bringt jede Menge Qualität mit und wird dem deutschen Rekordmeister alles abverlangen. Ein genauer Blick auf das Spiel des VfB unter Sebastian Hoeneß zeigt, womit die Bayern am Samstag rechnen – und worauf sie höllisch aufpassen müssen.
Die Vorbereitung

Drei Siege, ein Remis und eine Niederlage – so lautet die Bilanz der Schwaben aus fünf Vorbereitungsspielen. Zwar sind die Ergebnisse aus den Tests meist mit Vorsicht zu genießen, doch abgesehen von der knappen 0:1-Pleite im letzten Freundschaftsspiel gegen den FC Bologna präsentierte sich der VfB in Torlaune. Der deutliche 7:1-Erfolg gegen Verbandsligist SV Fellbach war in der Höhe zu erwarten, aber auch gegen höherklassige Gegner wie die PSV Eindhoven (4:4), Celta Vigo (2:1) und den FC Toulouse (6:0) ging im VfB-Angriff viel zusammen. An offensiver Durchschlagskraft fehlt es dem Tabellenneunten der vergangenen Bundesliga-Saison definitiv nicht.
Die Neuzugänge

Vier Profis nahm der VfB Stuttgart in diesem Sommertransferfenster bereits unter Vertrag. In Noah Darvich wechselte ein vielversprechendes Talent vom FC Barcelona an den Neckar. Der 18-jährige offensive Mittelfeldspieler wurde beim SC Freiburg ausgebildet und absolvierte in den vergangenen beiden Saisons insgesamt 46 Pflichtspiele für die Zweitvertretung der Katalanen. Als Kapitän führte er die deutsche U19-Nationalmannschaft in diesem Sommer ins Halbfinale der Europameisterschaft (5:6 n.V. gegen Spanien). Auch bei der Reserve von Real Madrid bedienten sich die Schwaben: Der 20-jährige spanische Juniorennationalspieler Chema Andrés verstärkt das zentrale Mittelfeld des VfB. Mit Lazar Jovanovic holte Stuttgart einen aufstrebenden Youngster für den rechten Flügel von Roter Stern Belgrad. Lorenz Assignon von Stade Rennes ist der bislang prominenteste Zugang: Der 25-jährige Franzose soll die Position des Rechtsverteidigers einnehmen.
Die Aufstellung

Vor Keeper und FCB-Leihgabe Alexander Nübel bilden Abwehrchef Jeff Chabot und Luca Jaquez das Duo in der Innenverteidigung. Auf den Außenverteidigerpositionen sind Maximilian Mittelstädt (links) und Josha Vagnoman (rechts) gesetzt, wobei Letzterer in Neuzugang Assignon starke Konkurrenz erhalten hat. Auf der Doppelsechs agiert neben Kapitän Atakan Karazor normalerweise Angelo Stiller, doch der ehemalige Spieler der FC Bayern Amateure fehlt derzeit verletzt. Somit dürfte der Spanier Chema im Supercup sein Pflichtspieldebüt für den VfB feiern. In der offensiven Dreierreihe könnten Jamie Leweling, Deniz Undav und Chris Führich beginnen, in der Sturmspitze setzt Coach Sebastian Hoeneß wohl auf Nick Woltemade, der gemeinsam mit Ermedin Demirović (17 Treffer) der Top-Torschütze der abgelaufenen Saison bei den Stuttgartern war.
Die Spielweise
Unter Hoeneß spielt der VfB einen kontrollierten, auf Ballkontrolle ausgerichteten Fußball – in der vergangenen Saison waren nur der FC Bayern (63 Prozent) und Borussia Dortmund (57) im Durchschnitt länger am Ball als die Schwaben (56). Taktisch zeigen sich die Stuttgarter dabei äußerst flexibel: Sie variieren zwischen mehreren Grundformationen aus Dreier- und Viererkette, in den Vorbereitungsspielen agierten Deniz Undav und Co. überwiegend aus einem 4-2-3-1-System heraus.
Das Aufbauspiel der Schwaben basiert vor allem auf geduldigem, flachem Kurzpassspiel, sie lassen Ball und Gegner laufen und reißen so Lücken. Dabei kommt den Außenverteidigern eine tragende Rolle zu: Sie schieben ins Zentrum ein, um die Mitte zu überladen – sei es durch ein Inversverschieben eines Abwehrspielers, während der andere zurückfällt und mit den Innenverteidigern eine Dreierkette bildet, oder durch ein Hochrücken ins defensive Mittelfeld, um das Zentrum zusätzlich zu verdichten.

Die enge Staffelung im Spielaufbau sorgt für kompakte Ballzirkulation. Durch die Positionierung mit vielen Spielern in Ballnähe gelingt es dem VfB, nach Ballverlusten sofort ins Gegenpressing überzugehen und so viele zweite Bälle zu erobern. Im Mittelfeldzentrum agieren zwei eng beieinander positionierte Sechser, von denen einer sich häufig etwas zurückfallen lässt. Die beiden Stürmer stehen hoch, schaffen dadurch Räume zwischen gegnerischem Mittelfeld und Abwehr und fallen situativ zurück.
Ohne Ball wechselt Stuttgart überwiegend in eine 4-4-2-Grundordnung. Die letzte Reihe verteidigt im hohen Anlaufen konsequent nach vorne, während die Mannschaft insgesamt großen Wert auf aggressives Gegenpressing legt. Hoeneß bevorzugt meist ein Mann-gegen-Mann-Prinzip, bei dem der Gegner intensiv unter Druck gesetzt wird. In manchen Situationen zieht sich Stuttgart etwas zurück und verteidigt im Mittelfeldpressing. Insgesamt hat der VfB-Coach ein taktisch diszipliniertes und variabel agierendes Team geformt, das konsequent mit spielerischen Mitteln Räume gewinnt und freie Anspielstationen sucht.
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