
Wie startet man beim FC Bayern? Wie behauptet man sich zwischen gestandenen Nationalspielern? Tom Bischof, 20, kam im Sommer aus Hoffenheim. Im Interview mit dem Clubmagazin „51“ spricht er über Selbstbewusstsein und Demut, Vorbilder und Konkurrenten – und seinen Weg vom Kinderzimmer an die Säbener Straße.
Tom, erzähl uns von dem Gefühl, das Bayern-Trikot zu tragen.
Tom Bischof: „Da müssen wir eigentlich erst einmal weit in meine Kindheit zurückgehen, damit ihr versteht, was dieses Trikot wirklich für mich bedeutet.“

Wieso? Was war in deiner Kindheit?
„Ich habe als kleiner Junge jahrelang unter einem Bayern-Gemälde geschlafen. Das war riesengroß. Ich schätze mal drei Meter hoch und zweieinhalb Meter breit. Das habe ich zur Einschulung geschenkt bekommen. Mein Vater ist großer Bayern-Fan, und er bat einen Freund, der Maler war, es in meinem Kinderzimmer zu zeichnen: ich im Trikot von Amorbach, meinem damaligen Heimatverein, bei einem Seitfallzieher – und über mir riesengroß das Logo von Bayern München. Mein Vater hat mich auch ganz früh im Fanclub angemeldet. Ich bin also ein paar tausendmal unter dem Logo eingeschlafen und wieder aufgewacht. Ich hatte bestimmt 30 Trikots von Bayern.“
Welche Spielernamen standen hinten drauf?
„Ich hatte oft die 10 drauf, von Arjen Robben. Und auch Trikots von Schweinsteiger, Neuer, Ribéry. Wirklich viele. Ich war nicht nur auf einen Spieler fixiert. Mir gefiel der Club mit den Stars und diesen besonderen Spielern. Von Sandro Wagner habe ich sogar mal das Trikot bekommen, das er bei seinem letzten Bayern-Spiel getragen hat. Das war in Frankfurt und ich war im Stadion.“
„Vor meinem Wechsel zum FC Bayern habe ich eine Nachricht von Joshua Kimmich bekommen, dass er sich auf mich freut und an mich glaubt. Da hatte ich Gänsehaut.”
Tom Bischof
Und nun trägst du selbst das Trikot. Also noch mal: Wie ist das Gefühl?
„Wirklich überragend. Ich wollte das immer schon. Ich finde, dass einem dieses Trikot noch mal mehr Selbstbewusstsein schenkt. Und eine zusätzliche Portion Motivation verleiht. Schließlich will ich auch zeigen, dass ich es zu Recht trage. Man hat auch eine Verantwortung, dieses Trikot zu tragen. Es ist also ein bunter Mix aus verschiedenen, aber ausschließlich schönen Gefühlen, den Stoff auf seiner Haut zu spüren.“

Bei deiner Vorstellung hast du gesagt, Bayern und du, das sei „ein Perfect Match“. Wie meinst du das?
„Ich habe mich ja lange damit auseinandergesetzt, was ein richtiger Schritt für mich ist. Ich habe es nicht nur entschieden, weil wir in meiner Familie Fans sind. Sondern ich habe Vincent Kompany, Max Eberl und Christoph Freund genau zugehört, was sie mit mir vorhaben und was sie erwarten. Ich habe ganz viel Bayern geschaut. All das hat eine Rolle gespielt. Ich finde, dass der Fußball, den Bayern spielt, perfekt zu mir passt. Das Spiel um den Sechzehner, das hohe Pressing, all das kommt mir sehr entgegen. Und außerdem bin ich ein kleines Mentalitätsmonster.“
Was bedeutet das?
„Ich bin superehrgeizig, ich will Titel holen, ich will jedes Spiel gewinnen, unbedingt! Und das ist doch auch die Identität des FC Bayern.“
„Ich will zeigen, dass ich das Bayern-Trikot zu Recht trage.”
Tom Bischof
In welchen Momenten spürst du diese Identität des Clubs?
„Ich werde oft gefragt, was der größte Unterschied zu Hoffenheim ist – und ich erkläre das immer so: Die Jungs sind alle genauso locker drauf wie bei Hoffenheim, aber sobald sie einen Schritt auf den Rasen machen, merkst du jedem sofort an: Jetzt will jeder gewinnen. Das habe ich ganz schnell mitbekommen, und das gefällt mir.“

Wie war denn der Moment, als du vom Interesse des FC Bayern erfahren hast?
„Bayern wollte mich ja schon früher holen, da war ich 15 oder 16. Damals wäre es noch zu früh gewesen. Als jetzt die Anfrage kam, habe ich mir genau diese Frage wieder gestellt: „Kommt es zu früh?“ Aber all die Gespräche mit Vincent Kompany, Max Eberl und Christoph Freund haben mich dieses Mal sehr klar zu einem anderen Schluss kommen lassen. Max hat mir irgendwann mal eine WhatsApp geschrieben und gefragt, ob ich jetzt freiwillig komme oder ob er mich holen muss. Danach war ich überzeugt, hey, das muss ich machen.“
Und dann warst du irgendwann an der Säbener Straße zum ersten Mal beim Training. Wie bist du da die Herausforderung konkret angegangen?
„Ehrlicherweise ging das Kapitel Bayern schon ein bisschen früher los. Ich war noch bei Hoffenheim, aber mein Wechsel war schon kommuniziert, da habe ich eine Nachricht von Joshua Kimmich bekommen. Er hatte sich meine Nummer besorgt und mir einfach geschrieben. Er schrieb, dass er, als er zu Bayern ging, noch kein Bundesliga-Spiel absolviert hatte – und sich trotzdem den Schritt zugetraut hätte. Und dass er mir das auch zutraut. Er meinte, dass er sich freut und an mich glaubt. In diesem Moment hatte ich Gänsehaut, so viel Vertrauen schon vorab zu bekommen.“

Wie selbstbewusst muss man als junger Spieler beim
FC Bayern sein – und wie demütig gleichzeitig?
„Ich glaube, da muss man eine gute Mischung finden. Du darfst dich auf jeden Fall nicht verstecken, das fängt schon in der Kabine an. Im Training musst du hinter jedem Pass eine Message haben. Sobald die Jungs merken, dass du kicken kannst, wächst du ins Team hinein. So war es zum Glück bei mir. Gleichzeitig ist es aber immer noch so, dass ich zu meinen Mitspielern aufschaue. Ich sehe mich bei Bayern in der Rolle des Herausforderers. Um mich zu zeigen, versuche ich, immer hundert Prozent zu geben. Ich bereite jedes Training gut vor und nach. Und wenn ich Spielminuten bekomme, will ich die Chance nutzen.“
Das komplette Interview lesen Sie in der Oktober-Ausgabe des Clubmagazins „51“.
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